Die Informationen auf dieser Seite finden Sie in Band 18b einer eBook-Reihe der Patienten-Akademie.
Hier bekommen Sie dieses eBook in verschiedenen Formaten:
Man bezeichnet mit Vorhofflimmern einen schnellen, unregelmäßigen Herzschlag.
Die Unregelmäßigkeit des Herzschlages („Arrhythmie“ genannt) entsteht infolge gestörter elektrischer Impulse des Herzens. Diese Unregelmäßigkeit des Herzschlages kann dauernd bestehen oder sie kann kommen und gehen.
Vorhofflimmern gehört ganz allgemein zu den Herzrhythmusstörungen.
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Abb.1 |
Die Arbeitsweise des Herzens Lesen Sie hierzu auch Band 1 - 4 der eBooks in der Patienten-Akademie , in denen Aufbau, mechanische und elektrische Arbeitsweise des Herzens sehr detailliert besprochen werden.
Daher hier nur in Kürze:
Das Herz ist ein großer, hohler Muskel, dessen Aufgabe es ist, Blut durch den Körper zu pumpen. Dazu besitzt es 2 Haupt- und 2 Vorkammern (Abb. 1), deren Wände aus Millionen Muskelzellen bestehen.
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Abb.2 |
Wenn diese Muskelzellen einzeln und nur für sich arbeiten, entsteht Chaos. Damit die Muskelzellen zu einer geordneten Zuckung des Herzens führen können muß ihre Arbeit organisiert werden. Das Ganze funktioniert so ähnlich wie beim Tauziehen (Abb. 2):
Wenn jeder am Tauende zieht wie er Lust und Kraft hat passiert in der Regel nichts; erst wenn ein Hauptmann der Mannschaft Kommandos gibt („Hau-Ruck“) und alle zur gleichen Zeit ziehen bewegt sich das Seil.
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Abb.3 |
Auch die Herzmuskelzellen haben einen Organisator und der ist das „elektrische System“.
Dieses System sorgt dafür, daß sich jede Herzmuskelzelle nur zu einem bestimmten Zeitpunkt zusammenzieht. Und erst durch diese organisierte Aktion wird es möglich, daß Millionen kleine und sehr schwache Muskelzellen einen kräftigen Herzschlag herstellen können.
Das elektrische System des Herzens (Abb. 3) besteht zunächst aus einem „Schrittmacher-Knötchen“.
Hier im sog. „Sinusknoten“ werden in bestimmten Abständen elektrische Impulse gebildet, die sich über wenige elektrische Leitungsbahnen, die wie elektrische Kabel funktionieren, über das ganze Herz ausbreiten.
Zuerst werden die Herzmuskelzellen der beiden Vorkammern erreicht und zu einer Zuckung angeregt. Danach erreicht der elektrische Impuls den sog. „av-Knoten“. Hier wird der Impuls um Bruchteile einer Sekunde aufgehalten, um dann in die Muskulatur der Hauptkammern weiter geleitet zu werden.
Auf diese Weise werden zuerst die beiden Vorkammern aktiv, die Blut durch 2 Herzklappen in die Hauptkammern pumpen.
Anschließend werden dann die beiden Hauptkammern zu einer Zuckung angeregt, die das Blut in die Lungen (aus der rechten Hauptkammer) bzw. in den Kreislauf zu den einzelnen Organen wie Gehirn, Leber, Nieren usw. pumpen (aus der linken Hauptkammer).
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Film 1 | Abb. 4 |
Durch diese Arbeitsweise wird zunächst das sauerstoffarme Blut aus der rechten Vor- in die rechte Hauptkammer und von dort aus in die Lungen gepumpt (Film 1, Abb. 4).
Hier wird er mit frischem Sauerstoff beladen und fließt in die linke Vorkammer zurück. Von dort aus wird es in die linke Hauptkammer und aus dieser Hauptkammer in den Körper gepumpt, wo alle Organe mit sauerstoffreichem Blut versorgt werden.
