Herzklappen-OP

Die Informationen auf dieser Seite finden Sie in Band 28 einer eBook-Reihe der Patienten-Akademie.

Hier bekommen Sie dieses eBook in verschiedenen Formaten:


Einleitung

Herzklappen-Operationen sind heutzutage Standardoperationen. Sie dienen dazu, bei Menschen, die unter schweren Herzklappenfehlern leiden Wohlbefinden wieder herzustellen, ihre körperliche Leistungsfähigkeit zu verbessern und ihr Leben zu verlängern.

Es gibt heute aber für bestimmte Patienten und spezielle Situationen Alternativen zur „klassischen“ Operation; auf dieser Website lernen Sie etwas über diese Verfahren.

Herzklappen und ihre Fehler

Normale Herzklappen

Die Herzklappen befinden sich innerhalb des Herzens zwischen den Vor- und den Hauptkammern des Herzens und an den Ausgängen der Hauptkammern.

Sie bestehen aus feinen Häutchen, die entweder an vielen Fäden aufgehängt sind und sich wie ein Fallschirm entfalten oder sie sind taschenartig gebaut sind. Lesen Sie mehr zum Aufbau der Klappen in einem speziellen eBook über die Anatomie des Herzens.

Herzklappen arbeiten als Ventile, indem sie die Fließrichtung des Blutes innerhalb des Herzens regeln. Sie bewirken, daß Blut stets nur aus den Vor- in die Hauptkammern und von den Hauptkammern in die Hauptschlagadern strömt. Sie sollen verhindern, daß Blut, das beispielsweise gerade aus der Vorkammer in die Hauptkammer geflossen ist, wieder zurück in die Vorkammer fließt.

Sehen Sie sich die nachfolgenden Abbildungen und Filme:

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Abb.1 Film 1

In Abb. 1 sehen Sie, wie Herzklappen aussehen.

In Film 1 sehen Sie, warum Sie das Herz irgendwie als Kolbenpumpe betrachten können,

Film 2 Film 3

 

in Film 2 sehen Sie, wie die Ventile einer Kolbenpumpe funktionieren und in Film 3 schließlich sehen Sie die Öffnung und den Schluß einer Herzklappe in Zeitlupe.

Herzklappenfehler

Man unterscheidet 2 Formen von Herzklappenfehlern: Die angeborenen und die im Laufe des Lebens erworbenen Fehler.

Auf die angeborene Herzfehler gehe ich in diesem eBook nicht genauer ein, hierüber gibt es ein eigenes eBook.

Erworbene Herzklappenfehler treten im Laufe des Lebens auf. Wenn Sie sich für weitere Einzelheiten interessieren: Klicken Sie hier.

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Abb.2
Links: Gesunde, rechts vernarbte Aortenklappe nach Entzündung

Ihre häufigste Ursache sind Entzündungen. Dabei siedeln sich Bakterien, die aus irgendeinem Grunde in die Blutbahn gelangt sind auf den Herzklappen an.

Sie führen hier zu einer Entzündung der dünnen, feinen Klappen. Die Klappen werden durch dem Entzündungsprozeß geschädigt oder sogar zerstört und selbst wenn die Entzündung abheilt, etwa unter der Behandlung mit Antibiotika (z.B. Penicillin), bleiben sie verdickt und vernarbt zurück (Abb. 2).

Solche vernarbten Herzklappen werden unbeweglich.

Wenn Herzklappen unbeweglich werden, können sie sich nicht mehr richtig öffnen und schließen, so daß Verengungen und Undichtigkeiten entstehen.

Eine weitere häufige Ursache von Herzklappenfehlern sind „Verschleißerscheinungen“.

Ein solcher Verschleiß betrifft hauptsächlich die Aortenklappe, durch die das Blut fließen muß, wenn es aus der linken Hauptkammer in die Hauptschlagader und von hier aus in den ganzen Körper fließen muß.

Diese Klappe ist im Laufe des Lebens enormen Belastungen ausgesetzt (Herzklappen öffnen und schließen sich im Verlauf eines 80 Jahre langen Lebens etwa 4 Milliarden mal) und bei einigen Menschen kommt es, vor allem im höheren Alter, zu Verkalkungen und Verdickungen dieser Klappe.

