Unklare Brustbeschwerden

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Brustbeschwerden werden von den Betroffenen sehr unterschiedlich beschrieben. Die einen beschreiben „eine Enge in der Brust“, andere sprechen von einem „Druckgefühl in der Herzgegend“ und wiederum andere von einem regelrechten Schmerz oder von dem Gefühl, das Herz einfach zu spüren (was üblicherweise nicht der Fall ist).

Auch die Art der Mißempfindung kann sehr unterschiedlich sein: Es kann sich um einen dumpfen Druck oder einen spitzen Schmerz handeln, die Mißempfindung kann kontinuierlich bestehen (so als wäre sie zu einem bestimmten Zeitpunkt ein-, aber nicht oder erst nach Stunden wieder ausgeschaltet worden) oder sie kann wellenförmig auftreten. Die Beschwerden können in Ruhe auftreten oder bei körperlicher Anstrengung, bei Stress, bei bestimmten Bewegungen der Arme und Schultern auftreten, sie können auftreten, wenn man im Winter aus dem warmen Haus in die Kälte tritt oder nach dem Essen.

Es gibt viele Möglichkeiten, wie verschiedene Menschen diese Beschwerden empfinden. Und obwohl es naheliegt und die meisten Betroffenen sofort daran denken: Die Ursache ist nicht immer das Herz! Auch Sodbrennen, die Erhöhung des Blutdrucks, Reizungen der Muskeln, Knochen oder Bänder des Brustkorbes und der Schultern, Herzklappenfehler oder eine Herzmuskelentzündung (um nur einige Möglichkeiten zu nennen) können Ursache für Schmerzempfindung im Brustkorb sein.

Brustschmerzen können aber auch Ausdruck einer Herzkrankheit (z.B. bei verengten Herzkranzarterien oder bedeutsamen Herzklappenfehlern) und daher auch gefährlich werden. Die Gefahren bestehen darin, daß u.U. ein Herzinfarkt oder eine Herzmuskelschwäche auftreten. Um diese Gefahren abzuwenden ist es ratsam, dem Hausarzt über die Beschwerden zu berichten, damit dieser weitere Untersuchungen durchführen kann oder Sie zur weiteren Abklärung zu einem Kardiologen, d.i. einem Herzspezialisten überweist. Aufgabe der weiteren Untersuchungen ist, eine möglicherweise gefährliche Herzkrankheit als Ursache der Schmerzen zu finden, gefährliche Krankheiten zu beseitigen und die Schmerzen nach Möglichkeit abzustellen.

Die Untersuchungen, die Ihr Hausarzt oder Kardiologe durchführen werden kann man ganz grob in 2 Kategorien einteilen:

Basisuntersuchungen sind

Der vielleicht wichtigste Teil dieser Untersuchungen ist die Anamnese. Neben der Erfassung sog. Risikofaktoren (Rauchen, Übergewicht, bekanntermaßen hoher Blutdruck, Cholesterinerhöhung oder Zuckerkrankheit (Diabetes)) geht es hier nämlich vor allem um die Frage, ob Ihre Beschwerden als Angina pectoris zu bezeichnen sind.

Angina pectoris nennt man die bei einer Durchblutungsstörung des Herzens durch verengt Herzkranzgefässe auftretenden typischen Beschwerden:

Bei solchen „typischen“ Angina pectoris-Beschwerden ist die Wahrscheinlichkeit, daß eine bedeutsame Herzkrankheit vorliegt sehr hoch und in der Regel kann man schon jetzt sagen, daß hier weitere Untersuchungen notwendig sein werden.

Nicht jeder Mensch mit einer bedeutsamen Herzkrankheit hat jedoch „typische“ Angina pectoris. Es gibt auch „untypische“ Beschwerden:

Die Beschwerden können sowohl bei Belastungen als auch in Ruhe auftreten, sie können in rechte Schulter, rechten Arm oder sogar in den Bauch ausstrahlen, es müssen nicht immer Schmerzen sein, die man verspürt, sondern es kann sich „nur“ um ein „komisches Gefühl“ handeln.

Solche „atypischen Beschwerden“ werden oft von Frauen oder zuckerkranken Menschen angegeben und sie können ebenso auf eine Herzkrankheit hindeuten wie die beschriebene typische Angina pectoris.

Und schließlich ist da noch das Phänomen „Luftnot“:

Unter bestimmten Umständen kann auch Luftnot unter Belastung als Ausdruck einer Herzkrankheit bestehen. Man nennt dies dann „Angina-Äquivalent“. Am Ende dieser ersten Basisuntersuchungen wird der Verdacht, daß es sich tatsächlich eine bedeutsame Herzkrankheit handeln könnte entweder bestätigt oder entkräftet

In der Folge geht es nun darum, den Verdacht auf das Vorliegen einer Herzkrankheit zu beweisen, den Gefährdungsgrad, der von ihr ausgeht zu klären und zu überlegen, wie man die Krankheit beseitigen oder wenigstens entschärfen kann.

Hierzu sind 4 Zusatzuntersuchungen geeignet:

Welche dieser Untersuchungen erforderlich ist wird Ihr Kardiologe mit Ihnen genau besprechen, denn die Auswahl der jeweiligen Untersuchung hängt von ihrem Nutzen und ihrem Risiko, in vielen Fällen aber auch von den Bedürfnissen der Betroffenen ab. Über die einzelnen Untersuchungen wird in speziellen Kapiteln dieser Website detailliert berichtet.

Nach Lektüre dieser kurzen Information sollten Sie die folgenden Dinge wissen:

Vor einigen Untersuchungen, die ich oben kurz erwähnt habe (z.B. die Herzkatheteruntersuchung oder die Myokardszintigraphie mit Einspritzung radioaktiven Kontrastmittels) werden Sie sich vielleicht fürchten, weil Sie diese Untersuchungen für gefährlich halten. Sicherlich haben solche Spezialuntersuchungen tatsächlich gewissen Risiken. Verglichen mit den Gefahren, die Ihre Herzkrankheit hat, wenn sie ohne weitere Untersuchungen nicht behandelt werden kann sind die Risiken der Untersuchung aber verschwindend klein. Die Untersuchungen sind somit „das kleinere Übel“. Alle Untersuchungen, die ich erwähnt habe sind heutzutage „medizinischer Standard“, d.h. sie sind schon bei vielen Tausend Menschen mit großer Sicherheit angewandt worden und die Ärzte, die sie durchführen sind geübt und erfahren.

Vielleicht sind Sie dennoch unsicher und müssen es sich noch überlegen, ob Sie die von Ihrem Kardiologen vorgeschlagenen Untersuchungen durchführen lassen oder nicht. Vielleicht möchten Sie sich mit Menschen Ihres Vertrauens (z.B. mit Familienmitgliedern, Verwandten, Bekannten, mit Ihrem Hausarzt) besprechen oder einen anderen Kardiologen um seine Meinung fragen.

Sie müssen sich wegen dieser Unsicherheit nicht schämen und Sie müssen keineswegs das Gefühl haben, Ihr Kardiologe würde sich nicht mehr um Sie kümmern, wenn Sie seinem Rat nicht sofort folgen. Sagen Sie Ihrem Kardiologen, wenn er Ihnen eine solche Untersuchung vorschlägt ruhig, daß Sie für Ihre Zustimmung noch Zeit benötigen. Er wird dann einen Bericht anfertigen, der an Ihren Hausarzt geschickt wird. Mit Hilfe dieses Berichtes kann sich Ihr Hausarzt dann über Ihre Untersuchungsergebnisse informieren, sodaß Sie sich mit ihm beraten können.