Linksherzkatheter­untersuchung

Die Informationen auf dieser Seite finden Sie zusammen mit anderen Informationen über die verschiedenen Herzkatheteruntersuchungen auch in Band 11 einer eBook-Reihe der Patienten-Akademie.

Hier bekommen Sie die eBooks für die Ansicht auf einem

Für genauere Informationen über die einzelnen Katheteruntersuchungen klicken Sie in der nachfolgenden Liste:


Auf dieser Seite wird oft auf allgemeine Informationen (z.B. über Druck-, Sauerstoff-, HZV-Messung oder Kontrastmitteleinspritzungen) zurückgegriffen, die im Kapitel über "Herzkatheter" beschrieben werden.


Für diejenigen, bei denen selber eine Herzkatheteruntersuchung vorgesehen ist, gibt es eine kurze Broschüre zum Ausdrucken, wenn Sie hier klicken.


Prinzip

Mit der Hilfe von Linksherzkatheteruntersuchungen untersucht man den linken Teil des Herzens, also die linke Herzkammer und die Aorta.

Grundsätzlich würde auch die linke Vorkammer untersucht werden; weil diese aber über die linke Hauptkammer nur schwer bzw. garnicht erreichbar ist wird sie (wenn es unbedingt notwendig sein sollte) über den transseptalen Katheter untersucht.

Im Gegensatz zu Untersuchungen bei Kindern, bei denen man nach angeborenen Herzfehlern sucht, werden „reine“ Linksherzkatheteruntersuchungen bei Erwachsenen nur in Ausnahmefällen durchgeführt. Sie sind hier in der Regel Bestandteil eine Coronarographie.

Bei einer Linksherzkatheteruntersuchung

Druckkurve
Abb. 1
Druckkurve beim Rückzug des Katheters aus der linken Hauptkammer (LV) in die Aorta (Ao)

Blutabnahmen zur Bestimmung des Sauerstoffgehaltes sind in der Regel nicht erforderlich (außer bei Untersuchungen spezieller, meistens angeborener Herzfehler). Über die technische Durchführung der Druckmessung hatte ich im einleitenden Teil über Zusatzuntersuchungen bei Herzkatheteruntersuchungen schon berichtet.

Führt man die Spitze des Herzkatheters in die linke Hauptkammer (= linker Ventrikel = LV) ein dann wird der Blutdruck in dieser Kammer gemessen. Solche Druckkurve kann der Arzt dann ausmessen und bezüglich ihrer Kurvenform analysieren.

Wichtig bei den Druckmessungen ist der Rückzug des Katheters aus dem Ventrikel in die Aorta (Abb. 1). Wenn die Aortenklappe, d.i. die Ausgangsklappe aus dem linken Ventrikel, nicht verengt ist sind die maximalen Drücke in Aorta und Ventrikel identisch (wie in Abb. 1).

Immer dann, wenn die Klappe jedoch verengt ist sieht man unterschiedliche Drücke: Der Spitzendruck im Ventrikel ist dabei höher als derjenige in der Aorta.

In Abb. 13 werden Sie eine solche Druckkurve sehen.

Film 1

Durch Kontrastmittelinjektionen können linker Ventrikel und Aorta sichtbar gemacht werden. Die Injektionen werden dabei in kurzen Filmen aufgezeichnet.

So sieht man z.B. eine normal arbeitende linke Hauptkammer (Film 1), man kann aber auch Narben nach abgelaufenem Herzinfarkt sehen oder einen vergrößerten und müde arbeitenden Ventrikel wie bei bestimmten Herzmuskelkrankheiten sehen. Beispiele hierfür finden Sie unter dem Abschnitt „Ergebnisse“.

Abb. 2

Man benutzt das Lävokardiogramm auch dazu, die Größe des linken Ventrikels und seine Pumpfähigkeit zu untersuchen:

Dazu sieht man sich einen Film wie derjenige in Film 1 an und läßt ihn in Zeitlupe ablaufen. Hier sucht man dasjenige Bild, in dem der Ventrikel maximal vergrößert ist.

Dieses Bild zeigt den maximalen Füllungszustand des Ventrikels an (Abb. 2, linkes Bild, rote Kontur). Dieser Zustand ist am Ende der Erschlaffungsphase des Ventrikels (= Ende der Diastole) gegeben, daher nennt man diesen Zeitpunkt der Herzaktion „Enddiastole“. Diese Kontur zeichnet man elektronisch ab.

