Die Informationen auf dieser Seite finden Sie zusammen mit anderen Informationen über die verschiedenen Herzkatheteruntersuchungen auch in Band 11 einer eBook-Reihe der Patienten-Akademie.
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Für genauere Informationen über die einzelnen Katheteruntersuchungen klicken Sie in der nachfolgenden Liste:
Auf dieser Seite wird oft auf allgemeine Informationen (z.B. über Druck-, Sauerstoff-, HZV-Messung) zurückgegriffen, die im Kapitel über "Herzkatheter" beschrieben werden.
Abb. 1 |
Die Rechtsherzkatheteruntersuchung ist eine venöse Untersuchung, d.h. man führt den Katheter in eine Vene der Arme oder der Leiste ein und schiebt den Katheter dann, dem Blutfluß folgend, bis zum Herzen vor.
Das Herz erreicht man über die obere oder untere Hohlvene, je nachdem, ob man vom Arm oder von der Leiste aus vorgeht (Abb. 1).
Beide Hohlvenen münden in den rechten Vorhof, womit auch der Katheter in den rechten Vorhof gelangt. Schiebt man ihn von hier aus weiter vor gelangt die Katheterspitze in den rechten Ventrikel und durch die Pulmonalklappe in die Lungenschlagader (= A. pulmonalis).
Weil der Katheter somit den rechten Teil des Herzens erreicht bezeichnet man eine solche venöse Herzkatheteruntersuchung auch als Rechtsherzkatheteruntersuchung.
In den genannten Gefäßen und Herzhöhlen mißt man die Blutdrücke und nimmt Blutproben ab, die auf ihren Sauerstoffgehalt untersucht werden.
Eine Rechtsherzkatheteruntersuchung wird bei Menschen durchgeführt, die an angeborenen Herzfehlern, Herzklappenfehlern oder Erkrankungen des Herzbeutels (= Perikard) leiden, aber auch bei solchen, die eine Erkrankung des Herzmuskels oder eine Herzschwäche haben und bei denen man wissen muß, wieviel Liter pro Minute das Herz pumpen kann. In den zuletzt genannten Fällen wird aber meistens eine Einschwemmkatheteruntersuchung durchgeführt, über die ich auf einer anderen Seite berichte.
Rechtsherzkatheteruntersuchungen werden, wie erwähnt, durchgeführt, um Drücke zu messen und Sauerstoffmessungen durchzuführen. Kontrastmittel wird nur ganz selten eingespritzt, um die Lungengefäße (= Pulmonalis-Angiographie) oder die rechte Herzkammer (= Dextrokardiographie) durchzuführen.
Rechtsherzkatheteruntersuchungen werden entweder im Zusammenhang mit Linksherzkatheteruntersuchungen oder aber als eigenständige Untersuchung durchgeführt.
Bei der Messung der Blutdrücke in den einzelnen Gefäßen und Herzhöhlen geht es nicht nur um die Höhe der Drücke, sondern vor allem um die Form der Druckkurve.
Abb. 2 |
Sehen Sie in Abb. 2 schematische Aufzeichnung verschiedener Drücke.
Achten Sie bei der Betrachtung der Drücke nicht nur auf ihre Höhe, sondern vor allem auf die Form der Kurven mit ihren Spitzen, Wellen und Tälern. Sie werden sofort bemerken, daß sich die einzelnen Kurven weit voneinander unterscheiden und daß sie für die jeweilige Herzhöhe bzw. das Gefäß typisch sind.
Aus der Betrachtung solcher Kurven kann der Arzt viel über die Art einer evtl. bestehenden Herzkrankheit und ihrer Schwere erkennen.
In Abb. 2 haben Sie den sog. PC-Druck gesehen („PC“ ist die Abkürzung für „pulmonal-kapillar“).
Er wird deshalb gemessen, weil er dem sowohl in seiner Höhe als auch seiner Kurvenform dem Druck im linken Vorhof entspricht und den man somit messen kann, obwohl der Katheter den linken Vorhof garnicht erst betritt.
Abb. 3 |
Ballonkatheter mit aufgeblasenem Ballon |
Die Messung des PC-Drucks ist wichtig, weil man bei bestimmten Herzfehlern wichtige Rückschlüsse auf diese Herzfehler gewinnen kann und weil er zusätzlich Aufschlüsse über die Funktionsfähigkeit bzw. Funktionsschwäche des linken Ventrikels geben kann. Hierüber werde ich im Abschnitt über die Einschwemmkatheteruntersuchung noch etwas genauer berichten.