Film 2 |
Lauf der elektrischen Erregung durch das Herz bei regelmäßigem Sinusrhythmus |
Ein normaler Herzschlag (Film 2) beginnt mit der Entstehung eines elektrischen Impulses im Sinusknoten, der am Dach der rechten Vorkammer gelegen ist.
Von diesem natürlichen Schrittmacher aus breitet sich der Impuls durch die Wände der Vorkammern aus, wobei er jede Muskelzelle, die er erreicht, zu einer Zuckung anregt.
Auf diese Weise entsteht eine Zuckungswelle, die die Vorkammern von oben nach unten durchläuft und die Vorkammern ziehen sich zusammen.
Am Boden der Vorkammern erreicht der Impuls den sog. av-Knoten.
Er wird av-Knoten genannt, weil er sich zwischen den Vorkammern (Atrium = Vorkammer) und den Hauptkammern (Ventrikel = Hauptkammer) befindet.
Hier wird der Impuls um Bruchteile einer Sekunde aufgehalten, um dem Blut die Gelegenheit zu geben, aus der Vor- in die Hauptkammer zu fließen.
Aus dem av-Knoten schließlich wird der Impuls über bestimmte elektrische Leitungsbahnen durch den Herzmuskel geleitet. Auch hier breitet er sich von oben nach unten aus und regt jede Herzmuskelzelle, die er unterwegs erreicht, zu einer Zuckung an.
Die Folge ist, daß sich nun nach den Vor- auch die Hauptkammern zusammenziehen und das Blut aus dem Herzen in die Hauptschlagader des Körpers (Aorta) bzw. in die Lungenschlagader gepumpt wird.
Bei einem Menschen mit normalem Herzschlag läuft dieser Vorgang etwa 60 – 100mal in jeder Minute ab und daher haben gesunde Menschen eine Pulsfrequenz von 60 – 100 pro Minute.
Schlägt das Herz weniger als 60mal in der Minute spricht man von Herzverlangsamung (= Bradykardie), schlägt es schneller als 100mal in der Minute liegt eine Herzbeschleunigung (= Tachykardie) vor.
Um sich die Entstehung von Vorhofflimmern vorzustellen kann man 2 stark vereinfachende Vorstellungen haben:
Werden diese Verbindungen (wodurch auch immer) unterbrochen kann der Sinusknoten nicht mehr arbeiten und damit keine regelmäßigen Impulse mehr produzieren.
Wenn keine Impulse gebildet werden, die das Herz zum Schlagen anregen würde das bedeuten, daß das Herz stehen bleibt und der Mensch stürbe. Damit dies nicht geschieht hat es die Natur eingerichtet, daß es „Reserve-Schrittmacher“ gibt.
Diese liegen in der Wand der Vorkammern und ebenso der Hauptkammern.
Dabei handelt es sich nicht, wie beim Sinusknoten, um eine einzige Struktur (sozusagen das „Reserve-Schrittmacherknötchen“), sondern es sind viele Tausend und vielleicht sogar Millionen von Ersatzzellen.
Normalerweise arbeiten diese Reserve-Schrittmacher nicht, denn sie werden nicht benötigt. Wenn der Sinusknoten aber ausfällt werden sie aktiv. Und dann beginnen die vielen Ersatz-Schrittmacher der Vorhöfe mit der Bildung elektrischer Impulse. Die zahlreichen Ersatz-Impulse entstehen teilweise gleichzeitig und breiten sich chaotisch in den Wänden der Vorkammern aus.
Sehr häufig befinden sich diese „Störenfriede“ an den Einmündungen der Lungenvenen in die Vorkammern. Normalerweise sind diese Störenfriede ruhig und inaktiv. Unter bestimmten Umständen werden sie aber aktiv und senden plötzlich schnelle elektrische Störimpulse aus. Diese treffen dann auf die ordentlichen Impulse und auf den Sinusknoten. Hier stören sie das komplizierte Miteinander der normalen elektrischen Aktivität und diese fällt komplett aus.
Anstelle der Sinusknoten-Impulse rasen nun die elektrischen Störimpulse durch die Vorkammern und regen deren Muskelzellen zu Zuckungen an.