Nun läßt man den Film langsam weiter laufen und sucht das Bild, in dem der Ventrikel möglich klein ist (Abb. 2, rechtes Bild, grüne Kontur).

Dieses Bild zeigt den maximalen Entleerungszustand des Ventrikels an, also den Zeitpunkt am Ende der Pumpphase der Kammer (= Ende der Systole). Daher bezeichnet man diesen Zeitpunkt als „Endsystole“. Auch diese Kontur zeichnet man elektronisch ab.

Aus den abgezeichneten Konturen vermag ein spezielles Computerprogramm des Herzkathetergerätes zu berechnen, welchen Rauminhalt (in ml) die Herzkammer zum Zeitpunkt der maximalen Füllung (= enddiastolisches Volumen EDV) und der maximalen Entleerung (= endsystolisches Volumen ESV) hat.

Logischerweise ist der Unterschied zwischen diesen beiden Volumina diejenige Blutmenge, die der Ventrikel mit 1 einzigen Schlag auspumpt, man nennt es das „Schlagvolumen“.

Wenn man nun berechnet, welchen Anteil des Schlagvolumen am enddiastolischen Volumen hat erhält man die sog. Ejektionsfraktion (z.B.: EDV = 100 ml, ESV = 40 ml, Schlagvolumen = 100 - 40 = 60 ml, Ejektionsfraktion = 70 / 100 = 0.7).

Diese Ejektionsfraktion ist eine der wichtigsten Größen in der Kardiologie, denn sie besagt nicht nur etwas über die Pumpkraft des Ventrikels, sondern auch über die Schwere einer Herzerkrankung, über die Lebenserwartung des betroffenen Menschen und sie nimmt bei vielen Herzerkrankungen wichtigen Einfluß auf die weitere Behandlung.

Oft gewinnt man Erkenntnisse über den Zustand der linken Herzkammer schon aus einer Echokardiographie oder dem Kardio-MR, aber in einigen Fällen gelingt dies nicht mit der notwendigen Genauigkeit, sodaß dann im Rahmen einer Linksherzkatheteruntersuchung auf die Kontrastmittel-Darstellung des linken Ventrikels erfolgt.

Film 2

Spritzt man das Kontrastmittel in die Aorta kann man dieses Gefäß sehen (Film 2).

Eine solche Darstellung ist wichtig, wenn man z.B. danach sucht, ob die Aortenklappe am Ausgang des linken Ventrikels undicht ist oder ob der Aorta erweitert ist (Aneurysma).

Durch die Einspritzung des Kontrastmittels in die linke Herzkammer oder die Aorta kann man zudem überprüfen, ob Herzklappen dicht schließen oder undicht sind:

Wenn man beispielsweise Kontrastmittel in die Aorta einspritzt kann man erkennen, ob die Aortenklappe (die zwischen der Aorta und dem linken Ventrikel liegt) dicht schließt oder ob Blut aus der Aorta zurück in die linke Hauptkammer fließt (was eine Undichtigkeit der Klappe anzeigt).

Dasselbe gilt für Kontrast-Einspritzungen in den linken Ventrikel.

Hiermit kann man überprüfen, ob die Eingangsklappe in den Ventrikel (= Mitralklappe) dicht schließt oder ob Kontrastmittel (und damit Blut) zurück in die linke Vorkammer fließt (was eine Undichtigkeit dieser Klappe anzeigt). Beispiele solcher Klappenundichtigkeiten sehen Sie etwas später unter „Ergebnisse“.

Film 3

Wenn man Kontrastmittel in die Aorta einspritzt kann man bei Menschen, die operiert worden sind, zudem manchmal offene und verschlossene Bypass-Gefäße sehen, auch hierfür werden Sie unter „Ergebnisse“ noch ein Beispiel sehen.

Immer dann, wenn Kontrastmittel-Darstellungen erfolgen, wird man die Struktur, die man gerade darstellt aus verschiedenen Blickrichtungen darstellen. Um dies zu bewerkstelligen liegt man auf einem Untersuchungstisch, um den herum sich das Herzkathetergerät bewegen kann (Film 3).