Um den PC-Druck zu messen wendet man einen Trick mit Hilfe eines Ballonkatheters (Abb. 3) an.
Abb. 4 |
Der Katheter trägt an seiner Spitze einen kleinen Ballon, den man mit Luft aufblasen kann. Dieser Ballon hat Vorteile für die Durchführung der Untersuchung, weil er die Einführung der Katheterspitze in die Lungenschlagader erleichtert (siehe unter Einschwemmkatheter im folgenden Kapitel), er ermöglicht zusätzlich aber auch die Messung des PC-Drucks.
Wenn man den Ballonkatheter weit in die Lungenschlagader einführt und den Luftballon hier aufbläst (Abb. 4) dann verstopft dieser aufgeblasene Ballon ein kleines Lungengefäß, sodaß kein Blut mehr auf dem normalen Weg am Katheter vorbei strömen kann.
Das Blut in diesem künstlich verstopfen Gefäß bleibt also stehen. Es entsteht auf diese Weise eine „stehende“ Blutsäule, an deren Ausgang sich die linke Vorkammer befindet. Der Druck in der linken Vorkammer wird also zurück zur Katheterspitze geleitet und kann hier gemessen werden.
Abb. 5 |
Mit diesem Trick gelingt es, den Druck im linken Vorhof zu messen. In Abb. 5 sehen Sie den Moment, indem der Ballon aufgeblasen wird. Der Druck in der Lungenarterie ändert sich schlagartig gegen den PC-Druck.
Man kann versuchen, diesen Druck auch ohne Ballonkatheter, sondern mit einem „einfachen“ Katheter zu messen, indem man diesen Katheter soweit in die Lungenarterie und ihre Verästelungen einführt, bis der Katheter selber das Gefäß verstopft. Auch auf diese Weise gelingt die PC-Druckmessung oft, mit dem Ballonkatheter geht es aber einfacher und zuverlässiger.
Weil es (unter anderem) bei einer Schwäche des Herzmuskels zu einer Pumpschwäche des Ventrikels kommt und sich hier daher Blut staut kommt es somit auch zu einem Anstieg des Füllungsdrucks des Ventrikels (siehe auch Band 4 dieser eBook-Reihe über die Regulation des Kreislaufs und Band 14 über die Herzschwäche). Die Stauung im linken Ventrikel und damit sein erhöhter Füllungsdruck pflanzen sich in den linken Vorhof fort, was auch zu einer Erhöhung des PC-Drucks führt.
Wenn man also mißt, daß der PC-Druck erhöht ist kann man davon ausgehen, daß eine Funktionsstörung des linken Ventrikels vorliegt.
Ist der PC-Druck hingegen normal, der Druck in der Lungenschlagader aber erhöht daß weiß man, daß es eine Behinderung des Blutflusses zwischen dem linken Vorhof (repräsentiert durch den PC-Druck) und der Lungenschlagader gibt.
Auf dieser Strecke befinden sich die Lungenkapillaren, sodaß man in diesem Fall davon ausgehen kann, daß diese feinsten Lungengefäße, in denen auch der Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxyd stattfindet, z.B. im Rahmen einer Lungenkrankheit erkrankt sind.
Film 1 |
Die Messung des Sauerstoffgehaltes ist aus dem folgenden Grund erforderlich:
Sehen Sie in Film 1 einen Film über den Blutfluß im menschlichen Kreislauf.
Sie sehen wie das sauerstoffreiche Blut (rote Kugeln) aus der linken Herzkammer in den ganzen Körper gepumpt wird, wie es in den Organen seinen Sauerstoff abgibt, wie das nun sauerstoffarme Blut (blaue Kugeln) wieder zurück zum Herzen fließen, aus der rechten Hauptkammer dann in die Lungen fließt, wo es wieder mit frischemSauerstoff aufgeladen wird, in die linke Hauptkammer strömt und der Kreislauf von vorne beginnt.
Innerhalb des Herzens befindet sich also auf einer (der linken) Seite der Trennwand sauerstoffreiches und auf der anderen rechten Seite sauerstoffarmes Blut.