Film 3 Lauf der elektrischen Erregung im Herzen bei Vorhofflimmern Auch bei dieser Entstehung des Vorhofflimmern erregt nicht nur ein einzelner elektrischer Impuls die Vorkammern, sondern viele gleichzeitig, was ebenfalls zur Folge hat, daß die Muskelzellen der Vorkammern chaotisch zucken.
Die Folge dieses elektrischen Chaos (Film 3) in den Vorkammern ist, daß diese sich nicht mehr koordiniert zusammen ziehen, sondern daß jede Herzmuskelzelle ohne Rücksicht auf ihren Nachbarn vor sich hin arbeitet. Die Vorkammern arbeiten nun nicht mehr organisiert und regelmäßig, sondern unregelmäßig, chaotisch und sehr schnell.
Arbeiten die Vorkammern im normalen Rhythmus mit einer Geschwindigkeit von 60 – 100/Minute, so arbeiten sie im Vorhofflimmern mit Geschwindigkeiten von 400 – 600 Schlägen pro Minute. Bei dieser Geschwindigkeit können sich die Vorkammern aus mechanischen Gründen nicht mehr richtig zusammen ziehen und Blut pumpen, d.h. sie bleiben stehen.
Wie Sie eingangs schon gelesen haben erreichen die elektrischen Impulse, wenn sie die Vorkammern durchwandert haben den av-Knoten.
Dieses Verhalten betrifft natürlich nicht nur die normalen Herzschläge, sondern auch die vielen schnellen Vorkammer-Impulse des Vorhofflimmerns.
Würde nun jeder einzelne diese extrem schnellen Vorhofimpulse auf die Herzkammern übergeleitet werden würden auch die Hauptkammern extrem schnell und chaotisch schlagen. Und ebenso wie die Vorkammern würden nun auch die Hauptkammern nicht mehr richtig arbeiten und pumpen können und stehen bleiben.
Eine solche extrem hohe Schlaggeschwindigkeit und chaotische Arbeitsweise der Hauptkammern wäre ebenso tödlich für den Menschen wie der Stillstand des Sinusknoten, wie ich ihn oben unter der 1. Vorstellung der Entstehung von Vorhofflimmern beschrieben habe. Es wäre also auf diese Weise nichts gewonnen, es wäre nur 1 Todesursache gegen eine andere ausgetauscht worden.
Das muß sich wohl auch der Konstrukteur des Herzens gedacht haben und daher hat er den av-Knoten mit einer Filterfunktion ausgestattet. Diese Filterfunktion bewirkt, daß nicht jeder elektrische Impuls aus den Vorkammern auf die Herzkammern übergeleitet wird.
Vielmehr ist der av-Knoten so gebaut, daß er nur Impulse mit einer maximalen Geschwindigkeit von 110 – 200/Minute „durchläßt“, die anderen Impulse versickern im av-Knoten. Die Folge ist, daß die Hauptkammern also wesentlich langsamer als die Vorkammern arbeiten.
Schlagen die Vorkammern also noch mit einer Geschwindigkeit von 400 – 600/min arbeiten die Hauptkammern mit Geschwindigkeiten von 110 – 200/Minute.
Das ist zwar noch immer schneller als im Normalfall (60 – 100/min), erlaubt es aber den Hauptkammern noch immer, Blut zu pumpen und den Körper ausreichend mit Blut zu versorgen.
Die Überleitung der elektrischen Impulse aus den Vor- in die Hauptkammern erfolgt nicht regelmäßig wie beim normalen Herzschlag, sondern unregelmäßig:
Film 3 |
Lauf der elektrischen Erregung im Herzen bei Vorhofflimmern |
1 Impuls erreicht den av-Knoten und wird in die Hauptkammern durchgelassen. Erst nach einer bestimmten Zeit wird der av-Knoten wieder für den nächsten Impuls durchlässig und läßt diesen in die Hauptkammer passieren. Die in der Zwischenzeit auftreffenden Impulse werden abgefangen; in Film 3 ist dies an der vorübergehenden blauen Färbung des av-Knotens dargestellt.
