Vorsorge­untersuchungen

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Was bedeutet „Vorsorge­untersuchung“?

Es gibt Krankheiten, die sich erst in fortgeschrittenen Stadien bemerkbar machen. Krebserkrankungen z.B. machen sich oft erst dann mit bestimmten Beschwerden bemerkbar, wenn der Tumor schon weit fortgeschritten ist und nicht mehr gut behandelt werden kann. Um den Krebs in einem so frühen Stadium festzustellen, wenn die Behandlungsmöglichkeiten noch optimal sind führt man Vorsorgeuntersuchungen durch. Denken Sie beispielsweise an die verschiedenen Krebsvorsorgeuntersuchungen.

Auch für Krankheiten des Herzens gilt, daß sie oft erst dann zu Tage treten, wenn etwas Schlimmes passiert. Herzinfarkte oder Schlaganfälle treten oft ohne Vorwarnzeichen und völlig überraschend auf.

Der Sinn von Vorsorgeuntersuchungen des Herzens besteht darin, Krankheiten zu finden, die sich noch in einem sehr frühen Stadium befinden.

Wenn man solche Vorstadien der Erkrankung früh genug feststellt, so ist die Überlegung, dann kann man ihre schlimmen Folgen (z.B. den Herzinfarkt) rechtzeitig verhindern.

Welche Vorsorge­untersuchungen des Herzens gibt es?

Man unterscheidet 2 Formen von Vorsorgeuntersuchungen:

Primäre Vorsorgeuntersuchungen (Primärprävention) führt man bei Menschen durch, die allem Anschein nach noch gesund sind.

Man sucht bei solchen Untersuchungen nach den oben schon erwähnten Vorstadien von Herzkrankheiten und nach bestimmten Lebensumständen und Faktoren (= Risikofaktoren), die die Entstehung von Herzkrankheiten begünstigen.

Sekundäre Vorsorgeuntersuchungen (Sekundärprävention) werden bei Menschen durchgeführt, die schon eine Herzkrankheit erlitten und überstanden haben.

In diesen Fällen sucht man nach den schon erwähnten Risikofaktoren, die die schon bestehende Herzkrankheit ungünstig beeinflussen. Man versucht durch solche sekundäre Vorsorgeuntersuchungen, das weitere Fortschreiten der Krankheit zu verhindern.

Es gibt sehr viele Krankheiten des Herzens, z.B. Herzmuskelkrankheiten, Herzklappenfehler oder Herzrhythmusstörungen. Vorsorgeuntersuchungen des Herzens zielen heute in aller Regel auf die Erkennung der koronaren Herzkrankheit und ihrer schlimmsten Komplikation, dem Herzinfarkt ab.

Was ist die koronare Herzkrankheit?

Die “Koronare Herzkrankheit” (KHK) befällt die Blutgefäße (Arterien = Schlagadern) auf der Oberfläche des Herzens. Man nennt diese Arterien “Koronararterien” oder “Herzkranzgefäße“. (Sie können Genaueres lesen, wenn Sie hier klicken.)

Plaque
Abb. 1

Sie versorgen den Herzmuskel mit Blut und damit mit Sauerstoff und Nährstoffen.

Diese Arterien sind normalerweise weich und elastisch. Im Alter und bedingt durch zahlreiche komplizierte Mechanismen kommt es aber zu einer Verhärtung der Gefäße. Fett, Cholesterin und Salze aus dem Blut lagern sich in der Innenwand der Gefäße ab. Diese Ablagerungen nennt man “Plaques” (sprich: Placks) (Abb. 1).

Die Anwesenheit von Fettablagerungen in der Gefäßwand stellt etwas Abnormes und Krankhaftes dar, das natürlich auch dem Körper und seinen eigenen Reparaturmechanismen nicht verborgen bleibt.

Also machen sich bestimmte Zellen des Blutes auf den Weg, um das Fett zu beseitigen. Sie dringen in die Gefäßwand ein und beginnen, das Fett „aufzufressen“.

Nun ist die Menge des sich abgelagerten Fettes für diese Zellen zu groß und sie „überfressen“ sich, d.h. sie sterben ab und platzen dabei.

Wenn die Zellen platzen setzen sie dabei viele giftige und ätzende Chemikalien frei, mit deren Hilfe die Freßzellen das aufgegessene Fett normalerweise verdauen und weiter verarbeiten.

Skleroseentstehung
Abb. 2

Wenn nun diese ätzenden Chemikalien in das Gewebe der Gefäßwand eindringen lösen sie hier eine Entzündung aus.

Der Körper des Menschen neigt nun dazu, auf solche Entzündungsreize mit der Ansammlung von Kalk zu reagieren. Deshalb kommt es im Verlauf einer solchen Entzündung zur Entstehung von Verkalkungen der Gefäßwand.

Dazu kommt, daß sich andere Zellen auf den Weg zum Entzündungsherd machen. Auf diese Weise entsteht also eine Plaque, die nicht nur aus dem Fett, sondern auch aus lebenden und arbeitenden Freßzellen, aus abgestorbenen und geplatzten Freßzellen, aus Narbengewebe, Kalkablagerungen und Reparaturzellen besteht. Durch zahlreiche solcher Plaques wird die ursprüngliche glatte Gefäßinnenwand rau (Abb. 2) und es kommt zu einer zunehmenden Einengung des Gefäßinnenraums.

Eine solche Einengung beginnt langsam und schleichend. Niemand bemerkt dies: Der Betroffene nicht, weil die Ablagerungen zu Beginn ihrer Entstehung noch keine Verengung des Gefäßes, keine Durchblutungsstörung und damit noch keine Beschwerden verursachen; erst bei einer Gefäßeinengung von etwa 75% kommt es zu einer Durchflußbehinderung des Blutes durch die Ader, es kommt zum Auftreten von Durchblutungsstörungen und damit auch zu Beschwerden (siehe unten). Und auch der Arzt kann die Krankheit nicht feststellen, weil alle Untersuchungen, die er üblicherweise zur Erkennung der Erkrankung durchführt (z.B. EKG oder Belastungs-EKG) auch erst dann krankhaft ausfallen werden, wenn sich das Gefäß um etwa 75% verengt hat.

Auf diese Weise kann der Plaque unbemerkt immer weiter wachsen, immer größer werden und damit zu einer zunehmenden Verengung des Gefäßes führen.