Durchführung

Zugang zum Herzen

Abb. 3

Der linke Teil des Herzens, d.h. die linke Hauptkammer (und auch die Herzkranzarterien) gehören zum „arteriellen“ Teil des Kreislaufes, dessen größtes Gefäß die Aorta ist. Sie verläuft nach ihrem Ursprung aus dem Herzen und dem Abgang der Koronararterien zunächst noch ein Stück in Richtung auf den Kopf und biegt dann in die entgegengesetzte Richtung um (Abb. 3).

Abb. 4

Aus diesem sog. Aortenbogen entspringen die kräftigen Arterien, die das Gehirn und beide Arme mit Blut versorgen. Danach verläuft die Aorta neben der Wirbelsäule laufend durch den ganzen Brustkorb und den ganzen Bauch, wobei sie auf diesem Weg alle Schlagadern für die Versorgung der großen Bauchorgane (Magen, Darm, Leber, Milz, Nieren) abgibt. Im Becken angekommen teilt sie sich in 2 ebenfalls kräftige Gefäße auf, die in das rechte und das linke Bein laufen. Einige dieser Schlagadern, die aus der Aorta abgehen kann man für den Zugang des Katheters zum Herzen benutzen (Abb. 4):

Die Untersuchungstechnik, bei der man die Leistenschlagader als Zugang zum arteriellen Gefäßsystem benutzt nennt man nach ihrem Erfinder die JUDKINS-Technik, die Untersuchung über die Ellenbeugenarterie die SONES-Technik und die Untersuchung über die Handgelenksarterie die Radialis-Technik (Arteria radialis ist der anatomische Name für die Handgelenksarterie).

Durchführung der Untersuchung

Film 4

Unabhängig davon, über welches der genannten Gefäße man den Zugang zum arteriellen Gefäßsystem erhält bleibt der weitere Ablauf der Untersuchung gleich:

Vom Zugangsort aus schiebt er den Katheter, d.i. einen dünnen Plastikschlauch in die Arterie ein und steuert die Spitze dieses Schlauches gegen den Blutstrom durch die ganze Aorta bis in die Herzgegend (Film 4).

Um bei den vielen auf dem Weg abgehenden Organarterien den richtigen Weg zum Herzen zu finden verfolgt der Arzt den Weg des Katheters unter einem Röntgengerät. Dabei benutzt er einen langen dünnen (Führungs-) Draht, mit dem der an und für sich weiche Herzkatheter etwas „versteift“ wird und mit dessen Hilfe er den Katheter an allen abgehenden Nebengefäßen der Aorta vorbei zum Herzen steuern kann.

Am Herzen angekommen steuert der Arzt die Katheterspitze durch die Herzausgangsklappe (= Aortenklappe) in die linke Hauptkammer.

Abb. 6

Als nächstes wird der Blutdruck in der Kammer gemessen und im Anschluß daran Kontrastmittel eingespritzt, um die Kammer im Röntgenbild sichtbar zu machen.

Um die linke Herzkammer gut darzustellen muß eine große Menge Kontrastmittel eingespritzt eingespritzt werden.

Es ist nur schwer möglich, die erforderliche Kontrastmittelmenge in einer kurzen Zeit mit einer einfachen Spritze von Hand einzuspritzen. Daher benutzt man für solche Kontrastmittelgaben sog. Injektionspumpen (Angiomat, Abb. 6).

Bei diesen Geräten kann man über einen Bildschirm verschiedene Parameter einstellen, z.B. zu spitzende Kontrastmittelmenge, Dauer der Injektion, Anstiegsgeschwindigkeit des Injektionsdrucks, maximaler Injektionsdruck usw.).

Film 5 Abb. 7

Während der Einspritzung wird ein Röntgenfilm wie derjenige in Film 5 gedreht, auf dem man dann das Aussehen der Kammer beurteilen kann.

Für die verschiedenen Untersuchungen benutzt man im Rahmen einer Linksherzkatheteruntersuchung in aller Regel sog. „Schweineschwanz-Katheter“ (= Pigtail-Katheter) (Abb. 7).