Weil die Vorhofimpulse unregelmäßig entstehen und daher auch unregelmäßig auf den av-Knoten auftreffen werden sie auch unregelmäßig in die Hauptkammern übergeleitet. Dies hat zur Folge, daß auch die Hauptkammern unregelmäßig arbeiten.
Der Mensch kann die mechanische Tätigkeit der Vorkammern normalerweise nicht verspüren. Was man als „Herzschlag“ oder „Herzklopfen“ empfindet ist die Tätigkeit der Hauptkammern. Wenn diese nun unregelmäßig schlagen verspüren die betroffenen Menschen die Unregelmäßigkeit des Schlages der Hauptkammern, nicht die Unregelmäßigkeiten der Vorkammern.
Also, was haben Sie bislang gelernt?
Sie werden an dieser Stelle vielleicht 2 Fragen haben:
Wenn ein Chirurg das Herz betrachtet dann kann er normalerweise die Pumpschläge der Vor- und Hauptkammern gut erkennen.
Beim Kammerflimmern, das er einleiten muß, um das Herz still zu stellen und um seine Operation machen zu können haben sie beobachtet, daß sich die Oberfläche des Herzens ganz fein bewegt (so als ob es zittern würde), weil jede einzelne winzige Muskelfaser zuckt. Das haben die Chirurgen als „Kammerflimmern“ bezeichnet.
Das Vorhofflimmern kann man auch als Chirurg nicht so gut an Zitterbewegungen der Vorkammern erkennen, denn dazu sind die Muskelzellen der Vorkammern zu schwach. Trotzdem hat man diese Rhythmusstörung so bezeichnet, weil man es auch hier mit den Zuckungsbewegungen der einzelnen Muskelfasern zu tun hat.
Die Hauptarbeit des Herzens müssen die Hauptkammern vollbringen, denn sie müssen das Blut in den Kreislauf pumpen.
Wenn sich die Eingangsklappen der Hauptkammern öffnen strömt normalerweise 95% des Blutes aus den Vorkammern von alleine in die Herzkammern. Nur 5% werden durch die Pumpfunktion der Vorkammern nachgeschoben.
Beim Vorhofflimmern arbeiten und pumpen die Vorkammern nicht mehr und können diese 5% auch nicht nachschieben. Das ist nicht viel und ein Mensch wird diese verminderte Füllung in körperlicher Ruhe kaum bemerken.
Unter körperlicher Belastung sieht das allerdings anders aus, denn nun fließen vielleicht nur 75% des Blutes von alleine aus den Vor- in die Hauptkammern und die Vorhöfe müssen 25% nachschieben.
Einen Verlust dieser 25% wird der Betroffene bemerken und zwar unter Belastung. In Ruhe werden Menschen mit Vorhofflimmern also allenfalls durch die Unregelmäßigkeit des Herzschlages belästigt (siehe später unter „Krankheitserscheinungen“), unter Belastung bemerken sie allerdings die verminderte Füllung des Herzens an einer nachlassenden Leistungsfähigkeit.
Vorhofflimmern kann in verschiedenen Formen auftreten:
Die Phasen mit paroxysmalem Vorhofflimmern können 48 Stunden bis maximal 7 Tage andauern.
Man spricht immer dann von persistierendem Vorhofflimmern, wenn es in einer gemeinsamen Entscheidung von Arzt und Patient in den regelmäßigen Sinusrhythmus überführt werden und „rhythmuserhaltend“ behandelt werden soll.
Eine Beseitigung der Rhythmusstörung ist entweder nicht möglich oder aus verschiedenen Gründen nicht sinnvoll (siehe unter „Behandlung“) und soll (oder muß) daher belassen werden.
Vorhofflimmern ist eine der häufigsten Herzrhythmusstörungen überhaupt. Es betrifft 1% der gesamten Bevölkerung, meistens Menschen, die älter als 50 Jahre sind. Das heißt, daß in Deutschland ungefähr 800.00 Menschen Vorhofflimmern haben.
