Marcumar

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Der Zweck der Blutgerinnung

Marcumar ist ein Medikament zur Hemmung der Blutgerinnung. Man bezeichnet solche Medikamente auch oft als „Blutverdünner“, was aber streng genommen nicht zutrifft.

Gerinnungshemmer sollen die Gerinnungsfähigkeit des Blutes vermindern und damit die Bildung von Blutgerinnseln verhindern, das Blut verdünnen sie nicht.

Die Blutgerinnung ist ein lebensnotwendiger Vorgang: Infolge kleinerer oder größerer Verletzungen kommt es an der Haut oder auch im Inneren des Körpers immer wieder zu Blutungen. Die Blutungen aus Verletzungen der Haut, wenn man sich z.B. geschnitten oder gestochen hat sind jedermann bekannt. Auch der blaue Fleck an Stellen, an denen man sich heftig gestoßen hat ist auf eine Blutung zurückzuführen, die aber innerhalb der Haut und des Gewebes unterhalb der Haut stattfindet.

Wenn man sich beispielsweise den Kopf heftig stößt kann es aber auch Verletzungen der Blutgefäße innerhalb des Körpers, z.B. im Schädel und im Gehirn geben. Auch aus diesen Gefäßverletzungen kann es bluten, man spricht dann von „inneren Blutungen“.

Und schließlich kann es auch ohne direkten Anlass innerhalb des Körpers zu Blutungen kommen. Solche „Spontanblutungen“ treten beispielsweise auf, wenn der Blutdruck sehr stark ansteigt und die Blutgefäße dadurch „platzen“.

Blutungen, von denen ich oben geschrieben habe, gefährden die Funktion des Körpers. Aus schweren Verletzungen der Haut kann man verbluten, aber auch „innere Blutungen“ etwa in den Bauch oder in das Gehirn können verheerende oder sogar tödliche Folgen haben. Aus diesem Grund benötigt der Körper das Blutgerinnungssystem, um Undichtigkeiten der Blutgefäße abzudichten und äußere oder innere Blutungen zu verhindern. Dabei erfolgt die Abdichtung des verletzten Blutgefäßes durch einen kleinen Blutpfropf, der das Leck abdichtet (man kennt solche Blutgerinnsel an äußeren Verletzungen der Haut).

Nun gibt es Situationen, in denen der Körper Blutgerinnsel bildet, die gefährlich werden können. Beispiele sind beispielsweise Blutgerinnsel innerhalb des Herzens bei bestimmten Herzrhythmusstörungen (z.B. Vorhofflimmern) oder Gerinnseln in den großen Venen des Beines bei einer Beinvenenthrombose. Meistens sind die Blutgerinnsel harmlos, wenn sie an denjenigen Stellen liegen bleiben, an denen sie entstanden sind. Auch Gerinnsel innerhalb des Herzens verursachen hier in aller Regel keine Schäden. Wenn diese Gerinnsel aber durch das vorbei fließende Blut abgerissen werden gelangen Sie in den Blutkreislauf. Sie schwimmen mit dem Blut weiter und gelangen auf diese Weise in alle möglichen Organ, wobei das „Zielorgan“ mehr oder weniger zufällig getroffen wird. Blutgerinnsel in den Beinvenen können, dem Blutstrom folgend in die Lungen gelangen, Blutgerinnsel aus dem Herzen in jedes beliebige Organ oder Körperteil, Nieren, Arme oder Gehirn. Erst hier, im Zielorgan, verursachen sie den eigentlichen Schaden, indem sie die Blutgefäße des Organs verstopfen. Das hat zur Folge, daß das Organ oder ein Teil davon nicht mehr mit frischem Blut und Sauerstoff versorgt werden und dadurch absterben. Je nachdem, welches Organ betroffen ist entstehen z.B. eine Lungenembolie (die tödlich sein kann) oder ein Schlaganfall.

Wenn man solche Embolien verhindern will muß man verhindern, daß Blutgerinnsel entstehen oder daß sich einmal entstandene Gerinnsel von ihrem Entstehungsort lösen und in die Organe schwimmen können. Die Loslösung der einmal entstandenen Gerinnsel kann man nicht verhindern, denn das würde voraussetzen, daß man den Blutstrom anhalten müsste (was aber aus nahe liegenden Gründen nicht möglich ist). Also bleibt nur die Möglichkeit, die Entstehung von Gerinnseln zu verhindern.