Wenn er ein Ausmaß hat, das zu einer etwa 50%igen Einengung des Gefäßinnenraums geführt hat kommt es zu einer entscheidenden Weichenstellung, die ja zu einem Zeitpunkt stattfindet, zu dem der Betroffene noch nichts von seiner Krankheit weiß:

Es kann sein, daß der Plaque immer weiter heran wächst und dann irgendwann zu einer Einengung des Gefäßes von 75% führt.

In diesen Fällen wird der Herzmuskel vermindert mit Blut versorgt. Druck- und Engegefühle in der Brust und ein heftiger Schmerz in der Herzgegend, den man Angina pectoris nennt sind die Folgen.

Typischerweise treten diese Beschwerden bei Aufregungen oder unter körperlicher Belastung auf, wenn der Herzmuskel besonders viel Blut benötigt.

Film 1

Normalerweise klingen die Beschwerden schnell wieder ab, wenn man die Belastung unterbricht und Ruhe einhält.

In vielen Fällen kann der Plaque aber auch plötzlich aufplatzen, schließlich wird er bei jedem Herzschlag und bei jedem Blutschwall, der hindurch fließt von einer Druckwelle erfaßt und durchgeschüttelt.

Sehen Sie in Film 1 einen Wald, der von der Druckwelle einer Atombomben-Explosion getroffen wird.

Die meisten Bäume, die sich unter der Wucht der Druckwelle biegen sind elastisch und richten sich nach der Passage der Welle wieder auf. Einige Bäume (im Film grün markiert) sind aber nicht so elastisch. Sie halten der Kraft der Verbiegung nicht stand und brechen durch. In dieser Weise müssen Sie sich Wirkung der Blutdruckwelle auf den Plaque vorstellen:

Die meisten Plaques halten der Druckwelle stand, aber einige reißen ein. Niemand weiß, warum diese Plaques einreißen und andere dem Druck standhalten.

Verschluss
Abb. 3

Diejenigen Plaques, die einreißen, nennt man vulnerable, d.i. verletzliche Plaques.

Wenn der Plaque einreißt entleert sich das Fett, das sich in seinem Inneren angesammelt hatte plötzlich in das Blut. Sie können diesen Vorgang mit dem Ausdrücken eines Pickels vergleichen.

Kommt das Blut nun in direkten Kontakt mit diesem Fett gerinnt es auf der Stelle. Es entsteht ein Blutpfropf (Blutgerinnsel), der das Blutgefäß in der Regel vollkommen verschließt (Abb. 3).

Wenn sich eine Koronararterie auf diese Weise plötzlich verschließt, wird der Blutzufluß zu einem Teil des Herzmuskels abrupt unterbrochen. Dabei kann der Herzmuskel absterben und hierdurch irreparabel beschädigt werden. Dieser Moment macht sich durch einen äußerst heftigen Schmerzanfall bemerkbar, der im Gegensatz zu der oben genannten Angina pectoris nicht nach kurzer Zeit wieder abklingt. Ein solches Ereignis nennt man Herzinfarkt oder, wie es heutzutage heißt: Akutes Koronarsyndrom.

Der Herzinfarkt heilt im Laufe der folgenden Wochen und Monate, wobei der Muskel aber durch Narbengewebe ersetzt wird.

Im Gegensatz zu lebendigem Herzmuskel ist solch Narbengewebe tot und kann sich nicht mehr zusammenziehen.

Wenn diese Narbe nur sehr klein ist, kann sich das gesamte Herz wieder vollständig erholen. Wenn die Narbe jedoch sehr groß ist schwächt sie das Herz, denn der gesunde übrig gebliebene Herzmuskel ist nicht mehr in der Lage, die Arbeit des abgestorbenen Herzmuskels zu übernehmen. Es entsteht dann als Folge des Infarktes eine Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen, das Leben der Betroffenen ist hierdurch nicht nur akut beim Auftreten des Herzinfarktes, sondern auch in der weiteren Folge bedroht.

Auch wenn es heute mit modernen Behandlungsverfahren (Ballonerweiterung, Stent-Implantation) und Medikamenten möglich ist, die verstopfte Herzkranzarterie sehr schnell wieder zu eröffnen und den Blutdurchfluß zu normalisieren bleibt oft doch eine mehr oder weniger große Infarktnarbe mit ihren jeweiligen Folgen (Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen) zurück.

Daß der Herzinfarkt auch heutzutage ein gefährliches Ereignis ist können Sie daraus ersehen, daß auch heute noch ¼ aller Herzinfarktpatienten stirbt, bevor sie das Krankenhaus erreichen, daß 1/5 aller überlebenden Patienten innerhalb des 1. Monats nach dem Eintritt des Infarktes sterben und daß jährlich in Deutschland etwa 250.000 Menschen an den chronischen Folgen des Infarktes sterben.

Und daß der Herzinfarkt oft heimtückisch und ohne Vorwarnung auftritt werden Sie aus Ihrem Nachbar- und Bekanntenkreis wissen.

Aus diesen Gründen ist es wichtig, Vorsorge zu treffen und zu erfahren, ob man infarktgefährdet ist oder nicht.

Dies herauszufinden ist die Aufgabe von primären Vorsorgeuntersuchungen des Herzens.

Risikofaktoren für das Herz

Schlagadern des Körpers, Herzkranzarterien ebenso wie Gehirn-, Nieren- oder Beinarterien erkranken nicht aus Langeweile, sondern weil sie unter dem Einfluß von Risikofaktoren stehen. Seit Jahrzehnten suchen Ärzte nach diesen Faktoren. Dabei haben sie eine Vielzahl solcher Faktoren gefunden und beforscht, von denen aber nur wenige als gesichert angesehen werden:

Bei anderen Faktoren vermutet man einen Zusammenhang mit Gefäßkrankheiten, kann diesen Zusammenhang aber augenblicklich noch nicht beweisen. Zu diesen möglichen Risikofaktoren gehören:

Einen speziellen Stellenwert nimmt Streß ein, der ja von vielen als ein wichtiger Auslöser von Herzkrankheiten und Herzinfarkten angesehen wird und der der koronaren Herzkrankheit vor vielen Jahren den Beinamen „Managerkrankheit“ eingebracht ist:

Streß ist als eigenständiger Risikofaktor umstritten, was daran liegen mag, daß niemand sagen kann, was denn Streß eigentlich ist. Es gibt „positiven“ Streß (z.B. bei extreme Freude) und „negativen“ Streß (z.B. Ärger am Arbeitsplatz, Sorgen usw).

Abb. 4
Anzahl der täglichen Herzinfarkte im Januar 1990 (grün) und Januar 1991 (blau). Die Tage, an denen Raketen abgefeuert wurden sind mit einem roten Pfeil gekennzeichnet.