Mit zunehmendem Alter tritt Vorhofflimmern häufiger auf. Etwa 5% aller Menschen, die älter als 80 Jahre sind haben Vorhofflimmern.
Man unterscheidet „primäres“ und „sekundäres“ Vorhofflimmern:
Primäres Vorhofflimmern tritt ohne feststellbare Ursache auf, sozusagen als elektrischer Unsinn des Herzens. Dies ist meistens bei den jüngeren Menschen der Fall, die an keiner anderen feststellbaren Herzkrankheit leiden.
Beim sekundären Vorhofflimmern sind es bestimmte Krankheiten des Herzens oder anderer Organe, die ihrerseits Vorhofflimmern verursachen. Das Vorhofflimmern tritt hier also als Folge dieser anderen Krankheit auf. Zu solchen Krankheiten gehören z.B.:
Da die elektrischen Strukturen des Herzens ebenfalls gut durchblutet sein müssen, um richtig arbeiten zu können kann eine Durchblutungsstörung somit zu ihrer Funktionsstörung führen. Wenn der Sinusknoten infolge einer Durchblutungsstörung ausfällt kann wiederum Vorhofflimmern entstehen. Lesen die hierzu die Broschüren „Angina pectoris“ oder „Koronare Herzkrankheit“.
In beiden Fällen kann das Blut aus den Vorkammern nicht ungehindert in die Hauptkammern des Herzens abfließen und staut sich in den Vorkammern an. Diese erweitern sich und es kommt zur „Überdehnung“ der Vorkammerwand mit einem möglichen Funktionsausfall des Sinusknotens.
Diese Form des Vorhofflimmern hört in aller Regel in unterschiedlichem Abstand zur Operation von selber wieder auf und tritt nicht wieder erneut in Erscheinung. Dies betrifft allerdings nicht jedes Vorhofflimmern nach einer Operation. Wenn ein Mensch schon vor der Operation Vorhofflimmern hatte ist die Wahrscheinlichkeit, daß dieses nach der Operation aufhört oder sogar durch die Operation beendet wird sehr gering.
Nicht jeder Mensch empfindet Vorhofflimmern gleich, die Symptome und Beschwerden variieren vielmehr von Mensch zu Mensch. Die meisten Menschen fühlen sich irgendwie unwohl. Einige Menschen fühlen von ihrer Herzrhythmusstörung aber auch gar nichts.
Das häufigste Symptom ist Herzklopfen und das Gefühl, als würde das Herz rasend schnell schlagen. Dies verursacht Angst und die Betroffenen haben oft das Gefühl, einen Herzinfarkt zu bekommen oder sterben zu müssen.
Viele Menschen empfinden das Gefühl eines unregelmäßig schlagenden Herzens.
Einige Menschen werden beim Auftreten ihres Vorhofflimmerns schwindelig oder sogar ohnmächtig.
Andere Symptome sind allgemeine körperliche Schwäche, das Gefühl, keine Energie oder Kraft zu haben, Luftnot bei Anstrengungen oder Brustschmerzen (Angina pectoris).
Bei einigen Menschen kommt es während des Vorhofflimmerns oder nach dem Ende einer Attacke dieser Rhythmusstörung zu vermehrtem Harndrang.
In vielen Fällen wird der Hausarzt entscheiden, daß es zur Klärung der Art und Ursache Ihres Herzstolperns notwendig ist, sich von einem Spezialisten für Herzkrankheiten (Kardiologen) untersuchen zu lassen und er wird den Patienten zu einem solchen Arzt überweisen. Hier werden Untersuchungen durchgeführt, zu denen die folgenden gehören können:
Das EKG ist die wichtigste Untersuchung, um Vorhofflimmern festzustellen.
Es kann unterscheiden, ob vielleicht andere Formen von Herzrhythmusstörungen vorliegen, die sich für den Betroffenen ähnlich bemerkbar machen wie Vorhofflimmern.
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Abb.5 |
Manchmal zeigt das EKG auch, ob Herzkrankheiten vorliegen, die das Vorhofflimmern ausgelöst haben, z.B. ein alter Herzinfarkt.