Abb. 8

Diese Katheter haben ein geringeltes Ende, damit sich ihre Spitze nicht versehentlich in der Wand der Aorta oder die Muskelwand der linken Hauptkammer einbohren können und sie haben an ihrem Ende zahlreiche Seitenlöcher. Diese Seitenlöcher bewirken, daß das Kontrastmittel, das ja von der Kontrastmittelpumpe mit hohem Druck eingespritzt wird, nicht als scharfer Strahl an der Katheterspitze, sondern eher nach dem Gießkannenprinzip austritt. Hierdurch vermeidet man die Auslösung von Herzrhythmusstörungen bei der Kontrastmittelinjektion. In bestimmten Situationen, z.B. bei der Notwendigkeit, eine verengte Aortenklappe durchqueren zu müssen werden anders geformte Katheter verwendet (Beispiel in Abb. 8, es gibt aber noch zahlreiche andere Formen (siehe unter Coronarographie oder Rechtsherzkatheteruntersuchung)).

Wenn die Ziele der Katheteruntersuchung, d.h. die Messung der Drücke und die Gabe des Kontrastmittels abgeschlossen sind werden Katheter und evtl. Schleuse wieder aus dem Gefäß entfernt. Danach verbleibt in der Gefäßwand ein Loch, aus dem es (wegen des hohen Drucks in der Arterie) heftig bluten würde, sodaß man dieses Loch verschließen muß. Wie man dieses Loch verschließt hängt vom Ort des Zugangs ab:

Was merkt man?

Angesichts der Tatsache, daß der Arzt einen Fremdkörper (= Katheter) durch die Schlagadern des halben Körpers schiebt merkt man von einer Linksherzkatheteruntersuchung nur wenig:

Insgesamt ist es immer wieder erstaunlich, wie wenig man von einer solchen Untersuchung bemerkt. Sie ist keinesfalls schmerzhaft, auch wenn viele Menschen dies im vornherein erwarten, weil man ja schließlich den Katheter durch den halben Körper führt.

Was kann passieren (Komplikationen)?

Linksherzkatheteruntersuchungen sind sicher und haben nur wenige Risiken. Man muß sich allerdings immer vor Augen führen, daß die Untersuchung bei Menschen durchgeführt wird, die herzkrank sind und daß Fremdkörper (= Katheter) in die Blutgefäße eingeführt werden. Daraus resultiert ein gewisses Untersuchungsrisiko.

Das Risiko für schwere Komplikationen incl. eines Todesfalls beträgt nach offiziellen Angaben etwa 1/1.000, wobei dies aber auch Darstellungen der Herzkranzgefäße bei der Coronarographie (siehe unten) umfaßt. Das Risiko hängt sehr stark davon ab, welcher Grund für die Katheteruntersuchung besteht (z.B. alter Mensch = höheres Risiko, schwerer Herzklappenfehler = höheres Risiko, schwere Pumpschwäche des Herzens = höheres Risiko).

Neben solchen allgemeinen Risiken gibt es spezielle Komplikationen:

Ergebnisse

Wenn man eine Lävokardiographie durchführt kann man evtl. Narben nach abgelaufenen Herzinfarkten sehen. Dies ist aber bei der Linksherzkatheteruntersuchung eher selten, sondern wird meistens beim Lävokardiogramm im Zusammenhang mit einer Coronarographie gesehen. Daher zeige ich Ihnen das Beispiel einer solchen Narbe im Abschnitt über die Coronarographie.

Auch kann man in einer Aortographie nach indirekten Anfärbungen von Bypass-Gefäßen suchen, was ich ebenfalls im Abschnitt über die Coronarographie zeigen werde.

Herzklappenfehler

Herzklappen können in 2 Formen erkranken: Sie können sich verengen oder sie können undicht werden.

Wenn Sie Genaueres über Herzklappenfehler wissen möchten lesen Sie etwas über Herzklappenfehler, wenn Sie hier klicken.

Es geht bei der Diagnostik von Herzklappenfehlern nicht darum, die Art des Fehler zu definieren, denn welche Klappe betroffen ist und welcher Klappenfehler vorliegt kann ein erfahrener Kardiologe bereits aus dem Abhören des Herzens und eines Herzgeräusches, aus EKG, Röntgenbild und vor allem der Echokardiographie klären. Es geht bei der Katheteruntersuchung in diesen Fällen vielmehr um die Antwort auf die Frage, ob neben dem Klappenfehler noch andere Herzkrankheiten (z.B. eine Müdigkeit des Herzmuskels oder eine Erkrankung der Koronararterien) vorliegen.