Einige Menschen brauchen Streß wie ein Lebenselixier, andere leiden darunter, was für den einen Streß ist ist für den anderen langweilig und Routine.

Von den vielen wissenschaftlichen Untersuchungen, die zum Thema Streß angestellt worden sind gibt es nur eine, die nach meiner Meinung überzeugend ist:

m 1. Golfkrieg 1991 ist der Staat Israel mit dem Angriff von Giftgas-Raketen bedroht worden.

In dieser Zeit ist die Anzahl der Herzinfarkte in den bedrohten Gebieten 2-3mal so hoch wie in normalen Zeiten gewesen (Abb. 4).

Nach einigen Tagen hat sich die Infarkthäufigkeit allerdings wieder normalisiert, obwohl die Giftgas-Bedrohung noch weiter bestehen blieb.

Man kann dies so interpretieren, daß massiver Streß sehr wohl zur Infarktgefahr führt, daß der Mensch den Streß allerdings nach nur kurzer Zeit innerlich verarbeitet oder sich daran gewöhnt, sodaß die Infarktgefahr trotz weiter bestehenden Streß wieder absinkt.

Man kann aber es aber auch so sehen, daß in den ersten Tagen des Stresses alle zu diesem Zeitpunkt vulnerablen Plaques platzen und daß danach keine solchen vulnerablen Plaques mehr vorhanden sind, die platzen könnten.

Ehrlich gesagt (aber das ist meine persönliche Meinung) kann ich mir nichts Anderes vorstellen, als daß der Mensch irgendwie in der Lage ist, auch massiven Streß zu überstehen:

Wenn Streß wirklich zu gehäuften Herzinfarkten führen würde dann dürfte die Menschheit ihre Entwicklung mit Steinzeit, Kriegen, Verwüstungen und anderen Katastrophen kaum überlebt haben. Aber, wenn man es wissenschaftlich sieht:

Streß ist ein umstrittenes Thema.

Weniger umstritten ist allerdings die Persönlichkeitsstruktur eines Menschen.

Hier haben die Psychologen bestimmte Charaktermerkmale gefunden, die besonders häufig bei Menschen vorzufinden waren, die einen Herzinfarkt erlitten hatten. Man bezeichnet diesen „Menschentyp“ als Typ A.

Sie sind charakterisiert als leistungsorientierter Einzelkämpfer, die sich selbst unter Zeitdruck setzen, die zu Aggressivität und Feindseligkeit neigen und die andere Menschen beherrschen wollen. Sie setzen sich selbst hohe Ziel und sie sprechen und gestikuliert schnell und unruhig.

Im Gegensatz dazu sind Typ B-Menschen ruhig und bedächtig, suchen Erholung, entspannen sich in der Freizeit und haben ein ausgewogenes Bedürfnis nach der Begegnung mit anderen Menschen. Irgendwie haben auch diese Charaktermerkmale der Menschen etwas mit Streß zu tun.

Untersuchungs­methoden

Vorsorgeuntersuchungen können aus 2 Bestandteilen bestehen:

Für beide Zwecke setzt man verschiedene Untersuchungen ein, die im Folgenden kurz beschrieben werden:

Erhebung von Vorgeschichte und Beschwerden (= Anamnese)

In einem Gespräch versucht der Arzt herauszufinden,

Körperliche Untersuchung

Bei der körperlichen Untersuchung wird das Herz danach untersucht, wie die Herztöne klingen und ob Herzgeräusche hörbar sind, die auf bestimmte Herzklappenfehler hindeuten.

Die Lungen werden beklopft und danach abgehorcht, ob die Atmengeräusche normal sind.

Auch der Bauchraum wird nach Geräuschen abgehorcht, die bei Erkrankungen der Hauptschlagader (Aorta) oder der Nierengefäße auftreten. Auch wird im Bauchraum nach Vergrößerungen der Leber oder anderen Auffälligkeiten getastet.

Und schließlich sucht der Arzt nach den Pulsen der Schlagadern an den Handgelenken, der Leistenregion und den Füßen und horcht die Schlagadern am Hals und an den Leisten auf Strömungsgeräusche ab, die im Fall von Verengungen dieser Adern oft zu hören sind.

Die Messung des Blutdruckes an beiden Armen gehört ebenfalls zur gründlichen Vorsorgeuntersuchung ebenso wie die Messungen von Körpergröße und Gewicht.

Blutuntersuchungen

Mit Hilfe einer einfachen Blutuntersuchung kann man verschiedene Werte messen, die oben unter dem Kapitel „Risikofaktoren“ genannt wurden.

Es ist sinnvoll, die Blutuntersuchungen nüchtern vornehmen zu lassen, weil dann Werte wie Blutzuckerspiegel und Blutfettwerte am verläßlichsten bestimmt werden können.

EKG

Mit Hilfe eines normalen Ruhe-EKG kann sich der Arzt über die Regelmäßigkeit des Herzschlages informieren und z.B. erkennen, ob wegen einer Bluthochdruckkrankheit oder wegen bestimmter Herzklappenfehler Verdickungen der Herzwände vorliegen oder ob es Anzeichen dafür gibt, daß früher schon einmal ein Herzinfarkt aufgetreten ist.

Belastungs-EKG

Das Belastungs-EKG ist eine der wichtigen Herzuntersuchungen, denn es kann durch die Veränderung der Form der EKG-Kurve Anzeichen für das Vorliegen einer Durchblutungsstörung des Herzmuskels

Man kann mit dem Belastungs-EKG aber auch Herzrhythmusstörungen untersuchen, die Reaktion des Blutdruckes auf körperliche Belastungen messen und das Auftreten bestimmter Beschwerden wie Luftnot oder Brustschmerzen auslösen.

Üblicherweise wird das Belastungs-EKG mit Hilfe eines feststehenden Fahrrades (= Ergometer) durchgeführt. In manchen Arztpraxen oder Krankenhäusern benutzt man aber auch Laufbänder oder Kletterstufen.

Echokardiographie

Mit „Echokardiographie“ bezeichnet man die Ultraschalluntersuchung des Herzens.

Der Kardiologe erkennt auf den Bildern dieser Untersuchung die Größe der Herzkammern, die Dicke der Herzwände und die Pumpfunktion der Hauptkammern des Herzens.