Auswirkungen von Herzklappenfehler

Wenn sich eine Herzklappe verengt, muß das Herz einen oft enormen Druck aufbringen, um das Blut durch diese Klappe hindurch zu pressen. Durch diesen hohen Druck wird der Herzmuskel im Laufe der Zeit geschädigt. Er wird immer dicker, benötigt dadurch immer mehr Sauerstoff und kann durch die Herzkranzgefäße nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden.

Film 4

Wenn diese Druckbelastung des Herzmuskels lange Zeit anhält, ohne daß sie behandelt wird, wird der Herzmuskel überlastet. Er wird müde und kann das Blut schließlich nicht mehr in ausreichender Menge durch die verengte Klappe pumpen.

In einem solchen fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung kommt es dann zur Schwäche des ganzen Herzens, die sich mit Luftnot und Wasseransammlungen in Lunge oder Beinen bemerkbar macht. Sehen Sie hierzu auch Film 4.

Film 5

Eine solche Herzschwäche droht auch bei einer Undichtigkeit der Herzklappe.

Hier fließt Blut, das das Herz gerade aus seiner Vor- oder Hauptkammer ausgepumpt hat, wieder dorthin zurück, woher es gerade gekommen ist. Auch bei einer solchen Klappenundichtigkeit kommt es im Laufe der Zeit zu einer Überlastung des Herzmuskels, denn das Herz muß das Blut, das es gerade erst gepumpt hat und das durch die undichte Klappe wieder zurück geflossen ist ein zweites Mal auspumpen. In Film 5 wird dies schematisch erklärt.

Behandlungsmöglichkeiten

In vielen Fällen, vor allem, wenn der Herzklappenfehler noch nicht allzu weit fortgeschritten ist, kann der Arzt versuchen, mit Medikamenten zu helfen. Mit solchen Medikamenten kann der Klappenfehler selber nicht beseitigt oder verbessert werden, sondern es werden nur seine Auswirkungen gemildert. Die Medikamente kräftigen den Herzmuskel und damit das Herz, sie entlasten das übermäßig beanspruchte Herz und sie entziehen dem Körper Wasser.

Dieses Wasser entsteht, wenn sich Blut vor geschwächten Herzkammern in den Beinen oder in der Lunge angestaut hat.

Wenn der Herzklappenfehler jedoch erst einmal ein fortgeschrittenes Stadium erreicht hat ist die Behandlung mit Medikamenten nicht mehr ausreichend. In diesen Fällen muß dann der Herzchirurg helfen und eine Herzklappen-Operation durchführen.

Das Prinzip der Operation

Eine Herzklappen-Operation ist ein Eingriff am offenen Herzen.

Der Herzchirurg kann versuchen, die Herzklappe zu „reparieren“, indem er Verkalkungen entfernt oder Undichtigkeiten beseitigt. Obwohl die Techniken der Herzchirurgen im Laufe der vergangenen Jahrzehnte immer feiner und besser geworden sind kann er solche „klappenerhaltenden“ Operationen nur in wenigen Fällen durchführen, denn Klappen sind, wie Sie oben schon gelesen haben, sehr zarte Gebilde, die durch den Erkrankungsprozeß oftmals grundlegend zerstört wurden. Daher wird es meistens notwendig sein, Herzklappenprothesen einzupflanzen.

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Abb.2
Biologische Klappe („Bioprothese“) im Vergleich zu 3 anderen Klappenprothesen (Die Starr-Edwards war eine der ersten Prothesen-Typen, sie wird heute nicht mehr verwendet)

Es gibt 2 Arten von Herzklappenprothesen: Biologische Klappen oder mechanische Klappen (Abb. 3).

Biologische Klappen stammen meistens vom Schwein, obwohl auch Klappen entwickelt worden sind, deren Ventile aus Kunststoff bestehen.

Die Herzklappen eines Schweines werden dabei „umgebaut“, auf ein Gerüst aus feinem Draht montiert und hierdurch der Funktion der menschlichen Herzklappe angepaßt. Auch die Prothesen mit Kunststoffventilen werden auf ein Gerüst aus feinem Draht montiert.

Mechanische Herzklappen bestehen aus Stoff, Stahl und Kunststoff.