In den meisten Fällen kann man die eigentliche Ursache nicht verhindern: Vorhofflimmern (als eine besonders gerinnungsfördernde Herzrhythmußtörung) kann man oftmals nicht zuverlässig und dauerhaft beseitigen und auch eine Venenthrombose der Beine entsteht oft aus Gründen, die man nicht genau kennt und daher nicht beseitigen kann.

In solchen Fällen setzt man Medikamente zu Gerinnungshemmung ein. Sie beseitigen die schon vorhandenen Gerinnsel nicht, verhindern aber, daß sich auf der Oberfläche dieser schon vorhandenen Gerinnsel Neue bilden. Im Laufe der Zeit verheilen die alten Gerinnsel und verwachsen mit der Wand der Blutgefäße bzw. mit der Innenseite des Herzens so fest, daß sie sich nicht loslösen und wegschwimmen können. Das gerinnungshemmende Medikament verhindert nur die Bildung neuer Gerinnsel.

Eine spezielle Situation liegt vor, wenn Menschen künstliche Herzklappen tragen. Viele solcher Herzklappen bestehen aus Metall, Kunststoff und Stoff, also körperfremdem Material. Dazu kommt, daß das Blut aufgewirbelt wird, wenn es an den Herzklappenprothesen vorbei fließt. Solche Verwirbelungen des Blutes und die körperfremden Materialien führen zur Bildung von Blutgerinnseln. Wenn solche Gerinnsel an künstlichen Herzklappen entstehen können sie die Herzklappen schädigen, indem sie sich beispielsweise in die Gelenke und Scharniere der Klappe einklemmen und die Ventile der Klappe blockieren. Die Arbeitsweise der künstlichen Klappe wird gestört, was zur Folge hat, daß die Klappe operativ ausgetauscht werden muß. Um dies zu verhindern werden auch Menschen mit künstlichen Herzklappen mit gerinnungshemmenden Medikamenten behandelt.

Wenn Sie mehr über Herzklappenfehler oder Herzrhythmusstörungen wissen möchten: Gehen Sie im Internet auf die Seite www.meinherzdeinherz.info und informieren Sie sich dort.

Sie haben vorhin gelesen, daß die Blutgerinnung für die Funktion des Körpers von lebenswichtiger Bedeutung ist. Daher kann man sie nicht einfach „ausschalten“. Vielmehr muß man eine Gradwanderung unternehmen, um das Blut nicht zu ungerinnbar zu machen, denn das wäre aus den oben beschriebenen Gründen gefährlich; man darf die Blutgerinnung andererseits aber auch nicht zu gering hemmen, denn dann würde das Medikament keinen ausreichenden Schutz vor der Entstehung von Blutgerinnseln geben. Man muß das Ausmaß der Blutgerinnung also genau steuern.

Viele Faktoren beeinflussen die Blutgerinnung und die Möglichkeit, sie mit Medikamenten zu beeinflussen. Es ist daher von besonderer Bedeutung, daß die Behandlung in enger Zusammenarbeit mit Ihrem Hausarzt erfolgt. Nur wenn beide, d.h. Sie und Ihr Hausarzt gut zusammenarbeiten ist eine Behandlung mit Medikamenten zur Blutgerinnungshemmung sicher und gleichzeitig effektiv. Damit Sie selber auch mitarbeiten können müssen Sie etwas über die Behandlung mit gerinnungshemmenden Medikamenten wissen und dieses Wissen im Alltagsleben anwenden. Der Zweck dieser kleinen Broschüre ist es, Sie mit diesem Wissen auszustatten. Wenn Sie darüber hinaus gehende Fragen haben oder wenn Sie sich unsicher sind, ob die Behandlung richtig durchgeführt wird wenden Sie sich an Ihren Hausarzt oder an denjenigen Arzt, der Ihnen diese Behandlung verordnet hat.

Welche Medikamente benutzt man zur Blutverdünnung?

Das Medikament, das am häufigsten angewendet wird heißt Marcumar®. Es wird als Tablette eingenommen. Es gibt andere Medikamente, mit denen man die Blutgerinnung ebenfalls hemmen kann, wie etwa die „neuen“ Blutgerinnungshemmer, Heparin, Hirudin oder Aspirin® bzw. ASS.

Über die neuen Gerinnungshemmer lesen Sie etwas später unter den „Alternativen zum Marcumar“ mehr.

Die anderen genannten Medikamente können nur als Injektion oder Infusion gegeben werden (z.B. Heparin oder Hirudin) und sich daher für den täglichen Gebrauch im Rahmen einer lebenslangen Behandlung nicht geeignet.