Er kann Narben der Herzwände erkennen, die als Folgen früherer Herzinfarkte zurück geblieben sind, er kann bei Menschen mit erhöhtem Blutdruck die hierdurch bedingte Verdickung der Herzwände erkennen oder er sieht Müdigkeiten der Pumpfunktion des Herzens wie sie bei bestimmten Herzmuskelkrankheiten auftreten.

Der Arzt kann mit der Echokardiographie auch die Herzklappen in ihrem Aussehen und ihrer Funktion untersuchen. Indem er bestimmte technischen Spezialitäten der Echokardiographie benutzt kann er die Undichtigkeit von Herzklappen feststellen (mit der Farbdoppler-Echokardiographie) oder die Geschwindigkeit messen, mit der Blut durch verschiedene Teile des Herzens und durch die Herzklappen fließt (mit der Doppler-Echokardiographie).

Durch die Messung solcher Blutflußgeschwindigkeiten kann er dann auf den Schweregrad einer Klappenverengung schließen.

Streß-Echokardiographie

Bei der Streß-Echokardiographie benutzt der Arzt eine Ultraschalluntersuchung des Herzens, um die Bewegungen des Herzmuskels während einer körperlichen Belastung zu untersuchen.

Bei Durchblutungsstörungen des Herzmuskels infolge einer Verengung der Herzkranzgefäße kommt es unter Belastung zu Bewegungsstörungen des Herzmuskels. Ist beispielsweise die Vorderwandarterie des Herzens verengt dann werden die Bewegungen der Vorderwand der Herzkammer unter Belastung müde.

Eine Streß-Echokardiographie kann ebenso wie das Belastungs-EKG mit Hilfe von körperlicher Belastung an einem Fahrrad durchgeführt werden; viele Ärzte benutzen aber anstelle des Fahrrades bestimmte Medikamente, die als Infusion gegeben werden und die das Herz zum kräftigen Pumpen anregen.

Der Vorteil einer solchen „pharmakologischen“ Belastung besteht darin, daß die Ultraschallbilder besser als bei einer körperlichen Fahrradbelastung sind, denn anders als bei der Fahrradbelastung bewegt sich der zu untersuchende Mensch während der Belastung nicht so stark und die Bilder des Ultraschalls verwackeln nicht so stark.

Die Aussagekraft der Streß-Echokardiographie ist etwas höher als diejenige des Belastungs-EKG.

Myokardszintigraphie

Ebenso wie Belastungs-EKG und Streß-Echokardiographie dient die Myokardszintigraphie der Suche nach Durchblutungsstörungen des Herzens.

Während einer körperlichen Belastung auf einem Fahrradergometer wird eine kleine Menge radioaktiven Materials in eine Vene am Arm eingespritzt. Dieses Material fließt mit dem Blutstrom zum Herzen und verteilt sich im Herzmuskel.

Die Verteilung des Materials im Herzmuskel wird dann mit Hilfe einer großen Kamera photographiert.

Durchblutungsstörungen des Herzmuskels infolge verengter Herzkranzarterien erkennt man auf den Bildern der Untersuchung daran, daß sich in dem durchblutungsgestörten Herzmuskel weniger Radioaktivität anreichert als in den normal durchbluteten Gebieten.

In der Regel erfolgt die Untersuchung an 2 verschiedenen Tagen.

Am ersten Tag wird die Herzdurchblutung unter Belastung untersucht, falls diese Untersuchung auffällig war wird am folgenden Tag in körperlicher Ruhe untersucht.

Aus dem Unterschied der Belastungs- und Ruhebilder kann der Arzt Durchblutungsstörungen und evtl. Vernarbungen des Herzmuskels erkennen.

Die Aussagekraft einer Myokardszintigraphie ist höher als diejenige eines Belastungs-EKG und etwa dieselbe einer Streß-Echokardiographie.

Ultraschall-Untersuchung der Gefäße

Mit Hilfe von Ultraschall kann man bestimmte, von außen gut zugängliche Schlagadern untersuchen wie etwa die Schlagadern des Halses, die das Blut zum Gehirn führen oder die Schlagadern der Leistengegend, die das Blut zu den Beinen führen.

Man kann die Wände der Gefäße betrachten und hier evtl. Ablagerungen, Einengungen oder Verstopfungen sehen.

Vor allem die Untersuchung der Halsschlagadern wird dazu benutzt, um die Wanddicke der Gefäße zu messen. Die Gefäßwanddicke ist ein wichtiger Hinweis auf das Vorliegen von Gefäßkrankheiten:

Je dicker die Gefäßwand ist desto mehr Ablagerungen enthält die Wand und desto kränker ist das Gefäßsystem.

Mit Hilfe einfacher Maßnahmen kann man mit Hilfe des Gefäß-Ultraschalls auch die Durchblutung der Arme und Beine untersuchen, indem man den Blutdruck in den Ober- und Unterarmen, in Ober- und Unterschenkeln mißt (Knöchel-Arm-Index).

Stellt man hierbei beispielsweise fest, daß der Blutdruck in den Beinen niedriger ist als in den Armen spricht dies für eine bedeutsame Verengung und damit Durchblutungsstörung der Beine.

Langzeit-EKG

Mit Hilfe eines Langzeit-EKG, das die Herzschläge über einen Zeitraum von 24 Stunden aufzeichnet sucht man nach dem Auftreten von Herzrhythmusstörungen.

Die Aufzeichnung erfolgt mit Hilfe eines kleinen elektronischen Gerätes von der Größe eines MP3-Players, das mit Klebeelektroden am Brustkorb verbunden ist.

Langzeit-Blutdruckmessung

Die Langzeit-Blutdruckmessung dient zur Messung des Blutdruckes über einen Zeitraum von 24 Stunden.

Sie wird dazu benutzt, um den Blutdruck unter den Bedingungen des Alltages zu messen.

Die Langzeit-Blutdruckmessung ist die heute beste Methode, um Menschen zu erkennen, die eine behandlungsbedürftige Hochdruckkrankheit haben und um zu überprüfen, ob die Medikamentenbehandlung gegen erhöhten Blutdruck wirksam ist.

Der Blutdruck wird bei dieser Untersuchung mit Hilfe einer Blutdruckmanschette gemessen, die ebenso wie die Manschette bei der Blutdruckmessung beim Arzt um den Oberarm gelegt wird. Die Manschette ist zusammen mit einigen EKG-Elektroden an einen Kasten angeschlossen, den man sich um die Hüfte schnallen kann.

In regelmäßigen Abständen (tagsüber alle 15 Minuten, nachts alle 30 Minuten) wird die Blutdruckmanschette automatisch aufgeblasen und mißt den Blutdruck.

