Die Informationen auf dieser Seite finden Sie in Band 39 einer eBook-Reihe der Patienten-Akademie.
Hier bekommen Sie dieses eBook in verschiedenen Formaten:
Von Herzklopfen spricht man immer dann, wenn ein Mensch seinen Herzschlag bewußt wahrnimmt. Er kann dabei den Eindruck haben, daß der Herzschlag hart, zu schnell, zu langsam oder unregelmäßig ist.
Es gibt harmloses und gefährliches Herzklopfen. Die Aufgabe des Hausarztes bzw. Kardiologen ist es, zu klären, welche Art von Herzklopfen bei den Betroffenen vorliegt. Und daher ist es richtig zum Arzt zu gehen, wenn man Herzklopfen bemerkt. Er wird nun weitere Untersuchungen durchführen, um dies zu klären (siehe unter „Untersuchungen“).
Welcher Teil des Körpers, welches Organ, welches Gewebe, welcher Sensor und welcher Rezeptor (Druck- oder Dehnungsrezeptor?) Herzklopfen letztlich auslöst ist nicht bekannt. Und es ist ebenfalls nicht bekannt, an welcher Stelle des Körpers sich ein solcher Rezeptor befindet: An der Innenwand des Herzens oder der Gefäße? An ihrer Außenwand? In dem Gewebe um Herz oder Gefäße herum? In dem Gewebe unterhalb der Haut?
Es gibt eine Vielzahl von Gründen für Herzklopfen und in nicht wenigen Fällen ist es nicht möglich, die zugrunde liegende Ursachen aufzudecken.
Herzklopfen hat seine Ursache meistens in Herz und Kreislauf, aber in etwa 30% werden psychische Ursachen und in etwa 10% verschiedene andere Ursachen angenommen.
Beim Auftreten von Herzklopfen denkt man meistens an Herzrhythmusstörungen, d.h. Unregelmäßigkeiten des Herzschlages. Herzklopfen kann aber auch bei anderen Erkrankungen des Herzens und des Kreislaufes auftreten, wobei oft unklar ist, was in solchen Fällen zum Empfinden von Herzklopfen führt.
Genauere Informationen über Herzrhythmusstörungen erhalten Sie, wenn Sie hier klicken.
Viele Patienten, bei denen eine psychische Problematik vorzuliegen scheint, haben Herzrhythmusstörungen.
Auf der anderen Seite verursachen Herzrhythmusstörungen selber aber auch Angst oder sogar Panik, sodaß es oft nicht einfach nicht einfach zu entscheiden ist, ob Angst, Panikattacken o.ä. zu Herzrhythmusstörungen führen oder ob nicht umgekehrt Herzrhythmusstörungen zu Angst und Panik führen.
Auch bei den nachfolgend genannten Ursachen von Herzklopfen weiß man oft nicht, wodurch die Empfindung entsteht:
Auch Medikamente können Herzklopfen auslösen. In vielen Fällen entsteht es durch eine Anregung des Herzens, die Blutdrucksteigerung oder Gefäßerweiterung. Beispiele sind
Herzklopfen kann
Viele Menschen bekommen Angst, wenn sie Herzklopfen bemerken. In den meisten Fällen handelt es sich aber um harmlose Ursachen, die nicht weiter untersucht werden müssen.
Bei Menschen hingegen, bei denen eine strukturelle Herzerkrankung (z.B. koronare Herzkrankheit, Herzklappenfehler oder Herzmuskelerkrankungen) vorliegt oder dann, wenn Hinweise auf eine gefährliche Ursache besteht, weist Herzklopfen u.U. auf gefährliche Herzrhythmusstörungen hin. In diesen Fällen sind weitere Untersuchungen und, falls erforderlich, auch eine Behandlung notwendig.
Die Untersuchungen sollen verschiedene Fragen beantworten:
Diejenigen Untersuchungen, die stets am Anfang der Diagnostik durchgeführt werden, sind die Erfragung der Beschwerden und der Vorgeschichte (Anamnese), eine körperliche Untersuchung und ein EKG.