Abb. 6 |
LA = linker Vorhof, RA = rechter Vorhof, LV = linker Ventrikel, RV = rechter Ventrikel schwarzer Pfeil = Blutfluß durch ein Loch in der Trennwand zwischen rechtem und linkem Vorhof |
Besteht nun ein Loch in dieser Trennwand zwischen dem rechten und dem linken Herzen vermischt sich das Blut. Das bedeutet, daß in denjenigen Teilen, in denen sich normalerweise sauerstoffarmes Blut befindet (rechte Vorkammer und rechte Hauptkammer) nun auf einmal auch sauerstoffreiches Blut befindet.
Wenn man den Sauerstoffgehalt in den einzelnen Herzhöhlen mißt kann man also sagen, ob sich ein Loch in der Trennwand befindet (Abb. 6).
Findet man einen erhöhten Sauerstoffgehalt in der rechten Haupt-, nicht aber in der rechten Vorkammer dann weiß man, daß das Loch in der Trennwand zwischen rechten und der linken Hauptkammer liegt; findet man sauerstoffreiches Blut sowohl in rechter Vor- und rechter Hauptkammer dann weiß man, daß das Loch schon in der Trennwand der beiden Vorkammern gelegen ist.
Mit Hilfe bestimmter mathematischer Formeln kann man aus der Menge des am falschen Ort befindlichen sauerstoffreichen Blutes berechnen, wie groß dieses Loch ist und wieviel Blut dort hindurchfließt.
Dies sind beispielsweise wichtige Erkenntnisse, wenn es darum geht, ob man das Loch operativ verschließen muß oder ob man es belassen kann.
Man kann, ebenfalls durch Blutabnahmen und Sauerstoffbestimmungen dieses Blutes aus verschiedenen Herzhöhlen und Blutgefäßen auch berechnen, wieviel Blut durch den „großen“ und den „kleinen“ Kreislauf fließen und daraus kann man dann (ebenfalls mit Hilfe mathematischer Formeln) den Flußwiderstand berechnen, mit dem das Blut durch die Organe des großen und des kleinen Kreislaufes fließt. Diese Widerstandsmessung ist vor allem bei Krankheiten der Lungen wichtig, wenn man wissen muß, ob die Lungenkrankheit die Blutgefäße der Lungen schon geschädigt hat oder nicht.
Wenn es darum geht, den Sauerstoffgehalt des Blutes in den verschiedenen Herzhöhlen und Gefäßen zu bestimmen muß man diese Höhlen und Gefäße gezielt ansteuern können.
Man benutzt dazu spezielle Katheter, mit denen man unter Sicht eines Röntgengerätes die verschiedenen Stellen ansteuert, mit einem Ballonkatheter gelingt dies nicht, denn ein solcher weicher Katheter ist kaum steuerbar.
Die Steuerung des Katheters erfordert vom Arzt viel Erfahrung und viel Geschick. Zudem ist es erforderlich, die Untersuchung mit einem Herzkathetergerät durchzuführen, mit dem man auch die Möglichkeit hat, die Lage des Katheters mittels Röntgendurchleuchtung zu bestimmen. All dies macht die Untersuchung relativ aufwendig. Wenn man also „nur“ die Drücke und das Blutflußvolumen messen möchte greift man lieber auf die technisch einfachere Einschwemmkatheteruntersuchung zurück.
Eine Rechtsherzkatheteruntersuchung kann man über eine Vene in der Leistengegend oder der Arme durchführen.
Wenn gleichzeitig eine Linksherzkatheteruntersuchung durchgeführt wird benutzt man als Zugangsgefäß in der Regel die Vene in der Leiste. Die Schlagader, die der Arzt für eine Linksherzkatheteruntersuchung von der Leiste aus benötigt, liegt hier in unmittelbarer Nähe zu einer Vene. Daher kann der Arzt hier nicht nur eine Schlagader, sondern mit einer 2. Kanüle auch die benachbarte Vene punktieren. Er kann daher „in einem Aufwasch“ sowohl die arterielle (Linksherz-) als auch die venöse Rechtsherzkatheteruntersuchung durchführen. Einen Unterschied wird man als Patient nicht bemerken, außer daß die gesamte Untersuchung wegen der Blutabnahmen aus verschiedenen Teilen des Herzens und der speziellen Blutdruckmessungen etwas länger dauert als eine „einfache“ Linksherzkatheteruntersuchung oder Coronarographie.