Lungenfunktionsprüfung

Mit dieser Untersuchung wird die Arbeitsweise der Bronchien und der Lungen untersucht.

Man atmet durch ein Mundstück ein und aus, wobei die Luftbewegungen bei der Atmung von einem speziellen Gerät aufgezeichnet werden.

Aus der Form dieser Kurven kann der Arzt Schlüsse auf den Zustand der Bronchien und der Lungen ziehen.

Es gibt eine „große“ und eine „kleine“ Lungenfunktionsprüfung.

Bei der „kleinen“ Untersuchung wird die Atmung wie oben beschrieben mit Hilfe eines Gerätes untersucht, in das man über ein Mundstück ein- und ausatmet.

Bei der „großen“ Lungenfunktionsprüfung sitzt man während der Messungen in einer luftdichten Kabine und atmet ebenfalls durch ein Mundstück und einen Schlauch ein und aus. Mit dieser großen Untersuchung kann man nicht nur die Bewegungen der Atemluft in den Bronchien, sondern zusätzlich über die Messung der Bewegungen des Brustkorbes auch den Funktionszustand der Lungen erfassen und beispielsweise nach Lungenüberblähungen suchen.

Kardio-CT

Hierbei handelt es sich um die Untersuchung des Herzens mit Hilfe eines speziellen Röntgengerätes (Computertomographie).

Das Gerät ist technisch in der Lage, Schnittbilder des Herzens in sehr schneller Folge herzustellen.

Diese schnelle Bildfolge ist notwendig, weil sich das Herz ja dauernd bewegt, nie im Stillstand ist und die Bilder mit „normalen“ Computertomographen daher stark verwackelt wären. Die feinen Strukturen des Herzens (eine Herzkranzarterien hat schließlich nur einen Durchmesser von 2-4 mm) ließen sich daher mit einem „normalen“ Tomographen nicht erkennen.

Man benutzt das Kardio-CT zu 2 Zwecken:

  1. Man kann nach Verkalkungen der Herzkranzgefäße suchen. Diese Verkalkungen treten im Verlauf einer koronaren Herzkrankheit sehr früh auf, sie sind aber zum Beginn der Krankheit so klein und zart, daß man sie auf normalen Röntgenbildern nicht sehen würden. Die Kardio-CT-Geräte erfassen auch kleinste Kalkansammlungen sehr präzise. Der Arzt kann dann die gesamte Kalkmenge der Gefäße bestimmen und aus der Menge des Kalkes Rückschlüsse darauf ziehen, wie krank die Arterien sind.
  2. Wenn man während einer Kardio-CT-Untersuchung eine Infusion mit Kontrastmittel gibt kann man mit den neuen Geräten auch bestimmte Anteile der Herzkranzgefäße sehen, ohne sie mittels einer Herzkatheteruntersuchung sichtbar machen zu müssen. Dadurch ist der Arzt in der Lage, nach Verengungen der Gefäße suchen zu können.

Obwohl die technische Entwicklung der Kardio-CT-Geräte zwischenzeitlich weit fortgeschritten ist können mit ihrer Hilfe nur bestimmte Teile der Kranzgefäße, nämlich die dicksten und kaliberstärksten Anteile untersucht werden; die feinen und dünnen Gefäßverästelungen sind nicht zu erkennen. Dies ist auch weiterhin nur mit Hilfe einer Herzkatheteruntersuchung möglich.

Zudem kann das Kardio-CT stark verkalkte Gefäße nicht erkennen, denn hier wird der Innenraum des Gefäßes durch den Kalk undurchdringbar verschattet.

Magnetresonanz-Tomographie (MRT oder Kernspin-Tomographie)

Diese modernsten Geräte benutzen bestimmte magnetische Eigenschaften des Körpers, um dessen Strukturen sichtbar zu machen.

Man liegt bei dieser Untersuchung in einer großen Röhre, in der sich starke Magnete befinden. Diese Magnete werden in kurzen Abständen hintereinander ein- und wieder ausgeschaltet.

Aus der Reaktion der verschiedenen Gewebe auf die Magnetimpulse errechnet das Gerät dann die Bilder der verschiedenen Organe.

Die Untersuchung arbeitet ohne Röntgenstrahlen.

Mit Hilfe der MR-Tomographie erhält man Bilder, die ähnlich aussehen wie Ultraschallbilder des Herzens. Allerdings sind die MR-Bilder wesentlich genauer, schärfer und zeigen mehr Details an.

Ebenso wie mit der Echokardiographie können die anatomischen Verhältnisse (Größe der Herzkammern, Dicke der Wände, Zustand der Herzklappen) und die Pumpbewegungen des Herzens untersucht werden.

Es ist mit der MR-Tomographie allerdings noch schwierig, auch die Herzkranzgefäße des Herzens zu sehen. In einigen Fällen ist dies schon möglich, aber die Kardio-CT-Technik ist dem MRT hier zur Zeit deutlich überlegen und liefert bessere Bilder.

Durch die Verwendung von speziellen MR-Kontrastmittel kann man die Untersuchung auch dazu benutzen, um die Durchblutungsverhältnisse ähnlich wie mit der Myokardszintigraphie zu untersuchen und um nach Narben des Herzmuskels (z.B. nach Herzinfarkten oder Herzmuskelentzündungen) zu suchen.

Dabei handelt es sich um kein herkömmliches Kontrastmittel, wie man es aus Röntgenuntersuchungen kennt.

Welche Untersuchungen sind notwendig?

Die Antwort auf diese Frage hängt stark davon ab, aus welchem Grund Vorsorgeuntersuchungen durchgeführt werden sollen. So unterscheiden sich beispielsweise Untersuchungen bei Menschen, die schon eine bekannte Herzerkrankung haben (Sekundärprävention, siehe oben) von denjenigen bei Menschen, die noch keine bekannte Herzkrankheit haben.

Sekundärprävention

Hier geht es um die Feststellung, ob die schon bekannte Herzkrankheit stabil verläuft, ob die Krankheit weiter fortgeschritten ist und ob die Behandlung der Risikofaktoren, die ja zu einer Verschlechterung der Krankheit führen ausreichend ist.

Für Menschen, die bereits eine koronare Herzkrankheit haben (sei es nach einem abgelaufenen Herzinfarkt, nach einer Ballonerweiterung oder einer Bypass-Operation) empfehlen sich in der Regel die folgenden Untersuchungen:

Diese Untersuchungen sollten einmal jährlich durchgeführt werden, wenn die Betroffenen keine oder „nur“ die schon bekannten Beschwerden haben.