Oder sie wirken wie das Aspirin® oder ASS nur auf eine ganz spezielle Komponente der Blutgerinnung, nämlich auf die Blutplättchen. Für viele Krankheiten ist eine solche Beeinflussung der Blutplättchen ausreichend, für viele aber auch nicht.

Der Arzt wird immer genau zu unterscheiden haben, ob Medikamente wie Aspirin® ausreichend sind oder ob doch mit Marcumar® oder einem seiner Alternativmedikamente behandelt werden muß. In dieser Broschüre wird hauptsächlich über das Marcumar® berichtet.

Warum wird Marcumar® gegeben?

Marcumar ist ein Antikoagulanz. „Anti“ bedeutet „gegen“ und „koagulanz“ bedeutet „Blutgerinnung“. Marcumar ist also ein Medikament gegen die Blutgerinnung, d.h. ein gerinnungshemmendes Medikament. Es verhindert die Entstehung von Blutgerinnseln.

Die häufigsten Gründe, Marcumar® einzunehmen sind:

Tiefe Beinvenenthrombose

Hier entstehen Blutgerinnseln in den tief gelegenen, dicken Venen der Beine und des Beckens. Das Marcumar® verhindern, daß sich größere Gerinnsel bilden, die dann zu Lungenembolien (siehe unten) führen können.

Lungenembolie

Dies ist eine Krankheit, bei der sich Blutgerinnsels aus den Bein-, Becken- oder Bauchvenen losreißen und dann mit dem Blutstrom in die Arterien der Lungen schwimmen, wo sie zu einer Verstopfung der betroffenen Gefäße führen. Das Marcumar® soll verhindern, daß erneut Blutgerinnsel entstehen und sich die lebensgefährliche Lungenembolie wiederholen kann.

Vorhofflimmern oder Vorhofflattern

Beim Vorhofflimmern kommt es zu einem mechanischen Stillstand der Vorkammern des Herzens. Die Rhythmußtörung an sich ist kaum gefährlich. Dieser Stillstand der Vorkammern verhindert aber, daß das Blut aus den Ecken und Zipfeln der Vorkammern ausgemolken wird, sodaß es hier stehen bleibt. Und weil stehen bleibendes Blut schnell gerinnen kann (geben Sie einmal einen Tropfen Blut auf den Tisch) können sich innerhalb der Vorkammern Blutgerinnsel bilden. Auch diese Blutgerinnsel sind, für sich alleine betrachtet, nicht gefährlich, solange sie sich im Herzen befinden. Weil sich das Herz aber laufend bewegen muß können sich diese Blutgerinnsel losreißen und das Herz verlassen. Sie gelangen dann in den Kreislauf und können hier in verschiedene Organe gelangen, deren Gefäße sie verstopfen können. Welches Organ betroffen ist wird nach dem Prinzip des russischen Rouletts entschieden. Viele solcher Embolien (d.h. das Losreißen eines Blutgerinnsels) können zu lebensbedrohlichen, aber irgendwie reparablen Störungen führen. Wenn das Gerinnsel aber zufällig in das Gehirn oder in eine Herzkranzader gelangt entstehen Schlaganfälle oder Herzinfarkte. Und diese Embolien können dann, selbst wenn man sie überlebt, lebenslange Behinderung und schwere Organschäden verursachen.

Künstliche Herzklappenprothesen

Wie schon oben beschrieben können sich an solchen Herzklappenprothesen Gerinnsel bilden, die entweder zur Funktionsstörung der Prothese mit der Notwendigkeit zur erneuten Operation führen oder die wie die oben beschriebenen Embolien in den Blutkreislauf gelangen und hier nach dem Prinzip des russischen Rouletts zu Embolien führen. Alle Menschen mit künstlichen Herzklappenprothesen müssen daher lebenslang mit Marcumar® behandelt werden. Menschen, denen keine künstliche, sondern eine biologische Herzklappe eingepflanzt wurde können dagegen oft auf Marcumar verzichten, weil solche biologischen Klappenprothesen keine Neigung zur Bildung von Blutgerinnseln haben. Solche Klappenprothesen haben dafür aber andere Nachteile, über die ich hier aber nicht berichten möchte (Wenn Sie sich für Einzelheiten interessieren lesen sie die Infos über Herzklappenoperationen).

Herzinfarkt

Manchmal müssen auch Menschen, die einen Herzinfarkt überstanden haben für eine vorübergehende Zeit oder lebenslang Marcumar einnehmen, um die Gefahr eines erneuten Herzinfarktes zu mindern. Dies ist aber eher sehr selten.