Lesen Sie auch die Informationen zum EKG.
Man erkennt das Vorhofflimmern an den unregelmäßigen, rasenden Wellen der Vorkammern (P-Wellen) und an der Unregelmäßigkeit der Herzkammerschläge (Abb. 5).
Diese Untersuchung gehört ebenfalls zu den Grunduntersuchungen bei jedem Patienten mit neu aufgetretenem Vorhofflimmern, siehe auch Informationen über Röntgenuntersuchungen.
Man kann auf einem solchen Brust-Röntgenbild die Größe und die Form des Herzens erkennen, evtl. Lungenkrankheiten feststellen und sehen, ob sich Wasser in den Lungen gebildet hat. Gerade eine solche Wasseransammlung in den Lungen (= Lungenstauung) kann eine Auswirkung des Vorhofflimmerns sein, wenn die Herzkammern zu schnell oder zu langsam arbeiten.
Auch die Ultraschalluntersuchung des Herzens ist eine sehr wichtige Untersuchung.
Man kann mit der Echokardiographie die Größe der einzelnen Herzkammern, die Dicke der Herzmuskelwände, die Pumpkraft der linken Herzkammer und die Herzklappen untersuchen.
Der Arzt sucht mit dieser Untersuchung nach der möglichen Ursache des Vorhofflimmerns, z.B. Herzklappenfehler, Herzmuskelschwäche oder Verdickungen der Herzwände infolge eines erhöhten Blutdruckes.
Mit einem Langzeit-EKG werden die Herzschläge für die Dauer eines ganzen Tages oder sogar noch länger aufgezeichnet.
Die Untersuchung dient dazu, intermittierendes Vorhofflimmern zu erkennen.
Wenn ein Patient darüber berichtet, daß er immer wieder Herzstolpern und Herzrasen verspürt, die Untersuchungen beim Arzt aber keine Auffälligkeiten im EKG zeigen kann ein Langzeit-EKG sinnvoll sein.
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Abb.6 |
Übergang von Vorhofflimmern (links) in regelmäßigen Sinusrhythmus |
Es zeigt dann manchmal, daß es nur während kurzer Zeiten des Tages zum Vorhofflimmern kommt und während des Rests des Tages normaler Herzrhythmus vorliegt (siehe Abb. 6 mit dem Übergang von Vorhofflimmern in Sinusrhythmus).
Tritt die Herzrhythmusstörung selten auf kann das Langzeit-EKG das Vorhofflimmern oft nicht erfassen, sodaß man in diesen Fällen auf andere EKGs wie einem Ereignis-Rekorder zurück greift.
Ein weiterer Grund zur Durchführung eines Langzeit-EKG liegt bei Patienten mit chronischem Vorhofflimmern vor.
Hier will der Arzt nicht nach dem Vorhofflimmern selber suchen (er weiß ja schon, daß man es hat), sondern hier will er feststellen, wie schnell die Herzkammer schlägt.
Vorhofflimmern hat die Neigung, die Herzkammern zu schnell oder zu langsam anzutreiben. Mit Hilfe des Langzeit-EKG kann man solche Phasen zu langsamen Herzschlages (= Bradykardie) oder zu schnellen Herzschlages (= Tachykardie) erkennen und entscheiden, ob Medikamente zur Verlangsamung des Herzschlages eingesetzt werden müssen oder ob sogar ein Herzschrittmacher notwendig ist.
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Abb.7 |
Das Belastungs-EKG zeigt dem Arzt, ob vielleicht eine Durchblutungsstörung des Herzens vorliegt, die Ursache des Vorhofflimmerns ist (Abb. 7).
Es zeigt auch, wie das Herz mit Vorhofflimmern auf körperliche Belastungen reagiert und ob es nicht vielleicht zu schnell und zu rasend schlägt.