Es handelt sich bei den modernen, heutzutage eingesetzten Klappen meistens um 2 kleine halbmondförmige Scheiben, die an Scharnieren angebracht sind und die sich, wie eine Doppeltür in einem Haus, öffnen und schließen.

Die Arbeitsweise beider Klappentypen ist gleich, es gibt aber entscheidende Unterschiede zwischen einer biologischen und einer mechanischen Herzklappe:

Biologische Klappen haben jedoch den Nachteil, daß sie nur etwa 10 - 15 Jahre lang halten, danach verbraucht sind und erneut operativ ausgetauscht werden müssen. Dem Vorteil, kein Marcumar® einnehmen zu müssen, steht also der Nachteil, nach 10 - 15 Jahren erneut operiert werden zu müssen gegenüber. Der Kardiologe und der Herzchirurg werden mit den Patienten vor der Operation über die Vor- und Nachteile einer biologischen und mechanischen Herzklappe sprechen und sie werden auch einen Rat geben, welcher Klappentyp der für den individuellen Patienten geeignete ist.

Die Patienten müssen sich auch nicht schon vor der Operation zu einer bestimmten Klappe entscheiden; man sollte sich allerdings eigenen Gedanken über die beiden Klappentypen machen und dann mit dem Chirurgen kurz vor der Operation über die Klappe Ihrer Wahl sprechen.

In diesem Gespräch sollten die Patienten auch über das Thema „Eigenblutspende“ sprechen:

Manchmal muß man während einer Herzoperation Bluttransfusionen bekommen, um die Blutverluste während der Operation wieder auszugleichen. Damit die Patienten kein fremdes Blut bekommen müssen, gibt es in den meisten Krankenhäusern die Möglichkeit, einige Wochen vor einer Operation eigenes Blut zu spenden, das aufgehoben und gelagert wird, um es dann im Bedarfsfall bei der Operation wieder zurückzugeben.

Eine Eigenblutspende ist nicht bei jedermann möglich.

Wenn auch der Kardiologe eine solche Eigenblutspende befürwortet, sollte man sich mit der Blutbank des Krankenhauses in Verbindung setzen, an dem die Operation durchgeführt werden sollen.

Wenn man zu denjenigen Menschen gehört, die keine Eigenblutspende leisten dürfen, muß man keine Angst vor dem fremden Blut, das man evtl. bekommen werden haben. Jede Blutkonserve, die gegeben wird ist zuvor gründlich auf Infektionsrisiken, also auf Hepatitis (= Gelbsucht), AIDS oder andere Gefahren untersucht worden.

Herz-Lungen-Maschine

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Abb.4

Bei einer Herzklappen-Operation benutzt man in aller Regel eine Herz-Lungen-Maschine (Abb. 4).

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Abb.5

Die Herz-Lungen-Maschine (HLM) ist ein Gerät, das die Pumpfunktion des Herzens sowie die Sauerstoffanreicherung des Blutes und Kohlendioxid-Abgabe in den Lungen für einen begrenzten Zeitraum ersetzt. Erst mit dieser Maschine ist eine Operation am offenen Herzen möglich. Sie funktioniert prinzipiell folgendermaßen (Abb. 5):

Wenn der Brustkorb eröffnet ist werden Schläuche an die obere und untere Hohlvene einerseits und die Aorta andererseits angeschlossen.

Diese Schläuche wiederum sind an eine Pumpe (Rollerpumpe), einen Entlüfter und einen sog. Oxygenator angeschlossen. Der Oxygenator ist die „künstliche Lunge“ der HLM. Hier wird das durchströmende Blut mit Sauerstoff (O2) angereichert und das Kohlendioxyd (CO2) wird aus dem Blut entfernt wird. Im Inneren des Oxygenators trennt eine Membran 2 Räume:

In dem einen strömt das Blut vorbei (= Blutphase), in dem anderen Raum wird sauerstoffreiches und kohlendioxydarmes Gas eingeleitet (= Gasphase). Die Membran selber besteht aus Kunststoff mit feinsten eingebetteten Röhrchen, in deren Wänden sich ebenfalls feinste Poren befinden (= mikroporöse Kapillaren). Durch diese Bauart ist die Membran gas-, aber nur für geringe Mengen Blutplasma flüssigkeitsdurchlässig. Hier an dieser Membran findet der Gasaustausch statt, indem einerseits Sauerstoff aus der Gas- in das Blut in der Blutphase und andererseits Kohlendioxyd aus der Blut- in die Gasphase übertritt.