Bei einigen Menschen entstehen im Gefolge des Herzinfarktes aber Aussackungen der Herzkammer (sog. „Aneurysma“), in denen sich Gerinnsel bilden können. In einigen dieser Fälle ist eine lebenslange Marcumar®-Behandlung ebenfalls nötig.

Menschen, die eine Bypass-Operation oder Ballonerweiterung („PTCA“) bekommen haben benötigen hingegen nur sehr selten eine Behandlung mit Marcumar (Wenn Sie für weitere Einzelheiten interessieren lesen Sie die Infos über eine Bypass-Operation (oder PTCA) unter www.meinherzdeinherz.info/Wissen.html).

Schlaganfall

Wenn ein Schlaganfall durch eine Embolie, d.h. ein Blutgerinnsel, das in das Gehirn geschwommen ist verursacht wurde ist meistens eine lebenslange Marcumar®-Behandlung notwendig, um einen erneuten Schlaganfall zu verhindern. Das Gleiche gilt für den „Mini-Schlaganfall“ (sog. „TIA“, d.h. Transitorisch-ischämische Attacke, also eine vorübergehende Durchblutungsstörung des Gehirns infolge von Embolien). Auch hier muß manchmal lebenslang mit Marcumar® behandelt werden, um einem großen Schlaganfall vorzubeugen. Oftmals ist bei dieser Krankheit allerdings Aspirin® ausreichend.

Nach bestimmten Operationen

ist das Risiko für die Entstehung von Blutgerinnseln an verschiedenen Stellen der Blutgefäße erhöht. Dies betrifft z.B. große orthopädische Operationen. Manche Menschen müssen nach einer solchen Operation vorübergehend mit Marcumar® behandelt werden, um die Entstehung von Blutgerinnseln in den Blutgefäßen zu verhindern.

Manchmal wird Ihnen der Arzt Marcumar® aus anderen als den hier genannten Gründen verordnen. Sprechen Sie in diesen Fällen mit dem Arzt über die Notwendigkeit der Behandlung, ihrer voraussichtlichen Dauer und über die Stärke der Gerinnungshemmung (siehe unten).

Die Geschichte des Marcumar®-Wirkstoffs

Der Wirkstoff wurde 1939 entdeckt, nachdem in Amerika Vergiftungen an Kühen auftraten, die auf der Weide gestanden hatten und verblutet waren. Als Ursache fand man die Verunreinigung des Futters mit Süßklee, in dem die Substanz Cumarin entdeckt wurde. In der weiteren Folge fand man 42 verwandte chemische Substanzen, die die Blutgerinnung hemmten. Eine amerikanische Firma, die sich mit Ungezieferbekämpfung beschäftigte (Wisconsin Alumni Research Foundation) ließ sich einen dieser Wirkstoffe 1948 als Rattengift patentieren; aus dem Firmennamen wurde auch die bis heute gebräuchliche Bezeichnung des Wirkstoffes „Warfarin“ abgeleitet.

In den 50er Jahren begannen Wissenschaftler damit, die Wirkung dieser Substanzen am Menschen zu erforschen. Die Substanz wurde allerdings zunächst nicht in der ärztlichen Behandlung eingesetzt, weil man die Hemmung der Blutgerinnung für unwiderruflich und tödlich hielt und keine Erfahrung mit der Dosierung hatte. Erst als ein Seemann 1951 mit der Substanz Selbstmord begehen wollte und überlebte lernte man, daß die tödliche Wirkung des Medikamentes aufgehoben werden konnte und begann, sich intensiver mit dem Einsatz am Menschen zu beschäftigen. Der Durchbruch kam 1954, als man den amerikanischen Präsidenten Dwight D. Eisenhower wegen eines schweren Herzinfarktes mit dem Warfarin behandelte und retten konnte. (Ganz nebenbei: Es wird immer wieder spekuliert, daß Joseph Stalin nicht einem Schlaganfall bzw. einer Hirnblutung, sondern einer Vergiftung mit Warfarin zum Opfer fiel.)

Heute gehören Medikamente wie das Marcumar® zu den am häufigsten verschriebenen Medikamenten, allein in Amerika nehmen über 2 Millionen Menschen dieses Medikament ein.

Wie wirkt Marcumar®?