Diese Erkenntnis ist für den Arzt wichtig, wenn er überlegen soll, mit welchen Medikamenten er behandeln soll. Wenn ein Mensch mit Vorhofflimmern nämlich unter Belastung einen überschießend schnellen Herzschlag bekommt vermindert sich seine körperliche Leistungsfähigkeit und er bekommt Luftnot oder wird körperlich schwach.
In solchen Fällen kann der Einsatz bestimmter Medikamente zur Bremsung des Herzschlages helfen, die körperliche Leistungsfähigkeit zu verbessern.
Eine Herzkatheteruntersuchung zählt nicht zu den Grunduntersuchungen bei Vorhofflimmern.
Sie wird dann eingesetzt, wenn aufgrund der Beschwerden eines Patienten oder z.B. aufgrund der Ergebnisse des Belastungs-EKGs oder Echokardiogramms der Verdacht auf eine Durchblutungsstörung (= koronare Herzkrankheit), eine Erkrankung des Herzmuskels oder einen Herzklappenfehler vorliegt.
Es gibt keine Blutuntersuchungen, die zeigen, ob jemand Vorhofflimmern hat oder nicht.
Solche Untersuchungen sollen vielmehr der Suche nach den Ursachen der Herzrhythmusstörung dienen. Sie sind daher Grunduntersuchungen bei jedem Menschen mit Vorhofflimmern.
Wenn jemand schon Vorhofflimmern hat und Medikamente einnehmen muß dienen bestimmte Blutuntersuchungen dazu, zu überprüfen, ob genügend Medikamente im Blut vorhanden sind.
Bei Menschen mit Vorhofflimmern werden die folgenden Bestimmungen durchgeführt:
Herzklopfen und Herzrasen können durch verschiedene andersartige Herzrhythmusstörungen (z.B. Extrasystolen, Reentry-Tachykardien usw.) verursacht werden.
Dies läßt sich (siehe unter „Untersuchungen“) nur durch Untersuchungen während einer Episode mit den jeweiligen Beschwerden klären. Und nur durch solche Untersuchungen läßt sich auch klären, ob es sich u.U. um gefährliche Krankheiten handelt.
Angst, z.B. bei Panikattacken, Streß, Kummer oder Ärger kann ebenfalls Herzrasen verursachen. Dies ist dann aber nicht etwa der Ausdruck einer Herzkrankheit, sondern ist eine natürliche Reaktion des Körpers auf diese seelische Empfindung. Diese Reaktion des Herzens auf den Streß ist grundsätzlich sinnvoll, denn sie versetzt den Körper in einen Alarmzustand, in dem er schnell und kraftvoll auf Gefahren reagieren kann.
Stellen Sie sich beispielsweise einen Neandertaler vor, der abends aus dem Büro zurück in die Höhle kommt und hier einen Säbelzahntiger vorfindet, der gerade seine Frau bedroht. Sofort wird das Herz des Neandertalers anfangen schnell zu schlagen, denn sein Körper muß nun in der Lage sein, seine Frau und auch sich zu verteidigen und den Tiger zu vertreiben.
Gerade bei solchen Ursachen ist aber die Frage, wer zuerst da war: Huhn oder Ei:
Angst verursacht Herzklopfen bzw. Herzrasen. Herzrasen oder Herzklopfen können andererseits aber auch Angst verursachen. Die Klärung von „Huhn / Ei“ kann schwierig sein.
Bei psychischen Krankheiten, die zu Streß führen, ist das Herzrasen also irgendwie eine natürliche Reaktion und hat nichts mit einer Herzkrankheit zu tun.
Schwindel oder gar Ohnmacht können ebenfalls durch verschiedene Erkrankungen oder Störungen verursacht werden, die im eBook „Kreislaufkollaps“ genauer beschrieben werden.
Körperliche Schwäche, Luftnot bei Anstrengungen und das Gefühl, keine Energie oder Kraft zu haben können müssen nicht auf Vorhofflimmern zu beziehen sein, sondern können auch Ausdruck einer Herzschwäche (= Herzinsuffizienz) infolge beispielsweise eines Herzklappenfehlers oder einer Herzmuskelerkrankung sein.