Die verschiedenen Teile einer HLM sind folgendermaßen miteinander verbunden:

  1. Das Blut verlässt den Körper über ein Schlauchsystem, das an die Hohlvenen angeschlossen wird.
  2. Es gelangt in den Oxygenator, in dem das Blut (siehe oben) mit Sauerstoff angereichert und von Kohlendioxyd befreit wird.
  3. Der dabei entstehende Schaum wird in einem weiteren Teil der Maschine, dem „Entlüfter“, entfernt, zusätzlich wird das Blut gefiltert und durch einen sog. „Wärmeaustauscher“ aufgewärmt oder (falls erwünscht) abgekühlt wird.
  4. Das entschäumte und gefilterte Blut wird dann über ein weiteres Schlauchsystem in die Aorta des Patienten zurück geleitet.
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Abb.6

Angetrieben wird der Blutfluß durch die HLM durch Blutpumpen, von denen es verschiedene unterschiedliche Bautypen gibt.

Am häufigsten setzt man wegen ihres einfachen technischen Aufbaus und ihrer Problemarmut die sog. „Rollerpumpen“ ein (Abb. 6).

Weil das Blut mit Hilfe einer Herz-Lungen-Maschine am Herzen (und damit am Körper) vorbeigeleitet wird spricht man von einer extrakorporalen Zirkulation.

Sie ermöglicht es, das Herz während der Operation anzuhalten, so daß der Chirurg die Herzklappe präzise und in Ruhe annähen kann, ohne daß es während dieses Herzstillstandes zu einem Schaden des Körpers kommt. Die Pumparbeit des Herzens wird dabei von der Herz-Lungen-Maschine übernommen.

Operationen ohne die Verwendung einer Herz-Lungen-Maschine wie bei Bypass-Operationen, sind bei Herzklappenoperationen in aller Regel nicht möglich, lediglich beim Austausch der Pulmonalklappe kann man das Verfahren manchmal anwenden.

Was ist der Nutzen einer Herzklappen-Operation?

Der Sinn einer solchen Operation besteht darin, den Herzmuskel von seiner schädigenden Mehrarbeit zu entlasten, einer Herzmuskelmüdigkeit vorzubeugen oder eine bereits eingetretene Herzschwäche zu beseitigen oder zumindestens zu verbessern.

Die Normalisierung des Blutflusses im Herzen sollte dazu führen, daß die Luftnot unter Belastung besser wird oder sogar vollständig verschwindet.

Andere Nutzen einer Herzklappen-Operation bestehen darin, daß man wieder leistungsfähiger wird, daß man vielleicht nicht mehr so viele Medikamente einnehmen muß und daß das allgemeine Wohlbefinden zunimmt. Bei Menschen, bei denen die schwere Form eines Herzklappenfehlers vorliegt, soll und kann eine solche Operation das Leben verlängern.

Manchmal muß im Rahmen einer Herzklappen-Operation nicht nur eine erkrankte Herzklappe ausgetauscht werden, sondern es müssen auch noch verengte oder verstopfte Herzkranzgefäße behandelt werden. Dies erfolgt im Zusammenhang mit einer Herzklappen-Operation durch die gleichzeitige Anlage von Bypass-Gefäßen. Natürlich werden Herzklappe und Bypass-Gefäße in ein und derselben Operation „repariert“. Ob bei „nur“ eine Herzklappen-Operation erforderlich ist oder auch noch Bypass-Gefäße angelegt werden müssen wird kann der Kardiologe nach der Herzkatheteruntersuchung sagen. Genauere Informationen über eine Bypass-Operation finden Sie in einem speziellen eBook, wenn Sie hier klicken.

Im Krankenhaus

Die Entscheidung, daß ein Patient operiert werden muß, hat der Kardiologe gefällt, als er die Herzkatheteruntersuchung durchgeführt haben. Er wird auch besprechen, in welchem Krankenhaus der Eingriff vorgenommen werden soll.