Wenn sich die Beschwerden verändern und stärker oder „anders“ werden sollten die oben genannten Untersuchungen natürlich vorzeitig erfolgen, denn nun besteht der Verdacht darauf, daß die verstärkten oder veränderten Beschwerden Ausdruck einer Verschlimmerung der Herzerkrankung sind. Zur weiteren Abklärung sind nun meistens auch Myokardszintigraphie, Streß-Echokardiographie oder eine Herzkatheteruntersuchung notwendig.

Diese Fälle verschlechterter oder veränderter Beschwerden werden allerdings nicht mehr als Vorsorgeuntersuchung bezeichnet, denn hier geht es um die Klärung eines bestimmten Krankheitsbildes. Hier nehmen die Betroffenen die Hilfe der Ärzte „über ihren Krankenschein“ bzw. über die normale Versicherung wahr (siehe unten unter „Was kosten Vorsorgeuntersuchungen?“).

Primärprävention

Wenn man von Vorsorgeuntersuchungen spricht meint man in der Regel die Primärprävention, die immer dann eingesetzt wird, wenn noch keine bekannte Herzerkrankung vorliegt und wenn ein Mensch sich eigentlich noch wohl fühlt.

Die Untersuchungen in diesem Zusammenhang zielen auf 3 Fragen ab:

Die wichtige Frage, ob man die Krankheit schon hat kann man durch verschiedene Untersuchungen beantworten.

Welche Untersuchungen man durchführen lassen möchte hängt zum Teil davon ab, wie groß die eigene Angst vor der koronaren Herzkrankheit ist und wieviel Geld man für die Untersuchungen ausgeben möchte. Das klingt zwar auf den ersten Blick ungerecht und sonderbar, erklärt sich aber aus den Kostenübernahmeverpflichtungen der Krankenkassen; lesen Sie mehr hierzu im Kapitel „Was kosten Vorsorgeuntersuchungen?“.

Man kann vernünftigerweise in einem abgestuften Programm vorgehen:

Mit Hilfe dieser wenigen Untersuchungsergebnisse kann man Risikowerte berechnen, die das Risiko des Menschen beschreiben, zukünftig eine bedeutsame Herz- oder Gefäßkrankheit (z.B. Herzinfarkt, Schlaganfall) zu bekommen.

Solche Risikoberechnungen führt man beispielsweise auf der Grundlage wissenschaftlicher Untersuchungen der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (EsCardio-Score) durch; man kann aber auch den international anerkannten FRAMINGHAM- oder PROCAM-Score benutzen.

Abb. 5

Den EsCardio-Score kann man einfach mit Hilfe einer Tabelle auswerten (Abb. 5).

Bei den anderen oben genannten Risikobewertungen (PROCAM, FRAMINGHAM) ist dies nicht so einfach möglich. Hier gibt es aber entsprechende Rechner im Internet, in die man die einzelnen Risikofaktoren einträgt und die einem dann einen Wert anzeigen, der das Risiko des betreffenden Menschen ausdrückt.

Alle diese Scores werden regelmäßig daraufhin überprüft, ob sie das Risiko eines Menschen richtig einschätzen.

Seit kurzer Zeit gibt es eine neue Risikoberechnung der amerikanischen Herzgesellschaft (PREVENT-Risk-Score).

Auch diese Methode läßt sich nicht so einfach mit einer Tabelle wie in Abb. 5 anwenden, sondern berechnet den Risikowert nur über einen Internet-Rechner, der allerdings nur in Englisch arbeitet.

Ob sich der neue PREVENT-Score gegen die anderen schon in Verwendung befindlichen Methoden durchsetzt wird sich im Verlauf der Zeit klären, wenn auch dieser Score einer breiten wissenschaftlichen Überprüfung unterzogen wurde.

Aus den Werte, die man mit Hilfe solcher Programme berechnet ergibt sich der Gefährdungsgrad, den ein Mensch hat, um zukünftig einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden.

Das weitere Vorgehen ergibt sich nun aus dem Ergebnis dieser Basisuntersuchung:

Risikowert hoch

Ist der Risikowert hoch und zeigt damit einen hohen Gefährdungsgrad auf gilt es zu überprüfen, ob dieses erhöhte Risiko auch bereits tatsächlich zu einer Erkrankung der Herzkranz- und Gehirnarterien geführt hat.

Zur Klärung dieser Frage sollte man mindestens ein Belastungs-EKG oder eine Myokardszintigraphie bzw. ein Streß-Echokardiogramm sowie eine Ultraschalluntersuchung der Halsarterien durchführen lassen.

Fallen diese Untersuchungen ebenfalls krankhaft aus dann besteht der dringende Verdacht auf das Vorliegen einer bedeutsamen Gefäßerkrankung und es schließen sich nun weitere Untersuchungen wie beispielsweise eine Herzkatheteruntersuchung an.

Solche Untersuchungen bezeichnet man nun aber nicht mehr als Vorsorgeuntersuchung.

Zusatzuntersuchungen negativ

Fallen diese Untersuchungen negativ aus, d.h. sind die Untersuchungsergebnisse normal bedeutet dies, daß man zwar Gefahr läuft eine Gefäßkrankheit zu bekommen, daß aber noch keine Krankheit vorliegt, die so schwer wäre, daß sie zu einer Durchblutungsstörung des Herzens geführt hätte.

Wenn man sich in diesen Fällen wünscht, auch von vielleicht sehr frühen Stadien der Krankheit zu erfahren, wäre nun eine Kardio-CT-Untersuchung des Herzens mit der Messung der Verkalkungsausmasses der Koronararterien sinnvoll.

Diese Untersuchung liefert die nach heutigem Wissensstand genauesten Erkenntnisse darüber, ob die Herzgefäße eines Menschen schon erkrankt sind oder nicht:

Man weiß heute, daß beschwerdefreie Menschen mit stark verkalkten Herzkranzgefäßen, die aber noch zu keinen nachweisbaren Durchblutungsstörungen führen ein erhöhtes Herzinfarkt-Risiko haben. Man weiß aber auch nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht, ob die konsequente Beseitigung oder Behandlung der Risikofaktoren (Bluthochdruck, Zuckerkrankheit, Aufgabe des Zigarettenrauchens usw.) dieses erhöhte Infarkt-Risiko auch absenken.

Daß die Behandlung der Risikofaktoren die erwünschte Wirkung haben und tatsächlich zu einer Verminderung des Risikos führen ist wahrscheinlich und eigentlich auch logisch, aber bislang nicht für alle Faktoren bewiesen.