Und schließlich können Schmerzen in der Brust (Angina pectoris) auch Ausdruck einer koronaren Herzerkrankung sein.
Bei den meisten Menschen verursacht Vorhofflimmern zwar Symptome und Beschwerden, richtet aber keine Schäden an und ist nicht gefährlich.
Komplikationen sind zwar möglich, aber unter einer entsprechenden Behandlung selten und eher harmlos. Die meisten Menschen lernen es zudem, mit ihrer Rhythmusstörung umzugehen.
Zu den Gefahren des Vorhofflimmerns gehört die Entstehung von Blutgerinnseln der linken Vorkammer des Herzens, die zu Embolien führen können und die Neigung des Herzens, zu langsam oder zu schnell zu schlagen.
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Abb.8 |
Vorhofohr des linken Vorhofes. Verändert nach einer Illustration von Patrick Lynch, einem genialen amerikanischen Medizin-Illustrator) |
Die Innenräume des Herzens sind nicht so gerade und glatt wie die Wände eines Zimmers. Vielmehr gibt es Netze aus Muskelfasen, kleine Höhlen und Ausziehungen.
Eine der wichtigsten dieser Ausziehungen ist das linke Herzohr (oder: Vorhofohr, Abb. 8).
Es handelt sich dabei um eine Ausbuchtung des linken Vorhofs, wobei der Innenraum dieser Ausbuchtung mit dem Innenraum des Vorhofes verbunden ist.
Ebenso wie in den Herzkammer strömt das Blut mit jedem Herzschlag in das Vorhofohr hinein und wieder heraus, sodaß es immer in Bewegung ist.
Beim Vorhofflimmern sind die Vorhöfe aber mechanisch inaktiv, d.h. sie pumpen nicht mehr.
Im Innenraum des Vorhofes selber ist dies unproblematisch, denn das Blut fließt hier auch passiv durch, indem es durch die linke Herzkammer nach Öffnung der Mitralklappe angesogen wird.
In dem kleinen und dünnen Vorhofohr funktioniert diese Sogwirkung aber nicht, weshalb das Blut hier nicht mehr fließen kann. Was mit Blut geschieht, das nicht mehr in Bewegung ist, kennen Sie von der Aufschnitt-Theke Ihres Metzgers: Es gerinnt (der Metzger nennt dies „Blutwurst“). Es entstehen also Blutgerinnsel im Vorhofohr.
Solange diese Blutgerinnsel dort liegen bleiben stört dies niemanden und die Funktion des Herzens nimmt keinerlei Schaden. Die Gerinnsel können sich aber durch Zufälle, die niemand steuern kann, lösen.
Dann geraten Sie in den Innenraum der Vorkammer und von dort aus durch die linke Hauptkammer in die Hauptschlagader, die Aorta.
Aus der Aorta gehen sämtliche Blutgefäße ab, die die einzelnen Organe des Körpers versorgen. Wenn Blutgerinnsel also in die Aorta gelangen können sie von hier aus in jedes Organ gelangen. Wo sie landen und Schaden anrichten ist nicht vorhersehbar:
Gerät das Gerinnsel in eine Fingerarterie kann dies zum Absterben des Fingers führen, gerät es in die Niere kann diese teilweise absterben, gerät es in die Augen kann eine dauerhafte oder vorübergehende Blindheit auf dem betroffenen Auge entstehen.
Eine Embolie nahezu jeden Organs kann medikamentös oder chirurgisch behandelt werden.
Gelangt das Gerinnsel aber ins Gehirn entsteht ein Schlaganfall.
Dessen Behandlung ist äußerst schwierig, denn oft hat der Teil des Gehirns, der von der Embolie betroffen wurde schon einen irreparablen Schaden erlitten, bevor der Betroffene Mensch überhaupt ins Krankenhaus kommt.
Die Folge ist ein Schlaganfall mit allen Folgen, die Sie aus Ihrem täglichen Leben kennen. Zu langsamer oder zu schneller Herzschlag Der av-Knoten arbeitet bezüglich der Filterung der Impulse ...............
Ende der Leseprobe
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