Dennoch ist eine Herzkatheteruntersuchung bei Herzklappenfehler oft umgänglich, denn es geht letztlich um die Frage, ob der Klappenfehler für bestimmte Beschwerden verantwortlich ist, ob es ausreichend ist, daß Herz mit Medikamenten zu kräftigen oder ob man operieren muß.

Zur Beantwortung dieser Fragen wird bei einer Herzkatheteruntersuchung neben der Darstellung der Herzkranzgefäße (Coronarographie) eine Linksherzkatheteruntersuchung mit Kontrastmitteldarstellung der linken Herzkammer und/oder der Aorta dargestellt (siehe auch Film 8) und an verschiedenen Stellen des Herzens und der herznahen Blutgefäße Blutdrücke und der Sauerstoffgehalt des Blutes gemessen (siehe auch den Abschnitt über Rechtsherzkatheteruntersuchungen)

Aortenklappenfehler

Abb. 12

Eine Undichtigkeit der Aortenklappe zeigt sich bei Druckmessungen, sehen Sie dies in Abb. 12:

Sie sehen die gleichzeitige Aufzeichnung der Drücke in linkem Ventrikel (schwarze Kurve) und in der Aorta (rote Kurve) bei einem leichten (rechtes Bild) und einem schweren (linkes Bild) Klappenfehler.

Beachten Sie in diesen Bildern die Phase, in der der Ventrikel erschlafft und sich dabei mit Blut füllt („Füllungsphase“ in Abb. 12).

Während dieser Zeit ist die Ausgangsklappe des Ventrikels, die Aortenklappe, geschlossen und dicht. Das Blut aus der Aorta fließt nun normalerweise in den Körper mit seinen Organen und Geweben ab. Ist die Aortenklappe jedoch undicht fließt mit nun nicht nur „nach vorne“ in den Körper, sondern infolge dieser Undichtigkeit auch zurück in den linken Ventrikel.

Die Folge ist, daß der Blutdruck in der Aorta schneller abnimmt als normal und daß gleichzeitig auch der Druck im Ventrikel während seiner Füllungsphase schneller zunimmt als normal (weil Blut nicht nur durch die Mitral-, sondern auch durch die undichte Aortenklappe zuströmt).

In schweren Fällen, nämlich dann, wenn die Klappe extrem undicht ist, fließt soviel Blut in den Ventrikel zurück, daß am Ende der Füllungsphase die Drücke in Aorta und Ventrikel gleich sind.

Film 5

Die Diagnose einer undichten Aortenklappe kann man, außer in extremen Fällen, bei Druckmessungen kaum feststellen, hier ist die Kontrastmittelinjektion wesentlich aufschlußreicher:

Aortenstenose Druck
Abb. 13

Sehen Sie in Film 5 das Beispiel einer solchen undichten Aortenklappe.

Sie können sehen, wie nach einer Kontrastmitteleinspritzung in die Aorta Kontrastmittel durch die undichte Klappe zurück in die linke Herzkammer fließt. Eine solche Kontrastmitteldarstellung ist bei einer verengten Aortenklappe wenig hilfreich, denn man sieht die Klappe hierbei nicht besonders gut. In diesen Fällen ist die Druckmessung das Entscheidende:

Sehen Sie in Abb. 13 die Blutdrücke in der linken Herzkammer und in der Aorta bei einer Verengung der Aortenklappe.

Sie erkennen die Verengung der Klappe daran, daß in der linken Hauptkammer ein höherer Druck herrscht als in der Aorta, was notwendig ist, um das Blut „mit Kraft“ durch die verengte Klappe zu pumpen.

Der Druckunterschied zwischen dem Ventrikel und der Aorta ist dabei um so größer, desto schwerer die Klappe verengt ist.

Sie lernen mehr über solche Herzklappenfehler im eBook über Herzklappenfehler (Band 18).

Mitralklappenfehler

Film 6
Kontrastmittelinjektion in den linken Ventrikel Sehen Sie den Rückfluß des Kontrastmittels in den linken Vorhof infolge einer undichten Mitralklappe (Der Rückfluß geht im Film nach links oben)

Sehen Sie als Beispiel für eine undichte Klappe zwischen linker Haupt- und linker Vorkammer (= Mitralklappe) in Film 6 eine Kontrastmitteleinspritzung in die linke Herzkammer.