Abb. 7 |
RA = rechter Vorhof, RV = rechter Ventrikel, PA = Pulmonal- (= Lungen-) arterie |
Führt man die Rechtsherzkatheteruntersuchung als eigenständige Untersuchung durch gibt es einige Überlegungen, nach denen man den rechten oder linken Arm oder die Leistenvene als Zugang benutzt (Abb. 7):
Geht man vom linken Arm aus vor (links in Abb. 7) nimmt der Katheter aufgrund des anatomischen Verlaufs der Armvene und ihres Übergangs in die obere Hohlvene einen weiten kurvigen Verlauf, sodaß es relativ einfach ist, die Lungenschlagader zu erreichen.
Vom rechten Arm aus ist dies etwas schwieriger, denn der Katheter hat die Neigung, sich im rechten Vorhof aufzurollen. Es ist daher oft schwierig, ihn von hier aus in den rechten Ventrikel und die Pulmonalarterie vorzuschieben (Mitte in Abb. 7).
Von der Leistenvene aus (rechts in Abb. 7) wird man vorgehen, wenn man nach einem bestimmten angeborenen Herzfehler (Vorhofseptumdefekt) sucht, weil der Katheter mehr oder weniger senkrecht auf das Vorhofseptum trifft und es am ehesten gelingt, das Loch in der Trennwand mit dem Katheter zu passieren. Das Erreichen der Pulmonalarterie hingegen ist über die Leiste relativ schwierig.
Nach Punktion der Vene in der Leiste oder am Arm wird man, wie schon bei der Linksherzkatheteruntersuchung, mit der SELDINGER-Technik eine Schleuse einführen, weil die die Bewegungen des Katheters und seine Steuerung deutlich erleichtert.
Von der „Zugangsvene“ aus wird der Katheter in Stromrichtung des Blutes durch die Hohlvene bis zum Herzen vorgeschoben, wo er in der rechten Vorkammer gelangt. Von dort aus wird er weiter durch die Tricuspidalklappe in die rechte Hauptkammer und von hier aus durch die Pulmonalklappe bis in die Lungenschlagader vorgeführt.
Diesen Weg muß der Arzt den Katheter unter Sicht eines Röntgengerätes aktiv steuern, indem er ihn kunstvoll dreht oder biegt und ihn dadurch an diejenige Stelle bringt, an die er ihn haben möchte. Die Frage, welchen Katheter der Arzt für seine Untersuchung verwendet ist davon abhängig, zu welchem Zweck er die Rechtsherzkatheteruntersuchung durchführt:
Abb. 8 |
In allen anderen Fällen ist es gleichgültig, welchen Katheter man verwendet, dies hängt in der Regel von der Vorliebe des Arztes ab.
In allen Fällen wird der Arzt an jeder Stelle des Herzens und der herznahen Blutgefäße (obere bzw. untere Hohlvene, rechter Vorhof, rechte Hauptkammer, Lungenschlagader und evtl. PC) den Blutdruck messen und aufzeichnen und, sollte dies erforderlich sein, auch Blut aus diesen verschiedenen Herzkammer abzunehmen, das dann außerhalb des Körpers auf seinen Sauerstoffgehalt untersucht wird.
Dies ist natürlich nur dann erforderlich, wenn es darum geht, nach Verbindungen zwischen dem rechten und dem linken Kreislauf zu suchen und die Größe solcher Verbindungen zu messen.
Wenn alle erforderlichen Messung abgeschlossen sind kann man den Katheter und, falls die erforderlich war, auch die Schleuse aus der Vene entfernen.
Weil in der Vene, anders als in der Arterie bei der Linksherzkatheteruntersuchung und Coronarographie, ein nur geringer Druck herrscht verschließt man das Gefäß manuell, d.h. durch Druck mit den Fingern oder der Hand. Diesen Druck behält man bis zu einem sicheren Verschluß des Gefäßes, für etwa 10 - 15 min bei, bevor man die Leistenregion bzw. die Punktionsstelle der Vene im Arm mit einem Druckverband verbindet.