Bei allen Untersuchungen zur Klärung der Ursache des Herzklopfens (Herzrhythmusstörungen oder etwas anderes) muß man wissen, daß evtl. Herzrhythmusstörungen nur exakt während derjenigen Phasen nachweisbar sind, in denen die Betroffenen Herzstolpern verspüren.
Ein EKG beispielsweise wird schon unmittelbar nach dem Ende des Herzstolperns einen normalen Befund zeigen. Daraus folgt, daß man bei nur sehr kurz andauerndem Stolpern kaum die Zeit haben wird, um sofort (!) zum Arzt zu gehen, um hier ein EKG schreiben zu lassen, denn wenn man die Arztpraxis erreicht haben wird das Stolpern schon wieder verschwunden und das EKG normal sein. Dauert das Stolpern allerdings etwas länger wird der Besuch der Arztpraxis oder (z.B. nachts oder am Wochenende:) eines Krankenhauses vielleicht erfolgversprechend sein. Trotzdem ist es oft frustrierend, wenn das Herzstolpern auf dem Weg zum Arzt von selber aufhört, denn in diesen Fällen kann man eigentlich wieder nach Hause umkehren und leider auf die nächste Attacke warten.
Viele Menschen haben viele solcher Arztbesuche ergebnislos unternommen oder schon vorher abgebrochen und erst nach vielen Versuchen zeigte das EKG dann einen entsprechenden Befund. Aber es hilft nichts:
Wenn Herzrhythmusstörungen die Ursache des Herzstolperns sein sollten kann man sie nur während der Phase des Herzstolperns im EKG erkennen.
Einzelheiten über die Anamnese erfahren Sie, wenn Sie hier klicken.
Herzklopfen ist eine Beschwerde, keine Erkrankung per se.
Viele Menschen berichten über Herzklopfen, vor allem solche, bei denen bereits eine Herzerkrankung bekannt ist. Bei solchen herzkranken Patienten sollte im Rahmen der Anamnese stets danach gefragt werden, ob Herzklopfen bemerkt wird.
Es gibt verschiedene Arten, Herzklopfen zu empfinden. Der Herzschlag kann hart, zu schnell, zu langsam oder unregelmäßig sein.
Herzrhythmusstörungen können aber auch als Schwindel, Kurzatmigkeit, Schweißausbruch, Kopfschmerzen oder Druck im Kopf oder als Herzschmerz empfunden und beschrieben werden.
Herzklopfen ist nicht immer Ausdruck einer Herzerkrankung, es kann Angst verursachen ebenso wie Angst auch zu Herzklopfen führen kann. Nicht zu Unrecht sagt der Volksmund, daß einem der Gedanke an etwas Unangenehmes oder Schlimmes „Herzklopfen verursacht“.
Kompliziert wird die Sache dadurch, daß bei jedem Menschen, ob alt oder jung, gesund oder krank, im Tagesverlauf immer irgendwelche Unregelmäßigkeiten des Herzschlages auftreten, das weiß man aus Langzeit-EKGs; eine gewisse Unregelmäßigkeit ist daher normal. Es gibt dabei Menschen, die solche Unregelmäßigkeiten sehr genau registrieren, mehr oder weniger jeden einzelnen unregelmäßigen Herzschlag sehr intensiv verspüren und denen dies Angst macht.
Es gibt andere Menschen, die überhaupt nichts verspüren und es gibt wiederum solche, die die Unregelmäßigkeiten zwar bemerken, sich daran aber nicht stören.
Wenn Sie nun bedenken, daß jeder Mensch an jedem einzelnen Tag Herzrhythmusstörungen hat (egal, ob er sie bemerkt oder nicht) dann können nicht jedes Herzklopfen und nicht alle Herzrhythmusstörungen gefährlich sein, denn in diesem Fall wäre die Menschheit längst ausgestorben.
Hier wird das Herzklopfen genauer erfragt:
Menschen können Herzklopfen in verschiedener Weise wahrnehmen und empfinden, wobei die Art des Empfindens in einigen Fällen schon etwas über die Ursache aussagt:
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Abb. 1 |
Aus dem Ventrikel stammender Extraschlag (= ventrikuläre Extrasystole) |
Es wird meistens durch Extraschläge aus den Ventrikeln verursacht.