Wenn man mit der Operation und mit dem Krankenhaus, in dem sie durchgeführt werden soll, einverstanden ist, wird der Kardiologe den Patienten dort anmelden; selber muß man sich zunächst um nichts weiteres kümmern.

Sicherheitshalber sollte der Patient aber nachfragen, wer ihn über den Operationstermin informieren wird. Die Benachrichtigung wird auf jeden Fall rechtzeitig erfolgen, so daß man genügend Zeit haben wird, um sich über Operation und Krankenhaus zu informieren und um alle Vorbereitungen zu treffen.

Allgemeine Vorbereitungen

Einige Zeit nach der Anmeldung wird man entweder direkt vom Krankenhaus aus, vom Kardiologen oder Hausarzt darüber informiert werden, wann der Aufnahmetermin sein wird. Diese Information erfolgt in der Regel über einen Brief aus dem Operationskrankenhaus, in dem verschiedene Dinge aufgeführt sind:

Vor einer Herzoperation sind bestimmte Routinevoruntersuchungen notwendig, z.B. die Bestimmung Ihrer Blutgruppe, einige Laboruntersuchungen von Blut und Urin, ein EKG (evtl. mit Belastung), ein Röntgenbild des Brustkorbes und vielleicht noch eine Ultraschalluntersuchungen des Herzens oder des Bauches, Lungenfunktionsprüfung usw..

Einige dieser Untersuchungen sind möglicherweise schon zuvor im Krankenhaus im Zusammenhang mit der Herzkatheteruntersuchung, vom Hausarzt oder Kardiologen durchgeführt worden.

Vor der Operation wird ein Teil dieser Untersuchungen u.U. noch einmal durchgeführt, denn die Krankenhausärzte benötigen bestimmte Untersuchungen, die sie mit eigenen Augen sehen möchten, um sich ein richtiges Bild von dem zu operierenden Herzen machen zu können. Eine Herzkatheteruntersuchung wird jedoch nicht wiederholt werden, denn hier sind die Bilder, die aus der Herzkatheterabteilung an das Krankenhaus geschickt wurden, ausreichend.

Unmittelbar vor der Operation

Die Operation selber

Nachfolgend beschreibe ich zunächst das Vorgehen beim Austausch von Herzklappen mit Hilfe einer Operation. Über neue Methoden, wie etwa die Einpflanzung einer Aortenklappe mit Hilfe spezieller Kathetertechniken (TAVI) oder die „Reparatur“ einer undichten Mitralklappe (Mitralclipping) werde ich in einem späteren Teil dieses eBooks berichten.

Die Operation wird natürlich in Vollnarkose durchgeführt.

Damit der Chirurg am Herzen arbeiten und die neue Herzklappe einnähen kann wird der Brustkorb normalerweise weit eröffnet. Dazu wird das Brustbein in gesamter Länge durchtrennt.

Manchmal kann sich der Chirurg aber auch über nur 2 oder 3 kleine Einschnitte Zugang zum Herzen verschaffen. Die Schnitte sind jeweils 3 oder 4 cm lang und befinden sich über dem Herzen, wo die Rippen auseinander gespreizt werden und links neben dem Brustbein. Solche Operationen nennt man „Schlüsselloch-Operation“.

Der Vorteil einer solchen Operation ist, daß die Operationswunden schneller heilen, daß man weniger Schmerzen hat und daß man nach der Operation „schneller auf die Beine kommt“. Bei Frauen zählen auch oft noch kosmetische Überlegungen, aber als Mann stehe ich auf dem Standpunkt, daß es keinen großen Unterschied ausmacht, ob ich 1 große oder 2 oder 3 kleine Narben habe. Darüber hinaus kenne ich aus langjähriger Erfahrung mit operierten Frauen niemanden, der sich am Aussehen der Narbe langfristig kosmetisch bedeutsam gestört gefühlt hätte.

Der Nachteil einer Schlüsselloch-Operation besteht darin, daß der Chirurg natürlich nur ein sehr begrenztes Sichtfeld auf das Herz hat.

Manchmal wird eine Operation als Schlüsselloch-Operation begonnen und dann stellt der Chirurg während der Operation fest, daß er nicht genug sehen kann; in solchen Fällen muß der Eingriff dann während der Operation erweitert werden. Man sollte also nicht auf dem „Schlüsselloch“ bestehen, denn das Operationsergebnis soll nicht schön, sondern gut sein und gut operieren kann jeder Chirurg nur, wenn er gut sehen kann, was er behandeln muß.