Man bemerkt nur wenige Dinge:
Komplikationen einer Rechtsherzkatheteruntersuchung sind sehr selten:
In extrem seltenen Fällen können diese Blutergüsse in der Leiste so groß werden, daß sie von einem Chirurgen abgesaugt werden müssen oder daß sie zu einem Druck und dadurch zu einer Verengung der Vene führen. Im letzteren Fall (Druck auf die Vene, Venenverengung) kann eine Behinderung des Blutabflusses aus dem Bein entstehen, so daß das Bein geschwollen wird und Embolien (Lungenembolien) entstehen.
Abb. 9 |
Man kann aus der Form der Druckkurven auf bestimmte Herzklappenfehler schließen.
Sehen Sie beispielsweise in der Abb. 9 2 PC-Druckkurven.
Im linken Teil der Abbildung sehen Sie eine normale und rechts die Kurve bei einer Undichtigkeit der Mitralklappe (= Mitralinsuffizienz).
Abb. 10 |
Infolge dieser Undichtigkeit strömt Blut zum falschen Zeitpunkt durch die undichte Klappe aus der linken Haupt- in die linke Vorkammern. Dies führt in der Vorhof-Druckkurve, die durch den PC-Druck angezeigt wird, zu einer Druckerhöhung zum „falschen Zeitpunkt“. Diese Druckerhöhung erkennt man an einer spitzen hohen Zacke (Pfeil im rechten Teil der Abb. 9); links sehen Sie den Pfeil, der denselben Zeitpunkt im Ablauf einer Herzaktion im Normalfall kennzeichnet.
Besonders gut erkennt man solche Undichtigkeiten an der Mitralklappe, wenn man eine Rechtsherzkatheteruntersuchung mit Messung des PC-Drucks gleichzeitig mit einer Linksherzkatheteruntersuchung durchführt, bei der man den Druck im linken Ventrikel mißt (Abb. 10). Auch hier sehen Sie die spitze und überhöhte Welle in der PC-Druckkurve, die sich durch den Rückfluß des Blutes zum „falschen Zeitpunkt“ ergibt.
Abb. 11 |
LV = Druck im linken Ventrikel PC = PC-Druck |
Auch eine Verengung der Mitralklappe (= Mitralstenose) kann man bei einer solchen simultanen Registrierung der Drücke in PC und im linken Ventrikel gut sehen (Abb. 11):
Sie sehen, daß am Ende der Füllungsphase ein Druckunterschied zwischen dem PC- und dem Füllungsdruck des linken Ventrikels besteht.
Der PC-Druck ist hier höher als der LV-Druck (Doppelpfeil in Abb. 11).
Das muß so sein, denn wenn die Klappe zwischen linkem Vorhof und Ventrikel verengt ist muß der Druck im linken Vorhof ansteigen, um das Blut „mit Gewalt“ durch die Klappe zu pressen. Dabei gilt: Je größer dieser Druckunterschied ist desto schwerer ist der Klappenfehler. Wenn Sie mehr über solche Druckphänomene bei Herzklappenfehlern wissen möchten: Lesen Sie Band 18 dieser eBook-Reihe über Herzklappenfehler.
Aus solchen charakteristisch veränderten Druckkurven kann der Arzt die Art und Schwere des Klappenfehlers ablesen.
Man kann bei einer Rechtsherzkatheteruntersuchung feststellen, ob sich Löcher in den Trennwänden zwischen der rechten und linken Vorkammer bzw. zwischen der rechten und linken Hauptkammer befinden, wie groß diese Löcher sind und wieviel Blut hindurch fließt. Die Existenz solcher Defekte lassen sich (wie in dem gerade gezeigten Beispiel eines Vorhofseptumdefektes) nicht nur mit der Katheterführung nachweisen, sondern man kann hierzu auch die Oxymetrie, d.h. die Bestimmung des Sauerstoffgehaltes des Blutes benutzen.
Abb. 12 |
Und sehen Sie in der folgenden Abbildung 12 ein Beispiel dafür, wie man mit Hilfe der Druckmessung auch etwas über angeborene Herzfehler sagen kann:
Sie sehen hier die Druckkurven im rechten (RA) und linken (LA) Vorhof. Die Druckkurve im linken Vorhof konnte aufgezeichnet werden, weil der Katheter (von der Leiste aus kommend) durch das angeborene Loch in der Trennwand der Vorkammern direkt aus dem rechten in den linken Vorhof gesteuert werden konnte.