Sie sehen, wie das Kontrastmittel über den Katheter in die linke Hauptkammer gespritzt wird. Von hier aus fließt es einmal (so wie es sein soll) in die Aorta, zusätzlich aber auch durch die undichte Mitralklappe in die linke Vorkammer.

Diese befindet sich in Film 7 links oberhalb der Aorta und färbt sich mit zunehmender Länge des Films durch die Menge des zurück fließenden Kontrastmittels fast schwarz an.

Die Schwere der Mitral-Undichtigkeit kann man aus solchen Kontrastmitteldarstellungen kaum bestimmen, hierzu sind gleichzeitige Druckmessungen im linken Ventrikel und im linken Vorhof bzw. der PC-Druck erforderlich. Im Abschnitt über die Rechtsherzkatheteruntersuchung, bei der man den PC-Druck mißt werden Sie ein Beispiel sehen.

Herzmuskelkrankheiten

Es gibt verschiedene Formen von Herzmuskelkrankheiten, über die sich genauer informieren können, wenn Sie das eBook über Herzmuskelerkrankungen dieser eBook-Reihe lesen.

Man unterscheidet ganz grob Muskelerkrankung, die zu einer Ermüdung des Herzmuskels führen und andere, bei denen es zu einer Verdickung des Herzmuskels oder zu seiner zunehmenden Versteifung kommt.

Die Art der Herzmuskelkrankheit und ihre Schwere wird man in den meisten Fällen bereits mit Hilfe des Abhörens des Herzens, einem EKG und vor allem einer Echokardiographie klären können. Trotzdem ist auch in solchen Fällen eine Katheteruntersuchung oft unumgänglich, wenn es nämlich um die Frage geht, ob es sich um eine „eigenständige“ Herzmuskelerkrankung handelt oder ob sie als Komplikation einer ganz anderen Herzkrankheit ist.

Film 7

So ist es für die weitere Behandlung eines Menschen natürlich von ausschlaggebender Bedeutung, ob eine Müdigkeit des Herzmuskels Ausdruck einer Durchblutungsstörung oder ob sie die Folge eines Herzinfarktes ist oder ob es sich um eine eigenständige Herzerkrankung handelt. Wie gesagt: Lesen Sie für weitere Details das eBook über über Herzmuskelkrankheiten.

Beispielhaft für die verschiedenen Herzmuskelerkrankung können Sie in Film 7 eine Müdigkeit des Herzmuskels der linken Hauptkammer sehen. Vergleichen Sie diesen Film mit Film 1 und Sie werden sofort erkennen, daß die erkrankte Herzkammer nicht nur größer als ein normal arbeitender Ventrikel ist, sondern daß er auch sehr viel müder pumpt.

Film 8

In Film 8 sehen Sie schließlich eine krankhafte Verdickung des Herzmuskels bei einer Erkrankung namens hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie (HOCM) sehen.

Sie sehen in diesem Film eine besondere Form der Katheteruntersuchung, nämlich die simultane Einspritzung von Kontrastmittel in die rechte und linke Hauptkammer:

Sie sehen die Anfärbung der rechten und der linken Hauptkammer mit der zwischen beiden gelegenen Trennwand (interventrikuläres Septum). Dieses Septum ist bei der hypertrophen obstruktiven Kardiomyopathie besonders verdickt, was man in diesem Film gut sehen kann.

Abb. 14

Diese Verdickung des Septums verursacht eine Einengung der Ausflußbahn der linken Hauptkammer, was man bei einer Druckmessung feststellen kann (Abb. 14).

Sie sehen hier die Aufzeichnung der Drücke, die simultan im linken Ventrikel und in der Aorta aufgezeichnet wurden. Der linke grüne Doppelpfeil zeigt, daß der maximale Druck (= Spitzendruck) in der Spitzte des linken Ventrikels deutlich höher ist als der Druck in der Aorta. Dieser Druckunterschied nimmt aber in dem 1. Herzschlag nach einem Extraschlag (= Extrasystole) deutlich zu. Dieses Phänomen (BROCKENBROUGH-Phänomen) ist beweisend für das Vorliegen einer HOCM. Wenn Sie weitere Details über diese Erkrankung lesen möchten: Sie finden sie in einem speziellen eBook (Band 20) über Herzmuskelerkrankungen (= Cardiomyopathien) dieser Patienten-Akademie.