Bei Operationen an der Aortenklappe sind Schlüsselloch-Operationen oft möglich, bei Eingriffen an der Mitralklappe (wegen der Lage der Klappe innerhalb des Herzens) allerdings selten. Auch wenn bei der Operation nicht nur 1 oder 2 Herzklappen ausgetauscht, sondern auch noch Bypass-Gefäße gelegt werden müssen ist eine Schlüsselloch-Operation meistens nicht möglich.

Nachdem der Brustkorb eröffnet wurde wird das Herz durch das Fettgewebe und den Herzbeutel hindurch freigelegt. Das Herz wird keinesfalls aus dem Brustkorb entfernt und dann außerhalb des Körpers operiert, sondern der Chirurg arbeitet stets innerhalb der Brust.

Als nächstes wird in aller Regel die Herz-Lungen-Maschine angeschlossen, es sei denn, daß eine „pumpenlose Operation“ geplant ist.

Für den Einsatz der Herz-Lungen-Maschine wird ein Plastikschlauch sowohl in die Hauptkörperschlagader (Aorta) als auch in die beiden Hohlvenen eingeführt. Aus den Hohlvenen wird das verbrauchte Körperblut in die Herz-Lungen-Maschine eingesaugt, hier von Kohlendioxid befreit, mit Sauerstoff angereichert, gefiltert, von Luftblasen befreit und schließlich wieder in die Hauptkörperschlagader zurück gepumpt (siehe oben). Die Herz-Lungen-Maschine leitet das Blut also am Herzen vorbei und hält den Kreislauf in Gang, wenn das Herz kurz nach Anschluß der Maschine durch Einspritzung einer eiskalten Speziallösung stillgestellt wird. Wenn sich das Herz nicht mehr bewegt kann der Chirurg mit aller nötigen Präzision arbeiten.

Wenn das Herz stillgestellt wurde, eröffnet der Chirurg die Vor- oder die Hauptkammer des Herzens, je nachdem, welche Herzklappe ersetzt oder repariert werden muß.

Er schneidet die zerstörte Herzklappe heraus und legt in den Rand des Loches, in das nun die Prothese eingesetzt werden soll, dutzende von feinen Fäden. An diese Fäden wird nun die Herzklappenprothese angenäht.

Wenn die Klappe auf ihre Funktionsfähigkeit überprüft wurde, wird zunächst die „Arbeitsöffnung“ in der Wand der Vor- oder Hauptkammer des Herzens wieder verschlossen.

Nachdem die Herzklappe eingesetzt wurde und alle Nahtstellen blutdicht sind, wird das Herz durch einen kurzen Elektroschock wieder zum Schlagen angeregt. Wenn es seine Arbeit wieder aufgenommen hat schaltet man die Herz-Lungen-Maschine langsam wieder ab und Herz und Kreislauf nehmen ihre normale Tätigkeit wieder auf.

Zum Abschluß der Operation wird das Brustbein durch Drähte wieder fest und stabil zusammen genäht, ein feines Kabel für einen Sicherheitsschrittmacher angeschlossen, die sogenannten Drainage-Schläuche gelegt, die Hautschnitte am Brustkorb vernäht und die Wunde schließlich mit Verbänden bedeckt.

Solche Operationen dauern zwischen 3 und 4 Stunden. Die genaue Dauer hängt davon ab, was während der Operation gemacht werden muß, also z.B. ob “nur” eine Herzklappenprothese eingesetzt werden muß oder ob zusätzlich noch Bypass-Gefäße angelegt werden müssen.

Die Operationen unterscheiden sich von Patient zu Patient, so daß die Dauer des Eingriffes nur grob geschätzt werden kann.

Komplikationen

Frühkomplikationen

Zu den Risiken und Komplikationen einer Herzklappen-Operation gehören u.a. die folgenden:

Tod

Das Risiko, an den Folgen einer Herzklappen-Operation zu sterben beträgt etwa 2%. Beim Vorliegen bestimmter Vorerkrankungen (z.B. Schwächung des linken Ventrikels, Diabetes mellitus, Nierenfunktionsstörung, verengte Herzkranzgefäße) kann das Risiko, während oder nach der Operation zu sterben, teilweise deutlich erhöht sein.