Im linken Teil der Abbildung sehen Sie den Druck im linken, im rechten Teil denjenigen des rechten Vorhofs.
Sie können erkennen, daß die Form der Druckkurven sehr unterschiedlich ist. So wie Sie die Druckkurven sehen entsprechen ihre Formen eigentlich dem Normalfall. Da es aber möglich war, den Katheter durch das Loch in der Trennwand hindurch zu schieben, muß ein solches Loch tatsächlich existieren, d.h. es liegt (vereinfacht gesagt:) ein Vorhofseptumdefekt vor. Da die Druckkurven aber unterschiedlich aussehen ist dieser Defekt nur klein, denn bei großen Löchern würde es zu einem Angleich der beiden Drücke kommen.
Abb. 13 |
RA = rechter Vorhof, RV = rechter Ventrikel, LA = linker Vorhof, LV = linker Ventrikel |
Sehen Sie als weiteres Beispiel hierzu Abb. 13 und 14.
Abb. 13 kennen Sie bereits.
Es ist die schematische Darstellung des Herzens und des Kreislaufes.
Eingetragen sind die Werte für die Sauerstoffsättigung und den Sauerstoffgehalt an verschiedenen Stellen des Herzens und des Kreislaufes.
Abb. 14 |
Sie sehen, daß die Sättigungswerte im venösen Kreislauf (blau in Abb. 13), also in der Hohlvene, im rechten Vorhof und im rechten Ventrikel, sowie in der Pulmonalarterie an allen Stellen gleich niedrig, und daß sie im arteriellen Kreislauf (rot in Abb. 13) an allen Stellen gleich hoch sind.
In Abb. 14 sehen Sie das Ergebnis einer Rechtsherzkatheteruntersuchung bei dem schon erwähnten Vorhofseptumdefekt, d.i. einem Loch in der Trennwand zwischen den beiden Vorkammern.
Beachten Sie auch in dieser Abbildung die Zahlenangaben, die in den verschiedenen Herzhöhlen und Gefäßen angegeben sind. Sie geben den jeweiligen Sauerstoffgehalt des Blutes.
Sehen Sie zunächst in den unteren Teil des Bildes, wo Sie die Zahl 13.2 Vol.-% in der Hohlvene finden. Hier in der Hohlvene kommt das verbrauchte Blut aus allen Organen und Geweben des Körpers an, daher ist der Sauerstoffgehalt niedrig.
Normalerweise würde dieser niedrige Sauerstoffgehalt unverändert bleiben, bis das Blut in den Lungen wieder mit frischem Sauerstoff aufgeladen wird. Das sauerstoffreiche Blut (rechts unten in der Lungenvene) hat daher einen hohen Sauerstoffgehalt: 18.8 Vol.-%.
In dem gezeigten Fall hingegen sehen Sie, daß durch ein angeborenes Loch in der Trennwand zwischen rechter und linker Vorkammer frisches sauerstoffreiches Blut von links nach rechts fließt (dicker roter Pfeil in Abb. 14). Dies führt dazu, daß dem hier befindlichen sauerstoffarmen Blut frisches sauerstoffreiches Blut, das gerade aus der Lunge gekommen ist zugemischt wird. Der normalerweise niedrige Sauerstoffgehalt des Blutes in der rechten Vorkammer steigt also an.
Aus dem Unterschied zwischen dem „normalen“ sauerstoffarmen Blut vor dem Eingang in die rechte Vorkammer, dem mit Sauerstoff angereicherten Mischblut in der rechten Vorkammer und dem sauerstoffreichen Blut in der linken Vorkammer kann man mit Hilfe mathematischer Formeln die Menge des Blutes berechnen, das durch das Loch in der Trennwand fließt, in diesem Fall 7.100 ml/min.
Dies ist nur ein Beispiel von vielen möglichen Herzfehlern gewesen, die man mit Hilfe einer Rechts- (und evtl. Links-) Herzkatheteruntersuchung untersuchen kann. Aus den Drücken und den Sauerstoffmessungen lassen sich bestimmte Funktionswerte der Herzfunktion berechnen und genaue Kenntnisse über die Schwere des Klappenfehlers gewinnen.