Grund dafür ist, daß der Extraschlag den regelmäßigen Herzschlag unterbricht und daß der normale Herzrhythmus dann nach einer Pause wieder erneut beginnt (Abb. 1).
Der 1. Schlag nach der Pause ist kräftiger als ein „normaler“ Herzschlag, weil sich das Herz während dieser Pause miut einer größeren Blutmenge hat füllen können.
Empfindet ein Patient dieses Herzrasen als unregelmäßig ist wahrscheinlich Vorhofflimmern die Ursache, bei regelmäßigem Empfinden denkt man eher daran, daß aus dem Vorhof stammendes Herzrasen (= supraventrikuläre Tachykardie) vorliegt.
Für solche Herzrhythmusstörung spricht auch, wenn der Patient das Herzrasen dadurch beenden kann, daß er tief einatmet und dann die Luft im Brustkorb durch den verschlossenen Kehlkopf heraus zu pressen (Preßatmung, VALSALVA-Manöver), man sollte die Patienten daher immer danach fragen, ob er Methoden hat, mit denen er das Herzklopfen lindern oder sogar beseitigen kann.
Während sich die Vorkammern normalerweise erst dann zusammenziehen, wenn die Mitral- oder Tricuspidalklappe geöffnet sind, ziehen sich die Vorkammern bei einem Herzblock zu einem Zeitpunkt zusammen, zu dem die Klappen noch nicht geöffnet sind.
Dies führt dazu, daß der Blutdruck in der Vorkammer durch deren Pumpschlag höher als normal ansteigt. Diese erhöhte Blutdruck-„Welle“ im rechten Vorhof pflanzt sich gegen die normale Flußrichtung des Blutes in die Venen des Halses fort, was die betroffenen Menschen empfinden.
Dies führt zu u.U. lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen wie dem Long-QT-Syndrom oder dem Brugada-Syndrom.
Ist Herzklopfen schon seit der Kindheit oder frühen Jugend bekannt handelt es sich bei der Ursache oft um schnelles, aus den Vorkammern stammendes Herzrasen (supraventrikuläre Tachykardie). Tritt das Herzklopfen erst im späteren Verlauf des Lebens auf sind meistens strukturelle Herzerkrankungen die Ursache.
Ein unregelmäßiges Herzklopfen spricht eher für Vorhofflimmern, regelmäßiges Herzklopfen eher für supraventrikuläre oder ventrikuläre Tachykardien.
Ein plötzlicher Beginn und ein plötzliches Ende sprechen für supraventrikuläre Tachykardien. • Tritt das Herzklopfen zusammen mit anderen Beschwerden gemeinsam auf, z.B. Brustschmerzen (weist auf mögliche Durchblutungsstörungen des Herzens durch verengte Herzkranzgefäße hin), Schwindel oder Benommenheit?
Hier wird nach anderen Dingen gefragt, bei bei der Ursachensuche des Herzklopfens wichtig sein können:
Einzelheiten erfahren Sie, wenn Sie hier klicken.
Eingangs der Untersuchungen sind nur wenige Laboruntersuchungen erforderlich:
In Abhängigkeit von den Ergebnissen der weiteren Untersuchungen werden u.U. weitere Blutuntersuchungen notwendig.
Siehe Informationen über das EKG.
Ein normales 12-Kanal-EKG muß bei jedem Patienten, der über Herzklopfen klagt, angefertigt werden. Dabei achtet man auf
Wenn nach den vorherigen Untersuchungen Hinweise darauf bestehen, daß Herzrhythmusstörungen Ursache des Herzklopfens sind (vor allem dann, wenn in der Vorgeschichte bereits eine Herzerkrankung bekannt ist) oder wenn der Betroffene wegen seiner bisher unerklärten Beschwerden anhaltend ängstlich ist führt man weitere Untersuchungen durch. Ziel dieser weiteren Untersuchungen ist, diejenigen Patienten zu identifizieren, bei denen eine große Wahrscheinlichkeit für bedeutsame, d.i. u.U. gefährliche Herzrhythmusstörungen besteht.