Die Bestimmung der Herzverkalkung mit dem Kardio-CT kann daher sinnvoll sein, aber eigentlich nur dann, wenn man auch bereit wäre, die Konsequenzen einer solchen Untersuchung umzusetzen und Gewicht abzunehmen, Blutdruck, Zuckerkrankheit und Cholesterinerhöhung behandeln zu lassen, das Rauchen aufzugeben und sich sportlich mehr zu betätigen.

Risikowert niedrig

Ist der Risikowert aus den Basisuntersuchungen niedrig müssen eigentlich keine weiteren Untersuchungen durchgeführt werden, denn der Betroffene weiß jetzt bereits, daß Gefahr, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden nur gering ist.

Auch hier könnte man dennoch weitere Untersuchungen durchführen, um festzustellen, ob man nicht vielleicht einer derjenigen Menschen ist, bei dem sich trotz des geringen Risikos eine Herzkrankheit unbemerkt entwickelt.

Wir alle kennen ja Menschen, die aus völligem Wohlbefinden und völliger Gesundheit heraus plötzlich einen Herzinfarkt oder Schlaganfall bekommen. Aus der Sorge heraus, ein solches Schicksal zu verhindern kann man auch hier mit einer Kardio-CT-Untersuchung nach Herzverkalkungen oder nach bislang unbemerkten Verengungen der Kranzgefäße suchen bzw. mit einem MR-Tomogramm ohne Röntgen- oder radioaktive Strahlen die Durchblutung des Herzmuskels genauer untersuchen lassen.

Aber auch hier gilt wie schon weiter oben beschrieben wurde:

Diese Untersuchungen sind nur dann sinnvoll, wenn man auch bereit wäre, die Konsequenzen zu ziehen.

Die Kosten für solche Zusatzuntersuchungen werden von den Krankenkassen allerdings nicht übernommen (mit Ausnahme einiger privater Versicherungen).

Was sind die Konsequenzen von Vorsorge­untersuchungen?

Die Konsequenzen sind für die Primär- und Sekundärprävention identisch:

Das klingt relativ einfach, ist aber in Wahrheit das Problem aller Vorsorgeuntersuchungen, denn es gibt 2 Personen, die sich um eine solche Risikominimierung kümmern müssen: Der Arzt und der Betroffene selber.

Die Maßnahmen, die der Arzt veranlaßt und vorschlägt bestehen in der Verordnung von Medikamenten gegen erhöhten Blutdruck, Cholesterin oder erhöhten Blutzucker; manchmal gehören auch die Empfehlung einer Ballonerweiterung mit der Implantation von Stents oder eine Bypass-Operation zu den empfohlenen und notwendigen Maßnahmen.

Alles dies sind keine sehr angenehmen Maßnahmen, aber letztlich Dinge, die man über sich ergehen kann, wenn man weiß, daß diese Maßnahmen auch helfen.

Die Maßnahmen, die der Betroffene selber unternehmen muß sind da schon schwieriger umzusetzen als die morgendliche Einnahme von Medikamenten:

Man muß nämlich bereit sein, diejenigen Risikofaktoren, die man selber beeinflussen kann auch tatsächlich zu beeinflussen:

Wenn Sie dies lesen können Sie sich das Problem schon vorstellen:

Man muß seine Lebensgepflogenheiten u.U. gravierend verändern, was zugegebenermaßen schwer ist. Dies muß zudem zu einem Zeitpunkt durchführen, zu dem man keinerlei Beschwerden hat.

Wenn man Zahnschmerzen hat dann geht man mehr oder weniger freiwillig zum Zahnarzt und läßt sich dort behandeln. Aber wenn es nicht weh tut?

Es ist also von entscheidender Bedeutung, sich darüber Gedanken zu machen, ob man zu solchen Konsequenzen auch bereit wäre, wenn man Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch nimmt.

Wäre man dazu bereit (was eigentlich vernünftig wäre) dann sind Vorsorgeuntersuchungen mehr als sinnvoll.

Wann sollte man Vorsorge­untersuchungen durchführen lassen?

Auch hier muß man wieder zwischen Sekundär- und Primärprävention unterscheiden: Sekundärprävention Wenn

dann sollte man

Bei Kardiologen sollte man dann EKG, Belastungs-EKG, Echokardiographie und ggf. eine Langzeit-Blutdruckmessung durchführen lassen.

Es ist wichtig, daß man in diesen Fällen die Ergebnisse der Untersuchungen selber kennen lernt. Dabei ist es oft hilfreich, sich einen „Patientenpaß“ zuzulegen, in dem man die Ergebnisse der Untersuchungen aufzeichnen bzw. den Arzt bzw. seine Helferinnen um eine Eintragung der Untersuchungsergebnisse bitten.

Solche Patientenpässe kann man sich sehr einfach selber basteln, ausdrucken und dann immer mit sich führen.

In solchen Pässen sollte man besonders bei den Blutfettwerten beachten, daß die Angabe, daß die „Werte normal“ sind oft nicht ausreichend ist, denn es gibt verschiedene „Normalwerte“:

Ein Cholesterinwert von 280 mg% kann beispielsweise für einen gefäßgesunden Menschen völlig normal sein, während er für einen Menschen nach überstandenem Herzinfarkt viel zu hoch ist.

Oder der LDL-Wert: Für gefäßgesunde Menschen sind Werte bis 150 mg% noch normal, während Menschen im Rahmen der Sekundärprävention Werte von weniger als 100 mg% erreichen müssen.

Man sollte sich daher von seinem Herz- oder Gefäßspezialisten immer den individuellen oberen Grenzwert nennen lassen!

Primärprävention

  1. Wenn man bislang kerngesund war sollte man ab einem Lebensalter von 35 Jahren alle 2 Jahre eine einfache Vorsorgeuntersuchung durchführen lassen. Sie besteht aus
    • Erhebung der Vorgeschichte und Erfragung evtl. Beschwerden (= Anamnese)
    • Körperliche Untersuchung mit Blutdruckmessung
    • Messung des Blutzuckers und des Cholesterins
    • einer Urinuntersuchung.
  2. Die Basisuntersuchung wird „Check-up 35“ genannt.