Spätkomplikationen

Hier gibt es mehrere Probleme:

  1. Endokarditis

    Alle Herzklappenprothesen, sowohl die mechanischen als auch die biologischen Klappen, sind für Entzündungen der Klappe empfänglicher als die „Originalklappen“ des Menschen.

    Die Entzündung einer Klappe bezeichnet man als Endokarditis.

    Man schätzt, daß etwa 0.5% aller Patienten mit operativ ersetzten Klappen jährlich eine solche Endokarditis bekommen.

    Eine Prothesenendokarditis ist gefährlich und verursacht ein großes Risiko, daran zu sterben, auch (oder gerade) wenn die entzündete Klappe durch eine erneute Operation ausgewechselt wird.

  2. Klappenfunktionsstörungen

    Bei den Herzklappen der 1. und 2. Generation traten gelegentlich strukturelle Probleme der Prothesen (z.B. Brüche der Metallstreben oder Defekte der Ventilscharniere) auf.

    Diese Art von Prothesendefekten gibt es heutzutage praktisch kaum noch.

    Klappenfunktionsstörungen sind aber auch heute dennoch möglich und zwar in Gestalt von „paravalvulären Lecks“ (siehe unten), das Einwachsen von Narbengewebe in den Ventilmechanismus der Klappenprothese oder Verschleißerscheinungen (siehe unten). Auch bei Bioprothesen sind strukturelle Defekte z.B. durch Brüche der Metalldrähte, an denen die Klappentaschen aufgehängt werden, beschrieben worden.

  3. „Paravalvuläre“ Lecks
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    Abb.7

    Die meisten Herzklappenprothesen werden mit vielen feinen Fäden in der Wand der Aorta oder des Herzens befestigt (Abb. 7).

    Elektrik
    Abb.8

    Wenn diese Fäden reißen oder sich lockern kann der Ring der Prothese seinen festen Kontakt zur Wand der Aorta bzw. zur Herzwand verlieren und es entsteht ein Spalt (Abb. 8).

    Durch diesen Spalt kann dann Blut an der geschlossenen Klappenprothese vorbei zurückfließen.

    Andere Ursachen für solche Lecks sind starke Verkalkungen in demjenigen Bereich der Aorten- oder Herzwand, in dem die Klappenprothese eingenährt wird.

    Und schließlich kann eine Prothesenendokarditis auch zu einer Schädigung entweder der zarten Taschen von Bioprothesen oder zur Ablagerungen im Bereich der Ventilscharniere bei mechanischen Klappen führen und dadurch ein Leck verursachen.

    Die meisten dieser Lecks sind nur klein und die Undichtigkeit der Klappe daher nur geringfügig, sodaß hieraus kein Problem entsteht. Sollte das Leck allerdings größer sein und zu einer Belastung des Herzmuskels führen ist eine erneute Operation mit dem Austausch der defekten Klappe nicht zu umgehen.

  4. Einwachsen von Narbengewebe

    In einigen seltenen Fällen reagiert der Körper auf das Einsetzen einer Herzklappenprothese mit der starken Bildung von Bindegewebe (= Pannus).

    Dieses Bindegewebe kann dann so stark wuchern, daß es in den Ventilmechanismus der Prothese einwächst und ihn „verklemmt“. Es kommt dadurch zu einer gestörten Öffnung der Klappe und damit zu deren Verengung oder zu ihrem gestörten Schluß, was zur Undichtigkeit der Prothese führt.

  5. Thrombus

    Die Bildung von Blutgerinnseln kann sowohl biologische als auch künstliche mechanische Herzklappenprothesen beeinträchtigen.

    Bei den mechanischen Prothesen können sie den Ventilmechanismus der Klappe beeinträchtigen, was (ebenso wie oben für den Pannus beschrieben) zu einer Behinderung der Klappenöffnung oder zu einer Blockierung des Klappenverschlusses führt.

    Thrombenbildungen sind auch an Bioprothesen möglich, was hier zu einer Behinderung der Entfaltung der Prothesentaschen und einer Verengung der Klappe führen kann.