Siehe Informationen über das Langzeit-EKG.
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Abb. 2 |
2 ventrikuläre Extrasystolen (2er-Salve) im Langzeit-EKG |
Mit dieser Untersuchung wird das EKG eines Patienten über 24 - 48 Stunden lang aufgezeichnet.
Man kann in den Aufzeichnungen sehen, ob es sich dann, wenn ein Patient über Herzklopfen klagt, tatsächlich um Herzrhythmusstörungen gehandelt hat (Abb. 2) und um welche Störung es sich handelt.
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Abb. 3 |
Patientenprotokoll |
Der Nachteil eines Langzeit-EKG besteht darin, daß es das EKG „nur“ über 24 - 48 Stunden aufzeichnet und daß evtl. Herzrhythmusstörungen bei Menschen, die ihre Rhythmusstörung nur sehr selten bekommen, dadurch nicht erkannt werden können.
Abb. 4 |
EKG um 14:55 h während der Phase, in der der Patient „Herzstolpern“ verspürt hat |
Neben dem Nachweis von Rhythmusstörungen kommt dem Langzeit-EKG eine besondere Bedeutung zum Ausschluß der Rhythmusstörungen zu: Nicht wenige Patienten verspüren nämlich während der Aufzeichnung des EKG Beschwerden (Abb. 3), in dem während genau dieser Zeit abgeleiteten EKG ist der Herzrhythmus jedoch regelmäßig und völlig normal (Abb. 4).
Die Kenntnis darüber, daß etwas als „Herzklopfen“ oder „-stolpern“ empfunden wird, dieses Empfinden aber nicht durch Herzrhythmusstörungen verursacht wurde (siehe Abb. 3 und 4) ist für die Diagnose des Herzklopfens sehr wichtig.
Siehe Informationen über den Ereignis- (event) -Rekorder.
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Abb. 5 |
event-Rekorder der Fa. Medtronic® (Reveal®) |
Ereignis-Rekorder sind kleine Geräte, die in der Herzgegend über der Haut eingepflanzt, die das EKG des Menschen kontinuierlich registrieren und über eine Dauer von 5 - 7 Jahren speichern (Abb. 5).
Die Geräte sind heute so gebaut, daß auch eine Untersuchung im MRT möglich ist. Sicherheitshalber sollte man aber den Kardiologen danach befragen.
Der Träger eines solchen Rekorders kann mit Hilfe eines „Ereignisknopfes“, den er sich um den Hals hängt, elektronisch markieren, wenn er Beschwerden hat. Beim Auswerten des gespeicherten EKG kann man mit Hilfe der elektronischen Markierung das EKG ganz gezielt auslesen.
Das Gerät hat zudem den Vorteil, daß es die gespeicherten EKG über das Internet an eine Zentrale gesendet werden kann, in der es von geschultem Personal ausgewertet wird. Der event-Rekorder ist sehr hilfreich bei der Aufklärung von Herzrhythmusstörungen, wie z.B. in Abb. 6, in der vereinzelt auftretende ventrikuläre Extrasystolen aufgezeichnet wurden.
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Abb. 6 | Abb. 7 |
Aufzeichnung von 2 ventrikulären Extrasystolen (*) | Plötzliches Auftreten von Vorhofflimmern (2. Zeile von oben) |
Hauptsächlich wird der event-Rekorder aber dazu benutzt, um das vorübergehende Auftreten von Vorhofflimmern (Abb. 7) und nach gefährlichen Herzrhythmusstörungen (Abb. 8) zu suchen, die im Belastungs- und Langzeit-EKG nicht gefunden werden konnten.
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Abb. 8 |
Auftreten einer ventrikulären Tachykardie (roter Pfeil zeigt auf den Beginn) |
Das Einpflanzen eines event-Rekorders ist nahezu komplikationslos, aber mit dem kleinen Risiko einer Wundinfektion verbunden. Dies gilt natürlich auch für das Auspflanzen des Gerätes nach 5 - 7 Jahren, wenn die Batterie erschöpft ist. Aus diesen und aus Kostengründen wird ein event-Rekorder nur dann eingepflanzt, wenn .....
Ende der Leseprobe
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