Die Blutgerinnung funktioniert durch das Zusammenwirken zahlreicher chemischer Substanzen, von denen viele in der Leber gebildet werden. Die chemischen Substanzen werden einfach mit bestimmten Zahlen bezeichnet, z.B. Faktor 6, 7, 8 oder 9). Zur Bildung einiger dieser Faktoren benötigt die Leber Vitamin K. Dies sind das sog. Prothrombin und die Faktoren 5, 7, 9 und 10. Normalerweise sind diese Faktoren zusammen mit den anderen Blutgerinnungsfaktoren an einer chemischen Reaktion beteiligt, die aus einem nicht gerinnungswirksamen Blutbestandteil, dem sog. Fibrinogen, das gerinnungswirksame Fibrin herstellen (Abb. links).

Wenn Blut an der Stelle einer Gefäßverletzung in Kontakt mit bestimmten Substanzen aus der Gefäßwand kommt aktiviert dieser „Gewebsfaktor“ einen ersten chemischen Faktor der Blutgerinnung. Dieser Faktor wird hierdurch aus dem inaktiven in den aktiven Zustand übergeführt und aktiviert seinerseits nun einen weiteren Faktor, der bis dahin inaktiv gewesen ist. Dieser aktivierte Faktor überführt einen weiteren inaktiven Blutfaktor in seine aktive Form und so geht das immer weiter bis schließlich das Fibrinogen in Fibrin übergeführt wird.

Fibrinogen ist eine blutlösliche Substanz, Fibrin jedoch ein fadenförmiges, nicht mehr blutlösliches chemisches Gebildet. An der Verletzungsstelle entsteht ein Geflecht solcher Fibrinfäden, in denen sich Blutkörperchen verfangen (Abb. links).

Auf diese Weise entsteht ein Blutpfropf (= Blutgerinnsel), das die undichte Gefäßstelle abdichtet. An dieser Gerinnung sind auch noch die Blutplättchen (= Thrombozyten) beteiligt, wodurch es erklärbar wird, daß auch Medikamente wie Aspirin®, die die Funktion der Blutplättchen hemmen die Blutgerinnung abschwächen.

Marcumar® ist nun ein Medikament, das den Einbau von Vitamin K in einige Blutgerinnungsfaktoren (Faktoren 5, 7, 9 und 10) verhindert. Die Folge ist, daß diese Gerinnungsfaktoren nicht mehr hergestellt werden können. Und wenn nun in dem oben beschriebenen Gerinnungsablauf diese Faktoren fehlen kann das System nicht mehr ordentlich funktionieren. Die Folge ist, daß die Bildung der Blutpfröpfe oder Blutgerinnsel verhindert oder abgeschwächt wird.

Aus dieser Wirkweise können Sie 4 wichtige Informationen entnehmen:

  1. Marcumar® kann keine bereits vorhandenen Blutgerinnsel auflösen, sondern nur verhindern, daß sich neue Gerinnsel bilden.
  2. Wenn man eine große Menge Marcumar® einnimmt entsteht keinerlei Vitamin K-abhängiger Gerinnungsfaktor mehr und das Blut wird ungerinnbar.
  3. Wenn man die Wirkung des Marcumar® aufheben möchte führt man dem Körper einfach eine große Menge von Vitamin K zu. Weil eine bestimmte Menge an Marcumar® nur eine bestimmte Menge an Vitamin K blockieren kann wird die Marcumar®-Wirkung hierdurch aufgehoben. Weil die Bildung neuer Gerinnungsfaktoren aber Zeit benötigt wird die Wirkung des Vitamin K niemals sofort, sondern erst nach einigen Stunden oder sogar Tagen einsetzen.
  4. Weil vor der Wirkung des Marcumar® erst die noch im Blut vorhandenen Gerinnungsfaktoren verbraucht werden müssen beginnt die Wirkung des Marcumar® erst etwa 24 Stunden nach der Einnahme der 1. Tablette. Seine vollständige Wirkung entfaltet es, wenn man es weiter einnimmt, nach etwa 72 – 96 Stunden. Wenn man die Marcumar®-Behandlung beendet wirkt es etwa 2 – 5 Tage nach, bevor sich die Blutgerinnung wieder völlig normalisiert hat. Es ist daher notwendig, das Medikament ohne Pausen durchgehend so einzunehmen, wie Ihr Arzt es vorschreibt (siehe unten). Nimmt man es unzuverlässig und nicht regelmäßig verliert es im Laufe der Zeit seine Wirkung, nimmt man zuviel wird das Blut nicht mehr gerinnbar, was gefährlich werden kann.

Wie wird die Wirkung des Marcumar® überwacht?

Um zu überprüfen, ob man zu viel oder zu wenig Marcumar® eingenommen hat muß man ...

Ende der Leseprobe


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