    Die Bildung von Thromben an mechanischen Klappenprothesen sind gefürchtete Komplikationen, denn die Gerinnsel können sich von der Klappe lösen und dann in irgendein Organ des Körpers geschwemmt werden, wo sie als Embolie verheerende Schäden (z.B. einen Schlaganfall) verursachen können. Daher müssen Träger mechanischer Klappenprothesen lebenslang Medikamente einnehmen müssen, die die Blutgerinnung hemmen und streng darauf achten müssen, daß das Ausmaß der Gerinnungshemmung nicht zu gering ist.

    Zur Verhütung solcher Prothesengerinnsel dürfen nur Medikamente vom Marcumar®-Typ, nicht aber die neuen Gerinnungshemmer eingenommen werden, weil diese die Bildung von Gerinnsel nicht zuverlässig genug verhindern können. Wenn ein Gerinnsel an einer Klappenprothese festgestellt wurde ist eine erneute Operation mit dem Austausch der defekten Klappe in aller Regel nicht zu verhindern.

  6. Verschleißerscheinungen

    Mechanische Klappenprothesen halten ein Leben lang und verschleißen nicht.

    Biologische Prothesen hingegen unterliegen einem Alterungs- und Verschleißprozess, der dazu führt, daß die Taschen der Klappenprothese verdicken und zunehmend unbeweglich werden.

    Als Folge kann es zu einer Verengung der Prothese oder (seltener) zu ihrer Undichtigkeit kommen.

    Ein solcher Klappenverschleiß entwickelt sich langsam und schleichend bis die Prothese nach einer Lebensdauer von 10 - 15 Jahren wieder gegen eine neue frische Prothese ausgetauscht werden muß.

    Um den Verschleißprozeß rechtzeitig zu erfassen sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Kardiologen erforderlich (siehe unten).

  7. Strukturelle Probleme

    Strukturelle Probleme von Herzklappenprothesen sind bei den heute verwendeten Prothesen sehr selten.

    Bei den mechanischen Prothesen handelt es sich bei solchen Komplikationen um Brüche der Ventilscheibe, Lockerungen der Ventilscheibe im Scharnier, mit dem die Scheibe am Klappenring befestigt ist, Brüche des Klappenrings oder die Entstehung von Löchern in der Ventilscheibe. Solche Komplikationen sind aber wie gesagt bei den modernen Klappen Raritäten.

    Bei den biologischen Prothesen gehören, neben den schon erwähnten Problemen wie Verschleißerscheinungen mit Verdickungen und Verkalkungen der Prothesentaschen, sowie der Bildung von Gerinnseln innerhalb der Prothese und der Entstehung von Narbengewebe (Pannus), auch Risse und Lochbildungen der Taschen zu den seltenen Spätkomplikationen.

    Das Auftreten struktureller Probleme erfordert oft eine erneute Operation mit dem Austausch der defekten Klappe.

Nach der Operation

Unmittelbar nach der Operation kommt der Patient in den sogenannten “Aufwachraum”, der sich noch in der Operationsabteilung befindet. Von hier aus wird er auf die Intensiv- oder Überwachungsstation gebracht. Erst hier wird man langsam wieder wach.

Einige Patienten haben unmittelbar nach dem Aufwachen aus der Narkose Schwierigkeiten, Ihre Arme und Beine richtig zu bewegen. Dies liegt an den Nachwirkungen der Narkosemitteln und wird meistens nach kurzer Zeit wieder verschwinden.

Nach dem Erwachen wird man Schmerzen an den Schnittstellen der Operation haben, also auf der Vorderseite der Brust über dem Brustbein. Wenn die Schmerzen stark und unangenehm sind, bekommt man ein Schmerzmittel.

Insgesamt sind die Schmerzen nach einer Herzoperation bei weitem nicht so schlimm, wie man sich das vielleicht vorstellt.

Man ist nach der Operation noch für eine kurze Zeit an Schläuche und Kabel angeschlossen:

.......

Ende der Leseprobe


Lesen Sie im eBook mehr über:

In einem Anhang des eBooks gibt es eine Liste mit Dingen (Formulare, persönliche Sachen), die ein Patient zur Aufnahme im Krankenhaus mitbringen sollte.

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