  3. Wenn man Risikofaktoren für Ihr Herz und Ihre Gefäße hat und
    • wenn man weiß, daß man erhöhten Blutdruck und/oder
    • eine Erhöhung der Blutzuckerwerte (Diabetes mellitus) oder
    • erhöhte Blutfettwerte hat,
    • wenn man Zigaretten raucht oder
    • wenn in der Familie Blutsverwandte an Herzinfarkt, Schlaganfall erkrankt sind, Ballonerweiterungen oder Bypass-Operationen hatten oder wenn es plötzliche Todesfälle in der Familie gab

    dann sollte man sich jedes Jahr oder spätestens jedes 2. Jahr zu den oben beschriebenen Check-up-Untersuchungen melden.

    In diesen Fällen wird es aber oft notwendig sein, wenn zusätzlich zu den oben genannten Untersuchungen noch ein EKG, Belastungs-EKG, Echokardiogramm und ggf. eine Langzeit-Blutdruckmessung durchgeführt werden.

Wenn man Risikofaktoren (siehe oben unter Punkt 2.) hat und das Herz noch zusätzlich zu den oben beschriebenen Untersuchungen „checken“ lassen möchten dann kann man natürlich alle anderen Untersuchungen, über die ich eingangs beschrieben hatte durchführen lassen, dies ist dann oft eine Kostenfrage (siehe unter „Was kosten Vorsorgeuntersuchungen“).

Wer führt Vorsorge­untersuchungen durch?

„Einfache“ Vorsorgeuntersuchungen wie oben unter Punkt 1. beschrieben führt jeder Hausarzt durch.

Auch die Check-up 35-Untersuchungen (siehe oben unter Punkt 2.) führt der Hausarzt durch.

In solchen Fällen würde ich aber eher dazu raten, einen Herz- oder Gefäßspezialisten aufzusuchen, weil diese Ärzte jeden Tag zahlreiche Patienten mit Herz- und Gefäßkrankheiten sehen und daher ein geschultes Auge und Ohr für Herz- und Gefäßprobleme haben.

Spezielle Untersuchungen wie Belastungs-EKG, Echokardiographie, Ultraschalluntersuchungen der Hals- und Beingefäße, CT- oder MRT-Untersuchungen werden von verschiedenen Ärzten angeboten: Hausärzten, Kardiologen, Gefäßspezialisten und Röntgenärzten.

Bei der Auswahl der Ärzte sollte man daran denken, daß es nicht ausreichend ist, nur gute und vielleicht beeindruckende Bilder oder Kurven herzustellen, sondern daß das A und O solcher Vorsorgeuntersuchungen in der Interpretation der Ergebnisse besteht. Ein Röntgenarzt mag sensationell gute Bilder des Herzens anfertigen, aber er ist oft damit überfordert, den Betroffenen bezüglich der Konsequenzen aus solchen Untersuchungen gut und seriös zu beraten (das gilt natürlich auch U. für Hausärzte, Kardiologen und Gefäßspezialisten).

Besonders vorsichtig sollte man sein, Angebote von „Vorsorge-Instituten“ (besonders wenn man sie im Internet findet) in Anspruch zu nehmen, denn viele solcher Institute arbeiten primär kommerziell und honorar- (d.i. Geld-) orientiert. Am besten wird es sein, wenn man sich an den Hausarzt wendet und sich von ihm beraten läßt, denn er kennt die in seiner Region „besten“ und zuverlässigsten Anbieter von Vorsorgeuntersuchungen auch für die spezielle Situation eines individuellen Menschen am besten.

Was kosten Vorsorge­untersuchungen?

Vorsorgeuntersuchungen im Rahmen der Sekundärprävention sind (bis auf die evtl. Praxisgebühr) kostenlos, denn die Krankenkasse übernehmen diese Kosten im Rahmen der Behandlung der jeweiligen Herzerkrankung.

Auch die Kosten für die Check-up 35-Untersuchungen werden alle 2 Jahre von Ihrer Krankenkasse übernommen, bei solchen Untersuchungen fallen nicht einmal Praxisgebühren an.

Alle anderen Untersuchungen, die außerhalb einer Sekundärprävention oder Check-up 35-Untersuchung durchgeführt werden müssen jedoch leider selber bezahlt werden. Nur einige private Krankenkassen übernehmen auch die Kosten für Zusatzuntersuchungen wie MRT oder Kardio-CT. Das mag jetzt für viele Leser ungerecht erscheinen. Sie müssen sich aber einmal die Kosten für solche Untersuchungen vor Augen führen.

Oft werden solche Vorsorgeuntersuchungen mit „Sonderangebotspreisen“ angeboten, aber sie sind trotzdem teuer, z.B.

Wenn jemand (der Betroffene oder seine Krankenkasse) so viel Geld ausgeben möchte dann soll und will man auch sicher sein, daß sich diese Ausgaben lohnen, indem man Menschen von ihren evtl. Beschwerden befreien kann oder indem man ein erhöhtes Infarktrisiko senkt. Und genau hier liegt das Problem, denn es fehlt bislang der allgemein anerkannte wissenschaftliche Nachweis für den Nutzen solcher Untersuchungen.

Man kann beispielsweise mit einem Kardio-CT vermehrte Verkalkungen der Herzkranzgefäße und damit ein erhöhtes Herzinfarkt nachweisen. Es fehlt aber bislang der wissenschaftliche Beweis dafür, daß man durch eine intensive Betreuung der Risikofaktoren bei solchen Menschen das Infarktrisiko auch senken kann. Und daher argumentieren die gesetzlichen Krankenkassen, daß ein Mensch, der aufgrund der Basisuntersuchungen (Check-up 35) sein erhöhtes Risiko kennt sein Infarktrisiko ja durch Gewichtsabnahme, Aufgabe des Rauchens und Behandlung von Blutdruck, Blutfett- und Zuckerwerte vermindern kann und daß es dazu keiner zusätzlichen Untersuchungen bedarf.

Man mag darüber denken wie man will: So will es letztlich das Gesetz!

Die Tatsache, daß man spezielle Untersuchungen selber bezahlen muß, wenn man glaubt, daß sie erforderlich sind, gilt natürlich nur für Vorsorgeuntersuchungen von Menschen, die keine Beschwerden haben.

Immer dann, wenn man Beschwerden hat (und seien sie noch so geringfügig) bezahlt die Krankenkasse natürlich alle erforderlichen Untersuchungen, die zur Abklärung und Behandlung dieser Beschwerden nötig sind. Man sollte sich, wenn man Fragen hat oder bezüglich von Vorsorgeuntersuchungen beraten werden möchte vom Hausarzt, Kardiologen oder Gefäßspezialisten beraten, solche Beratungen kosten sicherlich nichts!